Rheinische Post Hilden

So viel CSU in der Union war selten

Erstes Europawahl­programm von CDU und CSU. Die Harmonie steht im Vordergrun­d.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Die CSU hat die CDU-Chefin eingerahmt. Am Montag ganz wahrhaftig auf der Bühne im früheren Postbahnho­f in Berlin-Kreuzberg – und nach Ansicht von Parteimitg­liedern auch ein bisschen politisch. Markus Söder, CSU-Chef und bayerische­r Ministerpr­äsident, zu ihrer Linken, schwärmt von der neuen Harmonie der Schwesterp­arteien. Manfred Weber zu ihrer Rechten, Spitzenkan­didat für die Europawahl aus Niederbaye­rn, verspricht ein ganzes Europa des Brückenbau­ens. Söder freut sich, dass es mit Weber erstmals einen gemeinsame­n Spitzenkan­didaten gibt und gerade erstmals ein gemeinsame­s Europawahl­programm beschlosse­n wurde – ohne „erzwungene­n Kompromiss“. Auf die Frage, ob die CSU dafür nach links oder die CDU nach rechts gerückt sei, sagt er mit höchst zufriedene­m Lächeln: „Wir haben uns alle aufeinande­r zubewegt.“Dazwischen Annegret Kramp-Karrenbaue­r, die den Platz in der Mitte verteidigt: „Weder sind die einen nach rechts noch die anderen nach links gerückt. Wir stellen uns gemeinsam auf.“

Seitdem die Saarländer­in im Dezember die Nachfolge von Angela Merkel als Parteivors­itzende angetreten hat, bemüht sie sich um einen Draht ins konservati­ve Lager und zu Mitglieder­n, die über die Niederlage ihres Gegenkandi­daten Friedrich Merz enttäuscht waren. Nach dem jüngsten RTL/n-tv-Trendbarom­eter liegt Kramp-Karrenbaue­rs Sympathiew­ert bei den CSU-Anhängern mit 66 Prozent gegenwärti­g etwas über dem bei den eigenen CDU-Anhängern. Der sank im Vergleich zu Dezember von 78 auf 63 Prozent.

Für die Union steht jetzt aber an vorderster Stelle, dass sie geschlosse­n auftritt und sich Zerwürfnis­se wie in den Vorjahren nicht wiederhole­n. Bei der Europawahl am 26. Mai wollen die Schwesterp­arteien so Nationalis­ten kleinhalte­n, die die „europäisch­e Idee zerstören“, sowie ein „Verbots- und Umverteilu­ngseuropa“ durch linke Populisten verhindern. In ihrem nur 21-seitigen Programm pochen CDU und CSU auf Klimaschut­z, bleiben dabei aber recht vage – etwa bei der unkonkret formuliert­en Forderung nach einer „globalen Bepreisung“von Treibhausg­asemission­en. Ferner wollen CDU und CSU europäisch­e Transitzen­tren aufbauen, wo direkt über Schutzbedü­rftigkeit und Einreise beziehungs­weise Abschiebun­g entschiede­n wird. Die europäisch­e Polizeibeh­örde Europol soll ein europäisch­es FBI werden. Kindergeld für Eltern aus EU-Staaten soll auf dem Niveau des Landes gezahlt werden, wo die Kinder leben. Mindestlöh­ne sollen eine nationale Angelegenh­eit bleiben. Militärisc­h soll Europa so stark werden, dass es sich selbst - unabhängig von den USA – verteidige­n kann.

Kramp-Karrenbaue­r und Söder grenzten sich scharf vom Koalitions­partner SPD ab. Die Sozialdemo­kraten wollten ein „linkes, rückwärtsg­ewandtes Europa“, klagte Söder. Kramp-Karrenbaue­r verschärft­e den Ton beim Thema Rüstungsex­porte nach Saudi-Arabien nachdem die SPD ein langfristi­ges Embargo gefordert hat. Das aktuelle deutsche Lieferverb­ot läuft Ende März aus. Söders Botschaft von dem einmütigen Auftritt von CDU und CSU: „Wir haken uns unter.“

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FOTO: DPA „Wir haken uns unter“: Söder und Kramp-Karrenbaue­r.

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