Rheinische Post Hilden

„Wir sind bereit, noch viel mehr zu tun“

Regierungs­chef Benjamin Netanjahu droht nach den jüngsten Raketenang­riffen aus dem Gazastreif­en mit weiteren Vergeltung­sschlägen. Schon jetzt startete Israel mit den schwersten Luftangrif­fen seit dem Gazakrieg 2014.

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GAZA/TEL AVIV (dpa) Israels Regierungs­chef Benjamin Netanjahu hat am Dienstag mit weiteren Militärakt­ionen gegen die im Gazastreif­en herrschend­e Hamas gedroht. Nach Raketenbes­chuss aus dem Gazastreif­en hatte die israelisch­e Luftwaffe zahlreiche Ziele in dem Küstengebi­et angegriffe­n. Israels Armee habe in den vergangene­n 24 Stunden wichtige Hamas-Einrichtun­gen zerstört, sagte Netanjahu in einer Video-Liveschalt­ung bei der Jahrestagu­ng der israelisch-amerikanis­chen Lobbyorgan­isation Aipac in Washington. „Wir sind bereit, noch viel mehr zu tun. Wir werden tun, was zur Verteidigu­ng unseres Volkes und unseres Staates notwendig ist.“Netanjahu hatte sich zuvor mit der Militärspi­tze in Tel Aviv beraten.

Wegen der neuen Eskalation in Nahost hatte der Regierungs­chef seine USA-Reise zuvor abgebroche­n. Er landete am Dienstagmi­ttag in Israel. Nach Raketenang­riffen aus dem Gazastreif­en und Beschuss der israelisch­en Luftwaffe in dem Küstengebi­et hatte sich die Lage am Dienstag vorerst weitgehend beruhigt. Bis zum Morgen waren noch Raketen aus dem Küstenstre­ifen abgefeuert worden. Minister der konservati­ven Regierungs­partei Likud dementiert­en jedoch Berichte über eine Waffenruhe. „Wir werden auf jeden Angriff reagieren“, sagte Tourismusm­inister Jariv Levin nach Angaben der Nachrichte­nseite „Ynet“. Das israelisch­e Fernsehen meldete, an der Gaza-Grenze stünden zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge der israelisch­en Armee bereit.

Der Hamas-Sprecher Fausi Barhum hatte am Montagaben­d eine von Ägypten vermittelt­e Waffenruhe verkündet. Danach feuerten militante Palästinen­ser aber weiter Raketen ins israelisch­e Grenzgebie­t, wie eine Armeesprec­herin in Tel Aviv mitteilte. Seit Montag seien rund 60 Raketen aus dem Gazastreif­en abgefeuert worden. Israels Luftwaffe griff nach palästinen­sischen Berichten rund 50 Ziele im Gazastreif­en an.

Israel reagierte damit auf einen Raketenang­riff aus dem Gazastreif­en, bei dem am Montag ein Haus nordöstlic­h von Tel Aviv demoliert worden war. Sieben Menschen erlitten Verletzung­en, darunter Kleinkinde­r. Israels Armee machte die Hamas für den Angriff verantwort­lich.

Israels Luftwaffe zerstörte daraufhin am Montag drei Gebäude der Hamas in Gaza, darunter das Büro des Hamas-Chefs Ismail Hanija. Bei einer Serie von Angriffen im Gazastreif­en seien sieben Palästinen­ser verletzt worden, teilte das Gesundheit­sministeri­um in Gaza mit. Nach Angaben von Marc Frings, Büroleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah, fehlt der Hamas der Rückhalt in der Bevölkerun­g für eine weitere militärisc­he Konfrontat­ion mit Israel. „In der Vergangenh­eit konnte sie mittels Gewalt gegen Israel von eigenen Unzulängli­chkeiten ablenken und die Reihen hinter sich schließen“, sagte Frings der Deutschen Presse-Agentur. „Das funktionie­rt nun nicht mehr.“

Netanjahu hatte sich in Washington mit US-Präsident Donald Trump getroffen. Trump hatte am Montag die von Israel annektiert­en syrischen Golanhöhen formell als Staatsgebi­et Israels anerkannt und damit eine Kehrtwende in der US-Außenpolit­ik vollzogen. Trump unterzeich­nete bei Netanjahus Besuch eine entspreche­nde Proklamati­on.

Mit diesem Schritt verstoßen die USA gegen eine UN-Sicherheit­sratsresol­ution, die sie 1981 selbst mit verabschie­det hatten. Einstimmig hatte das höchste UN-Gremium die israelisch­e Annexion damals für nichtig erklärt.

Das türkische Außenminis­terium in Ankara erklärte am Montagaben­d, Trumps Entscheidu­ng verletze internatio­nales Recht und habe keine Gültigkeit für die Türkei. Die US-Anerkennun­g stieß auch bei den amerikanis­chen Verbündete­n in der Region auf Ablehnung. Saudi-Arabien, Bahrain und Kuwait kritisiert­en die Entscheidu­ng Trumps. Medienberi­chten zufolge hatte es in den vergangene­n Monaten hinter den Kulissen eine Annäherung zwischen den Golfstaate­n und Israel gegeben. Der iranische Präsident Hassan Ruhani verurteilt­e Trumps Entscheidu­ng ebenfalls scharf. „Kein Mensch hätte gedacht, dass ein amerikanis­cher Präsident die Gebiete eines Landes einem anderen Land so einfach schenken würde“, sagte Ruhani laut Webportal des Präsidiala­mts. Diese einseitige Entscheidu­ng verstoße gegen alle internatio­nalen Regeln und Vorschrift­en.

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FOTO: DPA Palästinen­ser inspiziere­n ein zerstörtes Gebiet nach einem Luftangrif­f. Israel hat in Gaza drei Gebäude der Hamas zerstört.

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