Formel-1-Chefs planen Revolution
Die Rennserie soll umweltfreundlicher und spannender werden. Dazu sind harte Einschnitte nötig.
BERLIN (dpa) Der Machtkampf um die Zukunft der Formel 1 biegt in die entscheidenden Runden ein. Am Dienstag treffen sich in London die Schwergewichte des Renngeschäfts, beschlossen werden soll kaum weniger als eine Revolution. Jean Todt, der Präsident des Weltverbands Fia, kündigte bereits reichlich Bewegung an: „Die Budget-Obergrenze kommt, ein neues Fahrzeugreglement kommt, ein neues Motorreglement kommt, wir werden eine andere Geldverteilung haben.“Gelten soll der neue Rahmen für die Königsklasse des Motorsports von 2021 an. Die Frist für eine Einigung läuft spätestens Ende Juni ab. Ziel ist es, die Kosten für den Rennbetrieb drastisch zu reduzieren, Wettbewerb und Action auf der Strecke zu erhöhen und durch modernere Technologie auch dem Umweltsünder-Vorwurf zu begegnen.
Seit 1950 dreht die Formel 1 bereits ihre Runden. In dieser Saison sind 21 Rennen auf fünf Kontinenten geplant. Die Top-Teams Ferrari, Mercedes und Red Bull geben hunderte Millionen Euro aus. Kleinere Rennställe sind dauerhaft abgehängt. Das technische Regelwerk ist hoch komplex und für die wenigsten Fans noch verständlich. Günstiger, spannender, einfacher – das ist die Vision der Formel-1-Macher. Dafür wollen sie ein Etatlimit durchsetzen, das vor allem die großen Teams einbremsen würde. Weniger aerodynamische Spielereien sollen möglich sein, die Überholchancen erhöht werden. Doch ob die Branchenriesen da zustimmen? „Wir haben gute Fortschritte gemacht, bewegen uns mit allem in eine generelle Richtung“, sagt Formel-1-Chef Chase Carey. Bei den Details indes gebe es „zehn verschiedene Meinungen“. Die Debatte dürfte heikel bleiben. Nur noch bis Ende 2020 sind die Rennställe durch den Grundlagenvertrag an die Formel 1 gebunden. Red Bull hat zuletzt immer wieder mit einem Ausstieg gedroht.
Als saubere Alternative präsentiert sich die vollelektrische Rennserie Formel E. Die Autobauer BMW und Audi sind schon mit einem Werksteam dabei, Porsche und auch Mercedes folgen zur nächsten Saison. Die stromgetriebenen Boliden rasen durch Metropolen wie Hongkong, New York, Rom und Paris – immer auf die grüne Tour. So mancher in der Formel 1 verweist jedoch darauf, dass die Erzeugung des Stroms in Kraftwerken keineswegs so sauber sei, wie es die schöne Werbung für die Formel E glauben machen will. Mit einem Verbrauch von rund 150 Litern Benzin pro Rennen ist aber auch die Öko-Bilanz eines Formel-1-Boliden eher fragwürdig.