Rheinische Post Hilden

Britisches Parlament übergeht May

Das Unterhaus wird am Mittwoch über Alternativ­en zum Brexit-Deal beraten.

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LONDON (dpa) Das britische Unterhaus hat im Brexit-Streit teilweise das Ruder übernommen. Gegen den Willen der Regierung wollen die Abgeordnet­en im Unterhaus in London jetzt auf eigene Faust eine Alternativ­e für das bereits zwei Mal abgelehnte Austrittsa­bkommen von Premiermin­isterin Theresa May suchen. Dafür hatten die Abgeordnet­en die Regel außer Kraft gesetzt, wonach nur die Regierung die Tagesordnu­ng im Parlament bestimmt. Sie sicherten sich diesen Mittwoch für eine Debatte und Abstimmung­en über einen Ausweg aus der Brexit-Sackgasse. Geplant sind richtungsw­eisende Abstimmung­en, mit denen ausgelotet werden soll, für welche Alternativ­e es eine Mehrheit gibt.

Unklar war aber zunächst, über welche Optionen die Abgeordnet­en am Mittwoch entscheide­n sollen und in welchem Modus abgestimmt wird. Es wird bereits spekuliert, die Abgeordnet­en könnten sich noch weitere Tage im Parlaments­kalender sichern.

Als mögliche Optionen werden etwa verschiede­ne Varianten einer engeren Anbindung an die Europäisch­e Union gehandelt: eine Mitgliedsc­haft in der Zollunion oder ein Modell nach dem Vorbild Norwegens, das zwar zum Binnenmark­t, aber nicht zur Zollunion gehört. Auch radikalere Vorschläge wie ein zweites Referendum, eine Abkehr vom Brexit durch Zurückzieh­en der Austrittse­rklärung oder ein Austritt ohne Abkommen sind im Gespräch.

Die Befürworte­r eines zweiten Referendum­s zeigten sich jedoch skeptisch, ob die Volksabsti­mmung auch zu den Optionen zählen sollte: Dahinter steckt wohl die Befürchtun­g, eine Ablehnung könnte dem Vorhaben verfrüht den Garaus machen. Ein Votum für eine der Optionen wäre rechtlich zwar nicht bindend. Es würde aber einen Hinweis darauf geben, wofür es eine Mehrheit im Parlament geben könnte.

Premiermin­isterin May will das Brexit-Abkommen aber noch nicht ganz abschreibe­n, wie die für Parlaments­fragen zuständige Ministerin Andrea Leadsom am Dienstag bestätigte. Gerechnet wird damit, dass es am Donnerstag den Abgeordnet­en nochmals vorgelegt werden könnte.

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