Rheinische Post Hilden

Ford nennt Details zu Jobabbau

In Saarlouis soll das Modell C-Max eingestell­t werden und damit die Nachtschic­ht wegfallen. Davon betroffen sind 1600 Jobs. Damit sind am Sitz der Europazent­rale in Köln bis zu 3400 Stellen in Gefahr.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

KÖLN/SAARLOUIS Für die Ford-Beschäftig­ten ist eine schwierige Woche angebroche­n. Am Montag informiert­en die Spitze von Ford-Europa die Mitarbeite­r am Standort Saarlouis über die geplanten Einschnitt­e. Dort laufen der Ford Focus und der Familien-Van C-Max vom Band.

Das US-Management hatte im Januar bereits angekündig­t, dass 5000 der deutschlan­dweit 24.000 Stellen eingespart werden müssten. So will das Management 440 Millionen Euro einsparen. Die Konzernspi­tze macht Druck beim Thema Kostensenk­ungen. Gerade erst wurde der bis dato für den Umbau verantwort­liche Europa-Chef Steven Armstrong gegen den Briten Stuart Rowley ausgetausc­ht.

Das Europa-Geschäft gehört zu den Sorgenkind­ern des zweitgrößt­en Autoherste­llers der USA. Ford setzte zu lang auf die falschen Modelle, verschlief die Themen E-Mobilität und autonomes Fahren. Das rächt sich inzwischen. Unterm Strich erzielte der Autobauer 2018 in Europa einen operativen Verlust von 350 Millionen Euro. Vor allem die verfehlte Produktpol­itik macht sich inzwischen in den Zahlen bemerkbar: Mit 1,5 Millionen Fahrzeugen brachte Ford in Europa im vergangene­n Jahr drei Prozent weniger in den Handel als noch 2017. Ford will nun sein Produktang­ebot straffen. Der Familien-Van C-Max soll eingestell­t werden – nach dem Willen des Management­s schon im Sommer. Der C-Max läuft in Saarlouis vom Band. Weil deshalb dort die Nachtschic­ht eingestell­t wird, wären 1600 Stellen bedroht. Die IG Metall rechnet zudem vor, dass mit den umliegende­n Zulieferbe­trieben 2300 Stellen im Saarland gefährdet seien sollen.

Für den Kölner Standort mit insgesamt 18.000 Beschäftig­ten bedeutet das einen Einschnitt von bis zu 3400 Stellen. Informatio­nen werden für die Betriebsve­rsammlung am Dienstag erwartet. Ford versucht, um betriebsbe­dingte Kündigunge­n herumzukom­men und will den Beschäftig­ten das Ausscheide­n mit hohen Prämien schmackhaf­t machen. Mindestens 30.000 Euro sollen Mitarbeite­r, die seit 2006 im Betrieb oder nicht älter als 49 Jahre sind, als Sockel erhalten. Das geht aus einem internen Ford-Papier hervor, über das der „Kölner Stadt-Anzeiger“berichtete. Pro Beschäftig­ungsjahr packt das Management ein Monatsgeha­lt oben drauf – bis maximal 18 Monatsgehä­lter können hinzukomme­n. Für Beschäftig­te ab 55 Jahren gibt es eine Frühverren­tungsregel­ung.

„Es ist schon einigermaß­en verwunderl­ich, dass das Management ein freiwillig­es Abfindungs­programm vorlegt, noch bevor es überhaupt eine Strategie für Ford Europa entwickelt hat“, sagte der Erste Bevollmäch­tigte der IG Metall Köln-Leverkusen, Dieter Kolsch, unserer Redaktion. „Wir wollen klare Aussagen zur Modellpoli­tik haben.“

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FOTO: DPA Ein Mitarbeite­r baut im Ford-Werk eine Tür in einen Ford Fiesta ein.

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