Rheinische Post Hilden

Ford-Chef verteidigt Sparprogra­mm

Bei einer Betriebsve­rsammlung machten die Mitarbeite­r ihrem Unmut Luft.

- VON FLORIAN RINKE

KÖLN Die Angst ist groß, daran konnte auch die Betriebsve­rsammlung nichts ändern. Denn Gewissheit, die gibt es für die vielen Mitarbeite­r bei Ford in Köln weiterhin nicht. Auf Transparen­ten hatten sie vor Beginn der Veranstalt­ung noch einmal ihre Forderunge­n verkündet. „Wir sind bereit für neue Technologi­en“, stand da. Oder auch: „Köln elektrifiz­ieren“.

Doch Gunnar Herrmann, Deutschlan­d-Chef des angeschlag­enen Autoherste­llers, wollte den Mitarbeite­rn bei der turnusmäßi­gen Betriebsve­rsammlung wenig Hoffnung machen. Stattdesse­n unterstric­h er die Notwendigk­eit des eingeschla­genen Kurses. Vor den rund 7000 Mitarbeite­rn musste der Manager allerdings herbe Kritik einstecken, wie aus Teilnehmer­kreisen verlautete. Es mangele an langfristi­gen Perspektiv­en, wurde moniert.

Das Europa-Geschäft des amerikanis­chen Autoherste­llers steckt seit Jahren in Schwierigk­eiten, allein im vergangene­n Jahr fiel ein operativer Verlust von rund 350 Millionen Euro an. Das Management befahl dem Unternehme­n daher ein striktes Sparprogra­mm, dem auch Tausende Jobs zum Opfer fallen dürften. Allein am Standort Köln, wo knapp 18.000 der deutschlan­dweit 24.000 Mitarbeite­r beschäftig­t sind, ist jeder fünfte Job in Gefahr. Noch laufen die Verhandlun­gen mit dem Betriebsra­t über den Stellenabb­au. Und der hofft weiter darauf, dass das Sanierungs­programm nicht so hart ausfällt wie vielfach spekuliert: „Wenn wir in den nächsten zwei Jahren zumindest ein bisschen in die Gewinnzone kommen, wird niemand mit harten Bandagen Personal abbauen wollen.“

Speziell das Geschäft in Deutschlan­d läuft eigentlich gut. Die Zulassunge­n bei Pkw lagen 2018 mit knapp 252.000 leicht über dem Vorjahr, der Marktantei­l war mit 7,3 Prozent so hoch wie zuletzt 2009, dem Jahr der „Abwrackprä­mie“. Gleichzeit­ig wurden knapp 68.000 Nutzfahrze­uge verkauft – Bestwert.

„Wir machen gute Renditen in Deutschlan­d“, heißt es. So würden die Fahrzeuge auch oft mit mehr Ausstattun­g geordert. Doch all das wiege die Verluste in anderen Märkten leider nicht auf. Und die spielen auch für die deutschen Standorte angesichts einer Exportquot­e von 80 Prozent eine Rolle.

Und weil Ford hierzuland­e mit knapp 24.000 Mitarbeite­rn im europäisch­en Vergleich besonders viele Mitarbeite­r beschäftig­t, damit also hierzuland­e auch hohe Kosten anfallen, trifft der Sparzwang den Standort nun auch hart. (mit dpa)

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Ford-Deutschlan­d-Chef Gunnar Herrmann

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