Gläubige erschüttert, aber zuversichtlich
Erstmals hielt Joachim Decker anstelle des beurlaubten Stadtdechanten Ulrich Hennes die Messe.
Viele Gläubige der Gemeinde St. Lambertus stehen immer noch unter Schock. Besucher der Vorabendmesse in der Heimatgemeinde des beurlaubten Stadtdechanten und Pfarrers Ulrich Hennes zeigten sich am Samstag erschüttert. Das Erzbistum hatte den Seelsorger wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung eines erwachsenen Praktikanten im Jahr 2012 beurlaubt, dabei auch die Unschuldsvermutung betont. Hennes bestreitet den Vorwurf.
„Man kann es gar nicht glauben, es passt nicht zusammen“, sagt Ursula Jäkel nach Ende des Gottesdienstes. Sie kennt die Gemeinde und ihren Pfarrer gut, schließlich ist sie Mitglied im Chor von St. Lambertus. Klemens Risse besucht regelmäßig die Vorabendmesse. „Natürlich sind wir entsetzt.“Es wundere ihn aber, dass sich Betroffene beziehungsweise mit dem Vorgang vertraute Menschen erst nach so langer Zeit melden. Es könne aber keine Entschuldigung geben, sollten die Vorwürfe tatsächlich zutreffen.
Die Frage bewegt auch Liesel Kreuzberg. Hennes könne auch unschuldig sein, man müsse jetzt erst einmal abwarten und auf Gott vertrauen. Auch Paul Polito ist noch immer fassungslos: „Ulrich Hennes ist nicht nur korrekt, er ist oberkorrekt.“Ein älteres Ehepaar aus Unterrath, das ganz bewusst in diesen besonderen Gottesdienst gekommen ist, sagt: „Wir hätten nicht gedacht, dass solche Geschichten auch hierhin kommen.“Eine andere Äußerung zeigt, wie angespannt die Lage in St. Lambertus ist. „Was wollen Sie jetzt eigentlich noch wissen?“, meint eine Gottesdienstbesucherin.
Am Altar steht an diesem Samstagnachmittag bereits Joachim Decker. Den leitenden Pfarrer im Seelsorgebereich Eller-Lierenfeld hat das Erzbistum zum Pfarrverwalter an St. Lambertus berufen. Er habe sich kurzfristig dazu entschlossen, bereits diese Messe zu lesen, sagt Decker im Anschluss, auch um damit ein Signal an die Gemeinde zu senden, „dass jemand da ist und sich kümmert“. Es herrsche „trotz großer Erschütterung auch Zuversicht und Gottvertrauen“.
In der Messe sprach Decker von einer „unvergleichlichen Schieflage“, in die die Kirche geraten sei und die viele „mit Sorge erfüllt“. Er sei aber zuversichtlich, dass „mit Hilfe aller Gläubigen das Vertrauen in die Kirche wieder gestärkt“werden könne. Decker verlas das angekündigte Proklamandum, eine Erklärung des Erzbistums, das am Wochenende in allen katholischen Messen in Düsseldorf vorgetragen wurde. Man halte sich an die verbindlichen Leitlinien der Bischofskonferenz, heißt es darin. Zugleich müsse die unabhängige Überprüfung und das Ergebnis des Verfahrens abgewartet werden.