Rheinische Post Hilden

Vier Pianisten an 176 Tasten im Schumann-Saal

- VON NORBERT LAUFER

Wenn vier in ihrem Fach erstklassi­ge Pianisten in einem Konzert der Reihe „erstKlassi­k!“auftreten, wird es ein langer Abend. Im Schumann-Saal trafen sich der klassisch ausgebilde­te Pianist Sebastian Knauer, die Jazz-Pianisten Joja Wendt und Martin Tingvall sowie die Boogie-Woogie-Legende Axel Zwingenber­ger, alle aus Hamburg. Kein Abend für Puristen, aber ganz gewiss einer für Freunde von fröhlichen Grenzübers­chreitunge­n.

Knauer begann den Reigen mit Chopin. Wendt übernahm ohne Pause den musikalisc­hen Faden, spann ihn in Richtung Jazz für wippende Füße weiter. Danach kam Tingvall und verbreitet­e bruchlos Melancholi­e, bevor Zwingenber­ger alles zu einem Boogie-Woogie führte, seiner Zentralkom­petenz, die schon hier den ausverkauf­ten Saal mitriss.

Jeder der vier Virtuosen hatte aber auch knapp ein Viertel des Konzertes lang einen Soloauftri­tt, den er selbst moderierte – mehr oder weniger kalauernd. Sebastian Knauer spielte Ludwig van Beethovens „Mondschein­sonate“cis-Moll mit innerem Leuchten. Joja Wendt hatte Balladen und Pop-Nummern dabei, in die er kraftvolle Jazzkunsts­tücke einflocht.

Martin Tingvall zeigte sich als atmosphäri­scher Zauberer in Sachen Harmonik und Synkopen. Und schließlic­h Axel Zwingenber­ger und seine Kunst, mit seiner linken Hand stur geradeaus zu spielen, während er der rechten freien Lauf ließ. Seine rot beschuhten Füße klopften stets den Takt dazu. Der Saal kochte.

In einigen Duos an den zwei Klavieren auf der Bühne zeigten die Pianisten, wie man Ausgangsma­terial, etwa eine Gnossienne von Erik Satie, behutsam anreichern kann. Am Ende der beiden Konzerthäl­ften standen Musikstück­e, die von allen acht Händen des Quartetts an den beiden Instrument­en gespielt wurden. Was für eine Klangfülle aus der Mischung von klassische­r Strenge und jazziger Lässigkeit! Davon hätte es gerne noch mehr geben können. Bei Gershwins „I Got Rhythm“brachten die vier noch einmal nacheinand­er ihre musikalisc­hen Spezialitä­ten ein.

Nach knapp drei Stunden gingen alle Zuhörer beschwingt nach Hause.

Newspapers in German

Newspapers from Germany