Haaner Jazz-Cafe swingt leichtfüßig in den Abend
Die CC All Stars Big Band um lud zum renommierten Jazz-Cafe ins Haaner Forum ein: Zu hören gab es neben einigen Swingklassikern auch frisch Arrangiertes aus der Wundertüte. Die Skepsis konnte draußen Platz nehmen.
Man nehme eine semiprofessionelle Big Band samt schlaksig daherkommendem und sarkastisch anmutendem Bandleader, einen bis in die letzte Reihe streng aufmerksam gefüllten Gemeindesaal und einen köstlichen Apfelstreuselkuchen, der von schelmisch grinsenden Heranwachsenden serviert wird, und fertig ist die 26. Ausgabe des Haaner Jazz-Cafe.
Was fehlt: Ohropax. Denn die ersten drei Publikumsreihen des Forums werden kurz nach 16 Uhr von dem unbarmherzig monströsen Sound der CC All Stars Big Band förmlich weggepustet, „One for the money“schlägt ein wie eine Bombe in das katholische Herz Haans.
Die darauffolgenden Minuten sind von enorm musikalischer Vielfalt geprägt, die Setlist der beliebten
Oliver Richters
Haaner Swingband ist gut durchdacht; Skepsis von Seiten der erfahrenen Zuhörerschaft sei angebracht, so Oliver Richters – Kopf und Pianist der Swinger – aber sie werde im Verlaufe des Nachmittags schon verschwinden, verspricht der schüchterne Herr hinter den Tasten offensiv.
Die fette Katze („Fat cat“) jedenfalls, die dann zum Erstaunen aller samtpfotig und hochnäsig das Parkett betritt, lässt keinen Platz für andere Schmusekätzchen: Die Gitarre zupft an den Kleidern, das Schlagzeug schleicht um die Füße, eine Posaune zieht an den Haaren – was erwartet man auch schon von einer Katze, die seit nunmehr 28 Jahren im Proberaum der Band ein kümmerliches und einsames Dasein gefristet hat…bis heute. Und so schleicht sie sich schleppend im Rhythmus des Shuffle davon und bemerkt in ihrer Selbstverliebtheit nicht den „Black bird“, der zwischenzeitlich in den Saal hereinschwirrt. Leichtflügelig hebt Richters Piano ab, die Balance zwischen Himmel und Erde zu finden ist gar nicht so einfach, die Becken ohne Befestigungsklammern singen ein eigenes Lied. Dass die Beatles swingen können, ahnten zu Beginn des Konzertes wohl nur wenige.
Alte Bekannte wie „I’ve got you under my skin“oder „New York, New York“konnten das schon immer, die All Stars wagen mit „September“von Earth, Wind and Fire sogar einen Swing light Ausritt in die Gefilde des Binären und kommen damit gut an beim jazzverliebten Publikum. Sogar die Entdeckung einer neuen Langsamkeit mit „I remember Clifford“- eine Komposition des Tenorsaxophonisten Benny Golson zu Ehren des durch einen Autounfall tödlich verunglückten US-amerikanischen Jazztrompeters Clifford Brown meistert Andreas Illgner (trp) bravourös.
Am Ende dieses 26. Haaner Jazz-Cafes bleibt zurück ein durch die verswingte Flora, Fauna und Urbanität geführtes Publikum – glücklich und satt – und die Erkenntnis: „You can[‘t] treat me that way“next year again.