Die Angst der Kaufhof-Mitarbeiter
Angeblich plant die neue Warenhausgruppe intern den Abbau von 5500 Stellen. Laut Verdi sollen in den bisherigen Kaufhof-Filialen 1800 Vollzeitjobs wegfallen. Die Gewerkschaft verlangt einen Anerkennungstarifvertrag.
DÜSSELDORF In der Diskussion um die Zukunft Tausender Beschäftigter im neuen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof scheinen die Fronten zwischen der Konzernspitze und den Arbeitnehmervertretern verhärtet. „Die Unternehmensführung muss aufhören, Fakten zu schaffen, indem sie Tarifflucht begeht, bereits Kündigungen ausspricht und nun schon 1800 statt 1600 Vollzeitstellen in den Kaufhof-Filialen streichen will. So führt man keine konstruktiven Verhandlungen über eine erfolgreiche Zukunft des Warenhauses“, sagte Stefanie Nutzenberger, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Verdi.
Anfang Januar hatten die neuen Bündnispartner mitgeteilt, dass dem Zusammenschluss der Warenhausgruppen etwa 2600 Vollzeitjobs (entspricht mehr als 4000 Stellen) zum Opfer fallen sollen, davon 1600 in den Kaufhof-Filialen und etwa 1000 in der neuen Verwaltungseinheit, davon die meisten bei Kaufhof. Jetzt verlautet aus Unternehmenskreisen, dass die Arbeitgeberseite intern sogar den Abbau von 5500 Arbeitsplätzen plane. Wie viel Vollzeitjobs dies entspräche, ist nicht bekannt. In Handelskreisen wird bereits seit Längerem darüber spekuliert, dass der neue Konzern auf Dauer eine deutlich zweistellige Zahl an Niederlassungen schließen werde.
Stimmten die Zahlen, würde sich auf jeden Fall die Lage der Beschäftigten bei der alten Galeria Kaufhof verschärfen. Deren operatives Geschäft lief zuletzt deutlich schlechter als das des ehemaligen Konkurrenten aus Essen. Bei den Kaufhof-Beschäftigten werde die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz immer größer, heißt es in Mitarbeiterkreisen. Von der Konzernführung war am Dienstag weder eine Stellungnahme zu den internen Planzahlen noch zu den Verdi-Vorwürfen zu erhalten.
Das gilt auch für die Frage, ob sich die Unternehmensspitze auf die von der Gewerkschaft geforderten Verhandlungen über einen Anerkennungstarifvertrag einlassen will. Dafür hat Verdi dem Unternehmen drei Gesprächsangebote für die zweite Aprilhälfte gemacht. Die Verdi-Forderung zielt auf einen Firmentarifvertrag, in dem der geltende Flächentarifvertrag schrittweise wieder angewandt werden soll, obwohl der Arbeitgeber nicht Voll-Mitglied eines Verbandes ist, der den Flächentarif ausgehandelt hat. Zur Mitgliedschaft zwingen können die Gewerkschaften in solchen Fällen den Arbeitgeber aber nicht; sie dürfen das auch nicht mit einem Streik zu erzwingen suchen. Stefanie Nutzenberger Verdi-Vorstandsmitglied Allerdings würde die Friedenspflicht der Gewerkschaft enden, wenn der Arbeitgeber das Gesprächsangebot ablehnte oder die Frist verstreichen lasse, erklärt Orhan Akman, Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel bei Verdi.
Dass der Vorstandsvorsitzende Stephan Fanderl und seine Kollegen dem Verdi-Ansinnen zustimmen, erscheint allerdings unwahrscheinlich. Erst vorige Woche hat Kaufhof mitgeteilt, dass das Unternehmen in allen Tarifgebieten in die sogenannte OT-Mitgliedschaft (ohne Tarifbindung) im Arbeitgeberverband gewechselt sei. Das führt dazu, dass Mitarbeiter nicht mehr von Tarifsteigerungen profitieren. Auf diese Einsparungen wird die Konzernleitung nicht verzichten wollen. Nutzenberger: „Zurzeit hat man den Eindruck, dass das neue Unternehmen Galeria Kaufhof Karstadt kaputt gespart und die Existenzgrundlage von zigtausend Beschäftigten ruiniert werden soll.“
„Man hat den Eindruck, Galeria Karstadt Kaufhof werde kaputtgespart“