Aktionäre rechnen mit Achleitner ab
Clemens Börsig
Aufsichtsratsvorsitzender 2006 bis 2012 richtet sich nicht nur gegen den niedrigen Aktienkurs, von dem auch Sewing sich „enttäuscht“zeigte. Die Eigentümer sind vor allem erzürnt darüber, dass sie nur eine Dividende von elf Cent je Aktie erhalten, die Boni aber wieder üppig fließen: Während die Bank 1,9 Milliarden Euro an Boni ausschütte, speise sie ihre Anteilseigner mit zwölf Prozent dieser Summe ab, kritisierte Nieding.
Boni und Zulagen für bestimmte Vorstände empören auch Aktionärsschützer Markus Kienle von der SdK, das sei zutiefst unmoralisch. Die SdK entlastete deshalb diese Vorstände, aber den Aufsichtsrat insgesamt nicht. Paul Achleitner stand besonders in der Kritik. Denn seit seinem Amtsantritt vor sieben Jahren ist der Aktienkurs um 70 Prozent eingebrochen. Doch Achleitner weigert sich, seinen Stuhl zu räumen: Er habe nicht vor, Investoren und Kunden des Instituts im Stich zu lassen, sagte er. „An einem Denkmal liegt mir nichts, am Wohl der Deutschen Bank aber schon.“
Dagegen sind die Aktionäre Sewing gegenüber eher wohlgesonnen.
Paul Achleitner
Aufsichtsratsvorsitzender seit Mai 2012 Der versprach einen deutlichen Umbau der Bank: „Ich kann Ihnen versichern, wir sind zu harten Einschnitten bereit“, sagte er. Da hatte sich zuletzt Achleitner zögerlicher gezeigt, nun aber versicherte er, der Aufsichtsrat stehe hinter Christian Sewing: Der habe die volle Rückendeckung des Aufsichtsrats für sein Konzept, mit dem er die Bank in eine bessere Zukunft führen wolle. Achleitner zeigte sich nun offen für Veränderungen: „Wir müssen noch schneller und radikaler umbauen.“
Sewing will mehr – eine neue Unternehmenskultur: „Zu oft hatten in unserer Bank diejenigen die Oberhand, die bremsen, statt Neues zu ermöglichen.“Daher fördere die Bank intern jetzt mehr Unternehmertum. Und man wolle die Bank nun „konsequent auf die profitablen Bereiche ausrichten“. Stabile Erträge liefert etwa die Transaktionsbank, aber auch die Fondstochter DWS, nicht aber das Investment Banking. Und ob die DWS allein bleibt, ist fraglich. Aktuell verhandelt man mit der Schweizer UBS über eine Zusammenlegung mit deren Fondssparte.