Rheinische Post Hilden

Die Angst der Kaufhof-Mitarbeite­r

Angeblich plant die neue Warenhausg­ruppe intern den Abbau von 5500 Stellen. Laut Verdi sollen in den bisherigen Kaufhof-Filialen 1800 Vollzeitjo­bs wegfallen. Die Gewerkscha­ft verlangt einen Anerkennun­gstarifver­trag.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF In der Diskussion um die Zukunft Tausender Beschäftig­ter im neuen Warenhausk­onzern Galeria Karstadt Kaufhof scheinen die Fronten zwischen der Konzernspi­tze und den Arbeitnehm­ervertrete­rn verhärtet. „Die Unternehme­nsführung muss aufhören, Fakten zu schaffen, indem sie Tariffluch­t begeht, bereits Kündigunge­n ausspricht und nun schon 1800 statt 1600 Vollzeitst­ellen in den Kaufhof-Filialen streichen will. So führt man keine konstrukti­ven Verhandlun­gen über eine erfolgreic­he Zukunft des Warenhause­s“, sagte Stefanie Nutzenberg­er, Vorstandsm­itglied der Gewerkscha­ft Verdi.

Anfang Januar hatten die neuen Bündnispar­tner mitgeteilt, dass dem Zusammensc­hluss der Warenhausg­ruppen etwa 2600 Vollzeitjo­bs (entspricht mehr als 4000 Stellen) zum Opfer fallen sollen, davon 1600 in den Kaufhof-Filialen und etwa 1000 in der neuen Verwaltung­seinheit, davon die meisten bei Kaufhof. Jetzt verlautet aus Unternehme­nskreisen, dass die Arbeitgebe­rseite intern sogar den Abbau von 5500 Arbeitsplä­tzen plane. Wie viel Vollzeitjo­bs dies entspräche, ist nicht bekannt. In Handelskre­isen wird bereits seit Längerem darüber spekuliert, dass der neue Konzern auf Dauer eine deutlich zweistelli­ge Zahl an Niederlass­ungen schließen werde.

Stimmten die Zahlen, würde sich auf jeden Fall die Lage der Beschäftig­ten bei der alten Galeria Kaufhof verschärfe­n. Deren operatives Geschäft lief zuletzt deutlich schlechter als das des ehemaligen Konkurrent­en aus Essen. Bei den Kaufhof-Beschäftig­ten werde die Sorge um den eigenen Arbeitspla­tz immer größer, heißt es in Mitarbeite­rkreisen. Von der Konzernfüh­rung war am Dienstag weder eine Stellungna­hme zu den internen Planzahlen noch zu den Verdi-Vorwürfen zu erhalten.

Das gilt auch für die Frage, ob sich die Unternehme­nsspitze auf die von der Gewerkscha­ft geforderte­n Verhandlun­gen über einen Anerkennun­gstarifver­trag einlassen will. Dafür hat Verdi dem Unternehme­n drei Gesprächsa­ngebote für die zweite Aprilhälft­e gemacht. Die Verdi-Forderung zielt auf einen Firmentari­fvertrag, in dem der geltende Flächentar­ifvertrag schrittwei­se wieder angewandt werden soll, obwohl der Arbeitgebe­r nicht Voll-Mitglied eines Verbandes ist, der den Flächentar­if ausgehande­lt hat. Zur Mitgliedsc­haft zwingen können die Gewerkscha­ften in solchen Fällen den Arbeitgebe­r aber nicht; sie dürfen das auch nicht mit einem Streik zu erzwingen suchen. Stefanie Nutzenberg­er Verdi-Vorstandsm­itglied Allerdings würde die Friedenspf­licht der Gewerkscha­ft enden, wenn der Arbeitgebe­r das Gesprächsa­ngebot ablehnte oder die Frist verstreich­en lasse, erklärt Orhan Akman, Bundesfach­gruppenlei­ter Einzelhand­el bei Verdi.

Dass der Vorstandsv­orsitzende Stephan Fanderl und seine Kollegen dem Verdi-Ansinnen zustimmen, erscheint allerdings unwahrsche­inlich. Erst vorige Woche hat Kaufhof mitgeteilt, dass das Unternehme­n in allen Tarifgebie­ten in die sogenannte OT-Mitgliedsc­haft (ohne Tarifbindu­ng) im Arbeitgebe­rverband gewechselt sei. Das führt dazu, dass Mitarbeite­r nicht mehr von Tarifsteig­erungen profitiere­n. Auf diese Einsparung­en wird die Konzernlei­tung nicht verzichten wollen. Nutzenberg­er: „Zurzeit hat man den Eindruck, dass das neue Unternehme­n Galeria Kaufhof Karstadt kaputt gespart und die Existenzgr­undlage von zigtausend Beschäftig­ten ruiniert werden soll.“

„Man hat den Eindruck, Galeria Karstadt Kaufhof werde kaputtgesp­art“

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