Wetterdienst will früher vor Dürren warnen
Der Klimawandel führte zu einer Reihe neuer Rekorde. Es wurde auch in Nordrhein-Westfalen wärmer.
BERLIN In NRW ist es in den vergangenen Jahrzehnten wärmer, nasser und sonniger geworden. Nach intensiver Auswertung ist die durchschnittliche Temperatur an Rhein und Ruhr um 1,6 Grad seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 gestiegen. Auf ganz Deutschland bezogen waren es 1,5 Grad. Der Niederschlag nahm um 10,4 Prozent zu (bundesweit um 8,7), und besonders deutlich ist die Sonnenscheindauer. Die NRW-Bevölkerung hat inzwischen 10,9 Prozent mehr davon im Vergleich zu 1951 (und 6,2 Prozent im Bundesschnitt). Beherrschend war im vergangenen Jahr indes die lange, heiße Trockenperiode, die Jahrhundertrekorde purzeln ließ. Das zeige „eindrücklich, wie kraftvoll der Klimawandel und die globale Erwärmung Deutschland im Griff haben“, meinte Deutscher-Wetterdienst-Vizepräsident Paul Becker bei der Vorstellung der jüngsten Statistik.
Angesichts von Milliarden Euro teuren Dürre-Schäden hat der Wetterdienst ein neues Prognose-Instrument entwickelt, das sich im Laufe dieses Jahres bewähren soll: Anhand der Bodenfeuchtigkeit streben die Wetterexperten an, Landwirte nicht mehr mit zweiwöchigem, sondern künftig mit bis zu sechswöchigem Vorlauf warnen zu können. Sie wären dann in der Lage, rechtzeitig zu düngen oder die Pflanzen auf andere Weise zu schützen, um die Ernteausfälle angesichts drohender Dürre zu mindern.
2018 war das wärmste Jahr in fast 140 Jahren. Der Rekord bei den heißen Tagen wurde um einen auf 20 Tage erhöht, der Rekord bei den Sommertagen ab 25 Grad gleich um zwölf auf 74. Das hat Auswirkungen auf viele Bereiche des menschlichen Lebens. Empfindliche Menschen seien Gesundheitsgefahren ausgesetzt, außerdem verteuerten sich die Preise für Lebensmittel durch kärgliche Ernten und für Benzin durch verminderte Transportmöglichkeiten, wenn die Flüsse nicht mehr richtig schiffbar sind.
Dabei hatte es Deutschland nicht mit einem einmaligen Ausreißer zu tun. Weltweit seien die vergangenen vier die wärmsten jemals gemessenen Jahre gewesen, erläuterte Wetterexperte Thomas Deutschländer. Zugleich wies er darauf hin, dass der Erwärmungstrend in Deutschland stärker ausfällt als weltweit. Die Sonnenscheindauer war im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 2015 Stunden so lang wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Im Mittel fehlten pro Quadratmeter auch 200 Liter Regenwasser. Der Niederschlag kam auf der anderen Seite in einzelnen Regionen auch wiederholt als Starkregen runter. So wie Ende Mai in Wuppertal, als 85 Liter je Quadratmeter binnen einer Stunde fielen und Teile des Stadtgebietes überschwemmten.