Fiftyfifty: Verfahren gegen Streetworker Ongaro eingestellt
Oliver Ongaro wurde vorgeworfen, Mitarbeiter des städtischen Ordnungs- und Service-Diensts (OSD) bedrängt und verletzt zu haben. Der Streetworker bestritt die Vorwürfe.
Mit einer glatten Bauchlandung für den städtischen Ordnungs- und Service-Dienst (OSD) ging beim Amtsgericht der Strafprozess gegen Fiftyfifty-Streetworker Oliver Ongaro (45) am Dienstag vorzeitig zu Ende. Ursprünglich war für heute die Fortsetzung der Verhandlung geplant. Ongaro wurde vorgeworfen, er habe zwei OSD-Kräfte Ende 2017 bei einem Einsatz nahe des Carlsplatzes bedrängt, eine OSD-Mitarbeiterin dabei verletzt und beleidigt. Er bestritt das. Überraschend wurde am Dienstag der zweite Prozesstag abgesagt, das Verfahren gegen Ongaro eingestellt. Gegen eine Auflage von 500 Euro, zahlbar an die Altstadt-Armenküche. Sie gilt als Kooperationspartner von Fiftyfifty.
Der damalige Vorfall, beginnend mit einer OSD-Kontrolle eines Radfahrers in der Fußgängerzone, war zuletzt sogar zum Politikum geworden. Spätestens, seit sich Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) während der Ermittlungen persönlich eingeschaltet hatte.
Im Prozess kam Mitte März jedoch heraus, dass die Beweislage gegen Sozialarbeiter Ongaro nicht so stichfest war, wie es anfangs klang. Er soll sich für den damals kontrollierten Radfahrer vor Ort nicht nur stark gemacht, sondern soll sich direkt mit den OSD-Kräften angelegt haben. Laut Anklage habe er einer Stadt-Mitarbeiterin sogar den Arm verdreht und draufgeschlagen, so dass die 24-Jährige eine Verletzung am Ellenbogen erlitten habe. Als sie vor Schmerzen in Tränen ausbrach, soll Ongaro sie noch als „Nulpe“und als „Schätzchen“herabgewürdigt haben.
Als Angeklagter bestritt er das heftig: „Ich mache meinen Job seit 17 Jahren, warum sollte ich so etwas tun, ich wollte vermitteln!“Die verletzte Frau und ein OSD-Kollege widersprachen dem. Doch ein dritter OSD-Mitarbeiter (51) lieferte am 11.März mit einer denkwürdigen Aussage den Wendepunkt in diesem Prozess. Haarklein fasste er in OSD-Uniform im Zeugenstand zusammen, was damals geschehen sei.
Eine einzige Nachfrage der Richterin brachte die Wende. Denn bei der Polizei hatte der OSD-Mann kurz nach dem Vorfall erklärt, er habe „nichts gesehen“, habe Details der Kontroll-Szene „nur gehört hinterher“. Auf die Frage, was richtig sei, räumte der OSD-Mitarbeiter ein, er habe bei der Polizei die Wahrheit gesagt – im Gerichtstermin eine Gefälligkeitsaussage zu Gunsten der Kollegen aufgetischt. Nach Informationen unserer Redaktion prüft die Staatsanwaltschaft, gegen den Mann ein Verfahren einzuleiten wegen Falschaussage im Zeugenstand. Nach Rücksprache mit allen Beteiligten hat die Richterin das Verfahren eingestellt – wegen „geringer Schuld“und gegen Geldauflage. Ongaro und Fiftyfifty reagierten darauf, indem sie ihre Kritik am Vorgehen des OSD in diversen Konflikt-Situationen jetzt erneuerten. Auch Ordnungsdezernent Christian Zaum meldete sich zu Wort: „Wir sind daran interessiert mit Fiftyfifty kooperativ und vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.“