Ford-Chef verteidigt Sparprogramm
Bei einer Betriebsversammlung machten die Mitarbeiter ihrem Unmut Luft.
KÖLN Die Angst ist groß, daran konnte auch die Betriebsversammlung nichts ändern. Denn Gewissheit, die gibt es für die vielen Mitarbeiter bei Ford in Köln weiterhin nicht. Auf Transparenten hatten sie vor Beginn der Veranstaltung noch einmal ihre Forderungen verkündet. „Wir sind bereit für neue Technologien“, stand da. Oder auch: „Köln elektrifizieren“.
Doch Gunnar Herrmann, Deutschland-Chef des angeschlagenen Autoherstellers, wollte den Mitarbeitern bei der turnusmäßigen Betriebsversammlung wenig Hoffnung machen. Stattdessen unterstrich er die Notwendigkeit des eingeschlagenen Kurses. Vor den rund 7000 Mitarbeitern musste der Manager allerdings herbe Kritik einstecken, wie aus Teilnehmerkreisen verlautete. Es mangele an langfristigen Perspektiven, wurde moniert.
Das Europa-Geschäft des amerikanischen Autoherstellers steckt seit Jahren in Schwierigkeiten, allein im vergangenen Jahr fiel ein operativer Verlust von rund 350 Millionen Euro an. Das Management befahl dem Unternehmen daher ein striktes Sparprogramm, dem auch Tausende Jobs zum Opfer fallen dürften. Allein am Standort Köln, wo knapp 18.000 der deutschlandweit 24.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, ist jeder fünfte Job in Gefahr. Noch laufen die Verhandlungen mit dem Betriebsrat über den Stellenabbau. Und der hofft weiter darauf, dass das Sanierungsprogramm nicht so hart ausfällt wie vielfach spekuliert: „Wenn wir in den nächsten zwei Jahren zumindest ein bisschen in die Gewinnzone kommen, wird niemand mit harten Bandagen Personal abbauen wollen.“
Speziell das Geschäft in Deutschland läuft eigentlich gut. Die Zulassungen bei Pkw lagen 2018 mit knapp 252.000 leicht über dem Vorjahr, der Marktanteil war mit 7,3 Prozent so hoch wie zuletzt 2009, dem Jahr der „Abwrackprämie“. Gleichzeitig wurden knapp 68.000 Nutzfahrzeuge verkauft – Bestwert.
„Wir machen gute Renditen in Deutschland“, heißt es. So würden die Fahrzeuge auch oft mit mehr Ausstattung geordert. Doch all das wiege die Verluste in anderen Märkten leider nicht auf. Und die spielen auch für die deutschen Standorte angesichts einer Exportquote von 80 Prozent eine Rolle.
Und weil Ford hierzulande mit knapp 24.000 Mitarbeitern im europäischen Vergleich besonders viele Mitarbeiter beschäftigt, damit also hierzulande auch hohe Kosten anfallen, trifft der Sparzwang den Standort nun auch hart. (mit dpa)