Einer von 26 Abiturienten scheitert an der Prüfung
2009 fielen 2,4 Prozent durch, 2017 schon 3,8.
BERLIN (dpa) In Deutschland rasseln wieder mehr Schüler durchs Abitur. In den vergangenen neun Jahren ist die Quote der nicht bestandenen Prüfungen nahezu stetig gestiegen, wie eine Auswertung der Deutschen Presse-Agentur zeigt. Zuletzt scheiterte etwa einer von 26 Prüflingen. Experten kritisieren, dass Schüler schlechte Leistungen vor dem Abitur zu einfach ausgleichen könnten – in der Prüfung dann aber nicht mehr. Während im Abitur-Jahrgang 2009 laut Statistik der Kultusministerkonferenz (KMK) noch 2,39 Prozent der Schüler durchfielen, waren es 2017 schon 3,78 Prozent.
Besonders hoch ist die Zahl der Durchfaller in Mecklenburg-Vorpommern, wo 2017 etwa jeder 14. Prüfling scheiterte. Für 2018 liegen der Kultusministerkonferenz noch keine Zahlen vor, doch einzelne Länderdaten bestätigen die Tendenz.
Zugleich aber wird bundesweit auch häufiger die Note 1,0 vergeben. Fast jeder vierte Abiturient hatte im vorvergangenen Jahr eine Eins vor dem Komma. Die Abinoten werden also extremer. Das verdeutliche die Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Elternhaus der Kinder, sagt der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. Bei der einen Gruppe könnten die Eltern die notwendige Förderung und Unterstützung privat organisieren, die anderen fielen „durch den Rost“. „Die Schere öffnet sich immer weiter“, sagt Beckmann.
Die Vorsitzende des Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, sieht eher Fehler in der Konzeption des Abiturs. „Im Abitur zeigt sich die Frucht von kontinuierlichem Lernen und kontinuierlichem Leisten – im Positiven wie im Negativen“, sagt sie. Schülern werde diese Kontinuität aber nicht abgefordert, manche würden bereits ab der Unter- und Mittelstufe nur versetzt, weil sie schlechte Leistungen in einem Fach durch gute in einem anderen Fach ausbügeln könnten. Mit den Abitur-Regelungen der Kultusminister werde kontinuierliches Lernen nicht genügend gefördert und gefordert.
Insgesamt sind die Abinoten in den vergangenen Jahren zwar etwas besser geworden, jedoch nicht stark. Den besten Notendurchschnitt gab es 2017 in Thüringen mit 2,18, den schlechtesten in Niedersachsen mit 2,57.