Seehofer verurteilt Rheinbad-Randale
Nach der dritten Räumung führt das Düsseldorfer Freibad eine Ausweispflicht ein. Am Freitag hatten 60 Jugendliche nordafrikanischer Herkunft für Tumulte gesorgt.
DÜSSELDORF Nach einer erneuten Räumung des Düsseldorfer Rheinbades wegen Krawallen hat das Bundesinnenministerium die Vorfälle verurteilt. „Wir verurteilen diese Ausschreitungen. Die örtlichen Sicherheitsbehörden müssen alles ihnen Mögliche tun, um die Bevölkerung vor Randalierern und Gewalt in Freibädern zu schützen“, sagte ein Sprecher von Innenminister Horst Seehofer (CSU). Bund und Bundespolizei seien für den Schutz in Freibädern allerdings nicht zuständig. Dafür sei die Polizei in Ländern und Kommunen verantwortlich.
Dutzende Jugendliche hatten am Freitagabend unter anderem die Breitrutsche im Rheinbad blockiert. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sprach von einer „Jugendbande“. Laut Bädergesellschaft handelt es sich um etwa 60 Jugendliche überwiegend nordafrikanischer Herkunft. Weil Sicherheitsleute der Gruppe nichts entgegensetzen konnten, wurde die Polizei alarmiert und das Rheinbad geräumt – zum dritten Mal binnen vier Wochen. Zwei Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung eines Polizisten sowie Bedrohung und Beleidigung einer Bademeisterin wurden eingeleitet. 1500 Badegäste waren zum Zeitpunkt der Räumung im Bad. „Eine solche erneute Provokation ist vollkommen inakzeptabel“, so Geisel.
Am Sonntag führte die Stadt eine Ausweispflicht für Besucher ein, die an besucherstarken Tagen am Eingang von Ordnungsdienst und Polizei abgesichert werden soll. Damit sollen die Leute „aus der Anonymität geholt“werden, so Stadtdirektor Burkhard Hintzsche. „Wir haben die Ausweiskontrolle eingeführt, um potenzielle Störer frühzeitig herauszufiltern“, sagte der Chef der Düsseldorfer Bädergesellschaft, Roland Kettler. So lassen sich künftig die Besucher mit der Hausverbotsliste abgleichen. Bereits am Samstag war das Security-Personal verstärkt worden, Mitarbeiter des Ordnungsdienstes gingen Streife. Die Bädergesellschaft erwartet aber keine rasche Normalisierung. „Das ist keine Grippe, die sich nach einer Woche erledigt hat“, so Kettler.
Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Günter Krings (CDU), hat die Behörden aufgefordert, die Aufenthaltsrechte der Randalierer zu überprüfen: „In solchen Fällen müssen Bund, Länder und Kommunen auch noch konsequenter bei aufenthaltsbeendenden Maßnahmen zusammenarbeiten.“Dass in Düsseldorf nun Hausverbote ausgesprochen und durchgesetzt würden, sei notwendig und richtig.
Michael Mertens, Chef der Polizeigewerkschaft in NRW, rief dazu auf, die Sachverhalte zu analysieren, um mit einem angepassten Sicherheitskonzept reagieren zu können. „Der städtische Betreiber muss dafür sorgen, dass vor Ort verstärkt Ordnungskräfte eingesetzt werden. Präventiv Polizeikräfte hineinzuschicken, halte ich für überzogen.“Über weitere Maßnahmen will die Stadtspitze heute bei einem Krisengipfel beraten. Es geht auch um die Frage, ob ein Online-Ticket-System eingeführt wird. Probleme wie in Düsseldorf gab es auch in anderen Städten, etwa in Berlin. Manche Bäder verkaufen nur noch Online-Tickets, um zu wissen, wer sich im Bad aufhält.