Schüler diskutieren Zukunft Europas
EU-Projekttag: Landrat Hendele und Staatssekretär Mathias Richter im Berufskolleg.
HILDEN Thesen statt Köpfe zeichneten die Plakate aus, die die angehenden informationstechnischen Assistenten zur Europawahl im Mai kreiert hatten. Manche sprachen die Gefühle der Wähler an – mit Losungen wie „Es ist Deine Zukunft!“Andere bestachen durch ihren Wiedererkennungswert – wie zum Beispiel das Bild der kauzigen „Herr der Ringe“-Figur Gollum, dem der Schöpfer im typisch skurrilen Sprachstil den Satz „Die Macht zu entscheiden Du hast“in den Mund legt. Im Rahmen eines Wettbewerbs sollten die Plakate zum Gang an die Wahlurne aufrufen. Einige rückten dabei gezielt Sachthemen in den Vordergrund – wie zum Beispiel Fabian Mainzer (17) und Kai Kößling (19): „Wir haben unser Plakat bewusst minimalistisch gestaltet, um Jugendliche seriös anzusprechen“, erklärten die beiden Schüler des Berufskollegs Hilden. Die zertifizierte „Europaschule“am Holterhöfchen besuchten gestern Landrat Thomas Hendele (CDU) und Staatssekretär Mathias Richter (FDP) vom NRW-Schulministerium. Anlass war der diesjährige EU-Projekttag. Sein Ziel ist es, Jugendliche für Europapolitik zu interessieren. Dazu bildeten sich an der Schule mehrere Projektgruppen: Während die IT-Schüler ihre Plakate demonstrierten, debattierten die angehenden Industriekaufleute über die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank: Sie simulierten in der Klasse eine Ratssitzung über die Erhöhung des Leitzinses und gaben die konträren Positionen der Volkswirtschaften in der EU wider. Wie die in Zukunft aussehen soll, erörterten Schüler des Wirtschaftsgymnasiums in einer lebhaften Diskussion. Während die einen die „Vereinigten Staaten von Europa“ zum Ziel erklärten und auf die stärkere Ausprägung einer europäischen Identität setzten, warnten die anderen vor einem weiteren Souveränitätsverlust für die Nationalstaaten. „Zentralisierung hat noch nie funktioniert“, warf ein Schüler in die Runde. Vielmehr müssten Entscheidungen nach dem Prinzip der Subsidiarität getroffen werden – also je nach Bedarf und Möglichkeit auf europäischer, nationalstaatlicher oder lokaler Ebene. „Deutschland muss der Kern Europas sein“, forderte eine Schülerin. In vier Projektgruppen machten die Gäste aus der Politik eine Stippvisite – und trafen auch auf spanische Schüler, die im Rahmen eines Austauschprogramms in Hilden weilen. Dabei erlebten Hendele und Richter Jugendliche, die sich intensiv mit europäischer Politik auseinandersetzten – wie auch Fabian Mainzer und Kai Kößling. „Zwei Drittel der in Deutschland gültigen Rechte gehen unmittelbar auf Beschlüsse der EU zurück“, ist auf ihrem Wahlplakat zu lesen, ebenso wie die Stichworte „Artikel 13“, „grüne Energie“oder „Bildung“. „Diese Aspekte sind uns persönlich wichtig“, betonte Mainzer. Große Themen sollten auf europäischer Ebene entschieden werden, betont aber auch: „In anderen Fragen sollen einzelne Staaten über sich selbst bestimmen.“Europäische Themen werden die Schüler weiter beschäftigten – denn vom 4. bis 12. Mai findet die Europawoche statt.