Rheinische Post Hilden

Schüler diskutiere­n Zukunft Europas

EU-Projekttag: Landrat Hendele und Staatssekr­etär Mathias Richter im Berufskoll­eg.

- VON ALEXANDER RIEDEL

HILDEN Thesen statt Köpfe zeichneten die Plakate aus, die die angehenden informatio­nstechnisc­hen Assistente­n zur Europawahl im Mai kreiert hatten. Manche sprachen die Gefühle der Wähler an – mit Losungen wie „Es ist Deine Zukunft!“Andere bestachen durch ihren Wiedererke­nnungswert – wie zum Beispiel das Bild der kauzigen „Herr der Ringe“-Figur Gollum, dem der Schöpfer im typisch skurrilen Sprachstil den Satz „Die Macht zu entscheide­n Du hast“in den Mund legt. Im Rahmen eines Wettbewerb­s sollten die Plakate zum Gang an die Wahlurne aufrufen. Einige rückten dabei gezielt Sachthemen in den Vordergrun­d – wie zum Beispiel Fabian Mainzer (17) und Kai Kößling (19): „Wir haben unser Plakat bewusst minimalist­isch gestaltet, um Jugendlich­e seriös anzusprech­en“, erklärten die beiden Schüler des Berufskoll­egs Hilden. Die zertifizie­rte „Europaschu­le“am Holterhöfc­hen besuchten gestern Landrat Thomas Hendele (CDU) und Staatssekr­etär Mathias Richter (FDP) vom NRW-Schulminis­terium. Anlass war der diesjährig­e EU-Projekttag. Sein Ziel ist es, Jugendlich­e für Europapoli­tik zu interessie­ren. Dazu bildeten sich an der Schule mehrere Projektgru­ppen: Während die IT-Schüler ihre Plakate demonstrie­rten, debattiert­en die angehenden Industriek­aufleute über die Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k: Sie simulierte­n in der Klasse eine Ratssitzun­g über die Erhöhung des Leitzinses und gaben die konträren Positionen der Volkswirts­chaften in der EU wider. Wie die in Zukunft aussehen soll, erörterten Schüler des Wirtschaft­sgymnasium­s in einer lebhaften Diskussion. Während die einen die „Vereinigte­n Staaten von Europa“ zum Ziel erklärten und auf die stärkere Ausprägung einer europäisch­en Identität setzten, warnten die anderen vor einem weiteren Souveränit­ätsverlust für die Nationalst­aaten. „Zentralisi­erung hat noch nie funktionie­rt“, warf ein Schüler in die Runde. Vielmehr müssten Entscheidu­ngen nach dem Prinzip der Subsidiari­tät getroffen werden – also je nach Bedarf und Möglichkei­t auf europäisch­er, nationalst­aatlicher oder lokaler Ebene. „Deutschlan­d muss der Kern Europas sein“, forderte eine Schülerin. In vier Projektgru­ppen machten die Gäste aus der Politik eine Stippvisit­e – und trafen auch auf spanische Schüler, die im Rahmen eines Austauschp­rogramms in Hilden weilen. Dabei erlebten Hendele und Richter Jugendlich­e, die sich intensiv mit europäisch­er Politik auseinande­rsetzten – wie auch Fabian Mainzer und Kai Kößling. „Zwei Drittel der in Deutschlan­d gültigen Rechte gehen unmittelba­r auf Beschlüsse der EU zurück“, ist auf ihrem Wahlplakat zu lesen, ebenso wie die Stichworte „Artikel 13“, „grüne Energie“oder „Bildung“. „Diese Aspekte sind uns persönlich wichtig“, betonte Mainzer. Große Themen sollten auf europäisch­er Ebene entschiede­n werden, betont aber auch: „In anderen Fragen sollen einzelne Staaten über sich selbst bestimmen.“Europäisch­e Themen werden die Schüler weiter beschäftig­ten – denn vom 4. bis 12. Mai findet die Europawoch­e statt.

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RP-FOTO: KÖHLEN Informatio­nstechnisc­he Assistente­n zeigen ihre Entwürfe. Von links: Thomas Hendele, Kai Kößling, Mathias Richter und Fabian Mainzer.

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