Rheinische Post Hilden

Die 60er Jahre in Düsseldorf

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Ausstellun­g Wer sich ein Bild von den 1960er Jahren machen möchte, sollte sich eine Ausstellun­g in der Düsseldorf­er Galerie Breckner ansehen. In Zusammenar­beit mit der Galerie zeigt unsere Redaktion dort nämlich Arbeiten aus dem Nachlass von Volker Krämer, einem früheren Fotograf unserer Zeitung. Krämer begleitete die 60er Jahre in Düsseldorf mit der Kamera, bevor er die Stadt 1969 verließ und zum „Stern“nach Hamburg wechselte. Gezeigt werden in der Ausstellun­g Alltagssze­nen, Fotografie­n der Stadtgesel­lschaft und aus dem Nachtleben. Die Bilder eint ein Gespür für den Moment, das Krämer offensicht­lich hatte. Einen feinen Humor hatte er anscheinen­d auch, das sieht man vielen der Fotografie­n gleichfall­s an. kl

Info Galerie Breckner, Altestadt 6, Düsseldorf; noch diese Woche, Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Pop-CD Das neue Album von Apparat ist eine gute Gelegenhei­t, um mal über Langeweile in der Popmusik zu sprechen. Es gibt nämlich auch eine gute Langeweile; das ist, wenn die Zeit gedehnt und verlängert wird, wenn es Musik gelingt, das Leben auf slow motion herunterzu­fahren. „LP5“, das neue Album von Apparat, ist so eine Platte: schön langweilig. Im Sommer-Urlaub hört man sowas beim barfüßigen Kochen auf kaltem Steinfußbo­den im Ferienhaus. Hinter dem Projektnam­en Apparat verbirgt sich Sascha Ring aus Berlin, der ja auch als ein Drittel von Moderat bekannt ist, der Band, die er mit dem Elektronik-Duo Modeselekt­or gegründet hat. Die bespielt inzwischen als stilvoller Abfuhr-Garant die großen Festival-Bühnen, und Apparat ist vielleicht so etwas wie das Selfcare-Programm von Sascha Ring. Er mischt programmie­rte Sounds mit analogen Instrument­en, zu synthetisc­hen Bässen kommen Streicher und Harfe, und das alles eignet sich sehr gut als versonnene­r Soundtrack für Ausflüge aufs Land – ein Stück heißt denn auch „Brandenbur­g“.

Apparat macht Musik fürs Ferienhaus

Einschlag; Sascha Ring ist ein Liedermach­er, und viele Vocals hat er selbst eingesunge­n.

„LP5“ist ein Stimmungsp­rotokoll, ein Essay über Textur und Schichtung. Man sollte der Produktion, die beim ersten Hören etwas verhuscht anmutet, mehrere Durchgänge gönnen. Man kann sich ganz gut einrichten in diesen Stücken, man fühlt sich wohl in diesen Klangräume­n. Manchmal sehnt man sich nach langer Weile: Musik zum Ausatmen.

Philipp Holstein

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FOTO: V. KRÄMER Unternehme­rinnen-Empfang 1965.
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