Kalenderblatt 25. März 1996
Entführer verschleppen Reemtsma
Das Schreiben der Entführer war mit einer Handgranate beschwert. Sie forderten 20 Millionen D-Mark, später 30 Millionen, zahlbar zur Hälfte in Schweizer Franken. Die Entführung von Jan Philipp Reemtsma war einer der spektakulärsten Kriminalfälle der Bundesrepublik. Am Abend des 25. März 1996 verließ Jan Philipp Reemtsma, Sohn des Unternehmers Philipp F. Reemtsma, sein Wohnhaus im Hamburger Stadtteil Blankenese. Die Entführer fingen ihn vor der Haustür ab, verbanden ihm die Augen, zwangen ihn in ein Fahrzeug und brachten den damals 43-Jährigen in ein extra dafür angemietetes Haus in Garlstedt, einem dörflichen Stadtteil der Kreisstadt Osterholz-Scharnbeck. 33 Tage verbrachte Reemtsma dort in einem Kellerraum. Nach mehreren gescheiterten Versuchen der Geldübergabe brachten Vertraute Reemtsmas die Millionen nach Krefeld. Dort ließen sie das Geld in einem Wagen zurück. Nach mehr als vier Wochen war die Geiselnahme endlich beendet: Reemtsma kam frei. Erst danach berichtete die Presse von der Entführung. Obwohl Informationen schon früh durchgesickert waren, hatten sich alle Medien zurückgehalten, um das Leben des Entführten nicht zu gefährden. Nach und nach kam die Polizei allen Entführern auf die Spur. Haupttäter Thomas Drach wurde 1998 in Argentinien verhaftet, nach Deutschland ausgeliefert und zu einer mehr als 14-jährigen Haftstrafe verurteilt. Teile des Lösegelds sind bis heute nicht wieder aufgetaucht.