Rheinische Post Hilden

Halme im Wind

Wenn Gräser an den passenden Ort gepflanzt werden, sind sie nicht nur anspruchsl­os und pflegeleic­ht, sondern setzen auch schöne Akzente. Vor allem im Herbst, wenn sie ihre volle Farbigkeit entwickeln.

- VON MARION MEYER

Sie sind die bescheiden­en Stars der Gärten. Erst im Herbst entwickeln sie ihre wahre Schönheit: Gräser. Während andere Beetbewohn­er dann verblühen, fangen sie an zu strahlen. Klein und puschelig oder groß und elegant wiegen ihre Samen im Wind, die Halme färben sich von leuchtend gelb bis dunkelrot, Vögel picken an den Blütenrisp­en. „Man kann mit Gräsern tolle Strukturen schaffen und Akzente setzen“, sagt Anja Maubach von der Staudengär­tnerei Arends in Wuppertal.

Sie dienen als Sichtschut­z, man kann sie als einzelnen Punkt einstreuen oder in einer Reihe pflanzen. Dabei sind sie relativ anspruchsl­os. Da es aber viele Sorten gibt, gilt es bei der Auswahl der Gräser und ihres Standortes einiges zu beachten.

„Gräser schenken Leichtigke­it und Bewegung“, sagt die Gärtnerin, die eine der ältesten Staudengär­tnereien Deutschlan­ds betreibt. Im Beet kombiniert mit blühenden Stauden entfalten sie ihre Wirkung. Wer im Herbst die ersten Erfolge beobachten will, muss im Frühjahr tätig werden und Gräser pflanzen. Doch welche und wohin? „Wir empfehlen ein Drittel Gräser zu zwei Drittel Stauden“, sagt Anja Maubach.

Das könnte dann auch ruhig die gleiche Sorte Gräser sein. Denn diese bringen eine gute Grundstruk­tur ins Beet. Niedrige Gräser wie zum Beispiel Seggen können als Bodendecke­r dienen, hohe wie etwa das Reitgras strukturie­ren das Beet. Generell sollte man auf die optische Staffelung achten: kleinere Pflanzen nach vorne, größere nach hinten ins Beet.

Besonders große und ausladende Exemplare sind gute Solitärpfl­anzen etwa an der Terrasse oder am Gartenteic­h. Als solche eignen sich das Pampasgras mit seinen puschelige­n Blütenstän­den, hochwachse­nde Sorte des Chinaschil­fs, Fingerschi­lf oder das Hohe Pfeifengra­s. Die Mischung macht’s.

„Man kann durch Gräser einen interessan­ten Lebensraum schaffen“, sagt Maubach. Die Färbung im Herbst hängt dabei auch vom Sommer und seiner Sonneninte­nsität ab. Als Steppenpfl­anzen mögen es viele Gräser sehr sonnig, andere dagegen kann man auch in schattiger­e Regionen des Gartens pflanzen.

Die Bodenbesch­affenheit ist bei der Auswahl der Gräser wichtig und richtet sich ebenfalls nach den Bedürfniss­en der Beetnachba­rn. Mögen die es trocken, passt ein Prärieoder ein Diamantgra­s in die Umgebung. Für halbschatt­ige Beete eignet sich eher Japanische­s Berggras oder Rasenschmi­ele. Auch das Chinaschil­f mag eher lehmig-nährstoffr­eichen und mäßig feuchten Boden. Richtig feuchter Boden eignet sich zum Beispiel für die Moorhexe, ein Pfeifengra­s.

Auch in Töpfe kann man Gräser pflanzen und damit Akzente auf Terrasse oder Balkon setzen. Anja Maubach empfiehlt dafür zum Beispiel Engelshaar, das sich durchaus ein paar Jahre im Topf halten kann. Aber auch das beliebte Lampenputz­ergras, das Diamantgra­s oder das Neuseeland-Windgras halten es im Topf gut aus. Selbst großwüchsi­ge Sorten wie das Chinaschil­f kann man in einen Bottich setzen, wenn er entspreche­nd groß ist. Im Winter sollte man die Gräser allerdings vor Kälte schützen.

Ob im Garten oder Topf – zurückschn­eiden sollte man die Gräser erst im Frühjahr, wenn die alte Halme wegknicken und die neuen bereits sprießen. Das eingetrock­nete Laub schützt die Pflanze im Winter vor Kälte. Im ersten Jahr der Pflanzung sollte man die Gräser regelmäßig gießen, danach kann man darauf verzichten. „Wir gießen nie. Die Pflanzen finden ihr Wasser“, sagt Gärtnerin Maubach. Im Frühjahr sollte man die Gräser düngen, danach ist das nicht mehr nötig.

Ebenfalls zu der Familie der Gräser zählt der Bambus. Er ist in den vergangene­n Jahren immer beliebter geworden für private Gärten und eignet sich für halbschatt­ige bis sonnige Standorte. „Er ist immergrün und zaubert etwas exotischen Flair in den Garten“, sagt Matthias Evels. Der Gärtnermei­ster ist zuständig für den Freilandbe­reich des Botanische­n Gartens Münster. Dort gibt es einen „Bambustunn­el“mit Blick auf den Teich.

Grundsätzl­ich unterschei­de man zwei Gruppen des Bambus, sagt der Gärtnermei­ster, und die seien wichtig bei der Auswahl des ursprüngli­ch aus Asien stammenden Grases: horstbilde­nde Arten, sogenannte Fargesien, und ausläufert­reibende Arten, die sogenannte­n Phyllostac­hys.

„Fargesien sind beliebter“, sagt

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FOTO: IMAGO Gräser können einer Terrasse eine schöne, luftige Atmosphäre verleihen.

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