Schlechter Kredit kann teuer werden
Viele Zehntausend Euro können Immobilienkäufer verschwenden, wenn sie zu hohe Zinsen zahlen. Das sagt die Stiftung Warentest. Wir erklären, wie Kreditnehmer vorgehen sollten. Wichtig ist, Niedrigzinsen lange zu sichern.
BERLIN/DÜSSELDORF Baukredite sind aktuell so günstig wie noch nie, doch wer falsch sucht, kann zehntausende Euro unnötig ausgeben. Dies zeigt ein aktueller Vergleich der Stiftung Warentest in ihrem Fachblatt „Finanztest“. Die Berliner Experten hatten für einen 15-Jahres-Kredit in Höhe von 450.000 Euro bei mehr als 50 Geldhäusern die jeweils günstigsten Thomas Abraham Empirica-Marktexperte
Konditionen erfragt und fanden Verblüffendes heraus: Der günstigste Anbieter, die Vermittlungsfirma Enderlein, bot einen Zinssatz von 1,5 Prozent trotz der relativ langen Laufzeit an. Der teuerste Anbieter forderte dagegen 2,66 Prozent. Auf Dauer von 15 Jahren kommt so ein Unterschied von rund 68.000 Euro an Zinsen heraus. Geld, das besser in eine höhere Tilgung investiert worden wäre.
Auch der Vergleich der Angebote für einen Kredit in Höhe von nur 175.000 Euro für zehn Jahre bestägigte das Bild: Der günstigste Anbieter wollte nur 10.158 Euro an Zins, der teuerste 22.325 Euro – es lohnt sich also, zu vergleichen.
Damit Hauskäufer den bestmöglichen Kredit erhalten, rät die Stiftung Warentest zu einem methodischen Vorgehen: Zuerst sollte berechnet werden, wie viel Geld nötig ist und wie viel Eigenkapital der Bürger einbringt. Daraus ergibt sich die Kreditsumme.
Dann sollte definiert werden, ob Sondertilgungen gewollt sind. Die Käufer müssen ihre Anfangstilgung festlegen. Und erst dann sollten mehrere Geldhäuser um ein Angebot gefragt werden, insbesondere auch regionale Banken. „Alleine auf einen Kreditvermittler sollten Hauskäufer sich nicht verlassen“, schreibt Stiftung Warentest, „Genossenschaftsbanken und Sparkassen boten in unserem Kreditvergleich oft die größten Schnäppchen an.“
Um wirklich günstige Zinsen zu erhalten, sollte man mindestens die Kaufnebenkosten aus eigener Tasche bezahlen können. Das macht in NRW inklusive Grunderwerbssteuer, Notar und einem Gutachter rund neun Prozent des Preises aus. Außerdem sollten die Käufer rund zehn Prozent des Immobilienpreises selber finanzieren, obwohl der Aufschlag für eine 100-prozentige Finanzierung auch nur bei 0,7 Prozentpunkten liegt. Experten wie der Düsseldorfer Makler Wulff Aengevelt berichten, dass bei vielen jungen Familien die Eltern oder Großeltern etwas Kapital dazugeben, um das Eigenkapital aufzustocken. „Das ist für Käufer oft eine wichtige Unterstützung“, sagt er. „Und auf dem Sparbuch angelegt würde das Geld ja sowieso fast keinen Ertrag bringen.“
Stiftung Warentest und auch andere Finanzexperten raten dazu, sich das aktuell niedrige Zinsniveau für eine lange Zeit zu sichern. Denn nur so sind die Immobilienkäufer geschützt davor, dass ihnen später ein wieder höheres Zinsniveau deutlich höhere Kosten nach der Umschuldung bescheren könnte.
Für langlaufende Kredite spricht auch, dass sie nicht viel teurer sind als ein 10-Jahres-Kredit. Wie die Zinsen sinken – und wie viel man sparen kann Günstigste
„Eine hohe Tilgung von Anfang an verschafft Sicherheit für die spätere Umschuldung.“
9,2 %
Teuerste
1,6 %