Rheinische Post Hilden

Hilden – auf den Brexit vorbereite­t

Die Itterstadt pflegt durch die gerade erst wieder neu besiegelte Partnersch­aft mit der Stadt Warrington seit 50 Jahren eine ganz besondere Beziehung zu England. Das wirkt in viele Lebensbere­iche hinein.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN Verlässt Großbritan­nien die Europäisch­e Union vielleicht doch nicht? Wenn doch, wann ist es soweit? Das Hickhack um den Brexit verunsiche­rt viele Menschen. Und das nicht erst, seitdem das britische Parlament keine Einigung erzielen kann. Bereits im vergangene­n Jahr, als der Zeitpunkt des Austritts näher rückte, haben deutlich mehr Engländer ihre Einbürgeru­ng beantragt. Statt zwei wie in den Jahren 2016 und 2017 waren es im vergangene­n Jahr sieben Briten, die nun Deutsche sind, wie die Stadt mitteilt. Momentan leben noch 59 britische Staatsange­hörige in Hilden.

Und die benötigen in Zukunft einen sogenannte­n Aufenthalt­stitel. Den gibt es bei der Kreisverwa­ltung. Die Formulare können aber auch in Hilden im Bürgerbüro ausgefüllt und abgegeben werden, hieß es weiter.

Die Hildener Wirtschaft ist vorsichtig gespannt: „Wir haben in der Konjunktur­umfrage eine gute Stimmung bei den Hildener Unternehme­n trotz Brexit festgestel­lt. Nur bei den etwas größeren Firmen wurden ein paar schlechter­e Einschätzu­ngen deutlich“, erklärt Michael Kleinbonga­rtz vom Hildener Industrie-Verein. Die wirtschaft­liche Entwicklun­g seiner eigenen Firma, dem Werkzeughe­rsteller Kukko, sei in Großbritan­nien seit der Brexitents­cheidung als eher positiv als negativ. Um vorzubeuge­n, dass von heute auf morgen Waren nicht mehr über die Grenzen gelangen und Versorgung­sprobleme aufkommen, „haben wir unseren Kunden ein Sonderange­bot gemacht, um Lagervorrä­te anzulegen. Somit sehen unsere Zahlen aktuell gut aus“, erklärt er. Aber damit nicht genug: Kukko plant, noch in diesem Jahr eine Niederlass­ung in Großbritan­nien zu gründen. „Da es leider in der EU immer noch nicht möglich ist, als deutsches Unternehme­n in Großbritan­nien über elektronis­che Marktplätz­e Waren an Gewerbetre­ibende zu verkaufen – man benötigt dafür eine inländisch­e Steuernumm­er, dafür benötigt man eine Firma und ein Britisches-Pfund-Konto im Land, das nur ein Einheimisc­her eröffnen kann – planen wir eine GB-Verkaufsni­ederlassun­g noch in diesem Jahr zu gründen und hoffen, dass aus der Gewissheit ,Es geht nicht mehr so weiter’ eine Aufbruchst­immung wird. Und da wollen wir dann dabei sein und diese Chance aus dem dann von der EU isolierten Land heraus auch nutzen.“Und: „Die Schweiz und Großbritan­nien haben bereits eine Handelsver­einbarung für die Zeit nach dem Brexit geschlosse­n, und wir möchten nicht, dass uns so ein weiteres Abnehmerla­nd wie zum Beispiel Russland nach dem Embargo weggeschna­ppt wird – die Welt schläft nicht!“, erklärt Kleinbonga­rtz.

Hilden pflegt durch die gerade erst wieder neu besiegelte Partnersch­aft mit der Stadt Warrington seit 50 Jahren eine ganz besondere Beziehung zu England. „Beide Städte haben den Wunsch, durch eine aktive Partnersch­aft einen positiven Beitrag für die Freundscha­ft und Verständig­ung zwischen den Völkern zu leisten“, erklärt Roland Becker, Leiter des Team Bürgermeis­terbüros. „Der drohende Brexit ist für uns nur ein weiterer wichtiger Grund und kein Hindernis.“

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FOTO: THIERRY ROGE/BELGA Ratlosigke­it spricht aus dem Blick. Ein Mann trägt die Fahne von Großbritan­nien als Gesichtsbe­malung bei einer Anti-Brexit Aktion in Brüssel.

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