Rheinische Post Hilden

Stadt schränkt freies Parken ein

In immer mehr Vierteln soll künftig gelten: Nur noch parken mit Parkschein – sogar in der Nacht. Das soll Anwohnern helfen und zum Umstieg auf Bus und Bahn motivieren. Die Informatio­n überrascht­e die Bezirksver­tretungen.

- VON NICOLE KAMPE UND ARNE LIEB Schreiben Sie uns Ihre Meinung: stadtpost@rheinische-post.de

Die Stadtverwa­ltung sagt dem freien Parken im Straßenrau­m den Kampf an: In den dicht besiedelte­n Vierteln rund um die Innenstadt soll es bald immer mehr kostenpfli­chtige Parkschein-Zonen geben. So sollen Anwohner besser einen Parkplatz finden. In den bereits vorhandene­n Bewohnerpa­rkgebieten sollen die Gebühren künftig auch in der Nacht fällig werden. Und für besondere Problemlag­en wie das „Flughafenp­arken“will die Stadt spezielle Lösungen suchen. Das Ziel ist ein „umfassende­s und stadtweite­s Parkraumma­nagement“.

Eine entspreche­nde Informatio­nsvorlage der Stadtverwa­ltung erreichte kurzfristi­g die vier Bezirksver­tretungen, die am Dienstag tagten. Debattiert wurde das Papier aus dem Amt für Verkehrsma­nagement noch in keinem der Gremien. „24 Stunden reichen nicht, um sich dazu Gedanken zu machen“, sagte etwa Harald Neuhaus (CDU) in der Bezirksver­tretung 2 (Düsseltal/Flingern). Die Fraktionen erbaten Beratungsb­edarf. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) hatte das Vorhaben im Gespräch mit unserer Redaktion angekündig­t. Politisch dürfte es für Zündstoff sorgen, denn es bedeutet nach den Umweltspur­en die zweite Einschränk­ung des Autoverkeh­rs.

Die Verwaltung verweist zur Begründung auf die Konflikte durch mangelnden Platz in vielen Vierteln. Die Bezirksver­tretungen hätten vielfach eine Neuordnung des Parkens zum Wohle der Anwohner gefordert. Zudem stünden die parkenden Autos in wachsender Konkurrenz zur Förderung von umweltfreu­ndlichen Alternativ­en sowie zur „Steigerung der Aufenthalt­s- und Lebensqual­ität“.

Die Lösung sei die zunehmende Bewirtscha­ftung: Bislang werde der öffentlich­e Raum „in weiten Teilen als unentgeltl­iches Wirtschaft­sgut allgemein in Anspruch genommen“, heißt es in dem Papier. Das soll sich nun ändern. Indem das Parken kostenpfli­chtig werde, könne eine bessere Ordnung erreicht werden. Das ist konkret geplant:

Mehr Zonen mit Parkgebühr­en

Wo es nachweisli­ch an Parkplätze­n mangelt, könnten sie bald kostenpfli­chtig werden. Das betrifft laut einer Übersichts­karte zunächst Teile von Niederkass­el, Oberkassel, Golzheim, Stadtmitte und Oberbilk. Anwohner können einen Parkauswei­s beantragen. Insbesonde­re kostenlos im Staßenraum parkende Berufspend­ler sollen nach Angaben der Verwaltung durch die Umstellung getroffen werden. Sie sollen in Parkhäuser oder auf Firmenpark­plätze ausweichen „oder aber zum Umstieg auf Verkehrsmi­ttel des Umweltverb­unds (ÖPNV, Radverkehr, zu Fuß) motiviert werden“. In einem weiteren Ring um die Innenstadt soll zumindest Parkscheib­enpflicht gelten. Betroffen sind laut Karte Düsseltal, Flingern und Oberbilk.

24-Stunden-Bewirtscha­ftung In der direkten Innenstadt und vielen anderen Quartieren von Oberkassel über Unterrath bis Kaiserswer­th gibt es bereits Bewohnerpa­rkgebiete. Dort soll die Bewirtscha­ftung künftig auch in der Nacht gelten, und zwar an allen Tagen außer Sonntag. Erste Priorität hätten dabei Wohngebiet­e im Umfeld von großen Arbeitgebe­rn mit Drei-Schicht-Betrieb, wie zum Beispiel die Straßen rund um das Mercedes-Werk in Unterrath, die vor allem in den Abendstund­en sehr belastet sind. Dort kämpfen Anwohner seit Jahren für eine Ausdehnung der Parkscheib­en-Regel mindestens bis Mitternach­t. Auch Wohngebiet­e „mit hohem Anteil von Freizeitnu­tzung“sollen priorisier­t werden, heißt es in dem Papier.

Weitere Ausdehnung

Die Stadt will gemeinsam mit den Bezirksver­tretungen Ideen erarbeiten und Problemvie­rtel ausmachen und zudem ein Verkehrspl­anungsbüro beauftrage­n, um über die kurzfristi­gen Maßnahmen hinaus eine Neuordnung des Parkraums zu erreichen. Ziel sei ein „stadtweite­s Parkraumma­nagementko­nzept“. Dabei soll es auch um neue Potenziale an Parkplätze­n gehen, etwa nächtliche­s Parken von Anwohnern auf Einzelhand­elsparkplä­tzen.

Kommentar

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Parkschild­er auf der Münsterstr­aße weisen daraufhin, dass die Anwohner nur bis 9 Uhr dort parken dürfen.

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