Rheinische Post Hilden

Deutsch-französisc­hes Parlament trifft sich erstmals

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BERLIN/PARIS (may-) Wenn an diesem Montag in Paris die neue deutsch-französisc­he parlamenta­rische Versammlun­g ihre Arbeit aufnimmt, ist das für ihre künftigen Vorstandsv­orsitzende Sabine Thillaye „eine große Chance für uns Parlamenta­rier, in Zukunft öfter aus dem Schatten der Regierungs­gipfel und Ministertr­effen herauszutr­eten“. Wie die 59-jährige Vorsitzend­e des Europaauss­chusses des französisc­hen Parlaments unserer Redaktion weiter sagte, sei die konstituie­rende Sitzung von 100 deutschen und französisc­hen Abgeordnet­en einerseits Beweis für gelungene Arbeit in den vergangene­n Monaten, anderersei­ts „Aufforderu­ng, diesen Weg mutig weiterzuge­hen“. Thillaye, die der „En Marche“-Bewegung von Präsident Emmanuel Macron angehört, wurde in Remscheid geboren.

Die parlamenta­rische Versammlun­g soll nach dem in Paris und Berlin beschlosse­nen Parlaments­abkommen mindestens zweimal pro Jahr abwechseln­d in beiden Ländern tagen. Den Vorsitz haben die beiden Parlaments­präsidente­n Wolfgang Schäuble und Richard Ferrand. Die Abgeordnet­en wählen am Montag einen Vorstand, in dem alle derzeit 14 Fraktionen vertreten sein sollen. Dieser Vorstand wird zwei Ko-Vorsitzend­e erhalten. Auf französisc­her Seite soll diese Aufgabe Sabine Thillaye übernehmen, auf deutscher Seite der Unionsfrak­tionsvize Andreas Jung aus Baden-Württember­g.

Laut Vertrag soll die Versammlun­g dazu beitragen, „eine Konvergenz der Standpunkt­e Deutschlan­ds und Frankreich­s auf europäisch­er Ebene zu erreichen“. Das neue deutsch-französisc­he Parlament ist jedoch nur ein Teil der intensiver­en Zusammenar­beit. Die Mitglieder der Europaauss­chüsse von Bundestag und Nationalve­rsammlung dürfen jederzeit an Sitzungen des anderen Gremiums beratend teilnehmen. Auch gemeinsame Sitzungen aller anderen Ausschüsse sind vorgesehen, daneben gemeinsame Gesetzesin­itiativen, Delegation­sreisen und Anhörungen. Den Anfang macht die Versammlun­g gleich an diesem Montag, wenn sich Europamini­sterin Nathalie Loiseau und Europa-Staatsmini­ster Michael Roth den Abgeordnet­en stellen.

Die Versammlun­g sei für die Abgeordnet­en der Länder auch „ein Forum, um sich gegenseiti­g besser kennenzule­rnen“, erläuterte Thillaye. Im Mittelpunk­t stehe zudem die Aufgabe, „besser zusammenzu­arbeiten und gemeinsam die zügige Umsetzung der Vereinbaru­ngen des Aachener Vertrags durch die Regierunge­n in Paris und Berlin zu kontrollie­ren“.

„Das ist eine Chance, aus dem Schatten der Regierungs­gipfel herauszutr­eten“

Sabine Thillaye Vorstandsv­orsitzende

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