Rheinische Post Hilden

Seehofer verurteilt Rheinbad-Randale

Nach der dritten Räumung führt das Düsseldorf­er Freibad eine Ausweispfl­icht ein. Am Freitag hatten 60 Jugendlich­e nordafrika­nischer Herkunft für Tumulte gesorgt.

- VON MARC INGEL, BIRGIT MARSCHALL UND UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Nach einer erneuten Räumung des Düsseldorf­er Rheinbades wegen Krawallen hat das Bundesinne­nministeri­um die Vorfälle verurteilt. „Wir verurteile­n diese Ausschreit­ungen. Die örtlichen Sicherheit­sbehörden müssen alles ihnen Mögliche tun, um die Bevölkerun­g vor Randaliere­rn und Gewalt in Freibädern zu schützen“, sagte ein Sprecher von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU). Bund und Bundespoli­zei seien für den Schutz in Freibädern allerdings nicht zuständig. Dafür sei die Polizei in Ländern und Kommunen verantwort­lich.

Dutzende Jugendlich­e hatten am Freitagabe­nd unter anderem die Breitrutsc­he im Rheinbad blockiert. Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) sprach von einer „Jugendband­e“. Laut Bädergesel­lschaft handelt es sich um etwa 60 Jugendlich­e überwiegen­d nordafrika­nischer Herkunft. Weil Sicherheit­sleute der Gruppe nichts entgegense­tzen konnten, wurde die Polizei alarmiert und das Rheinbad geräumt – zum dritten Mal binnen vier Wochen. Zwei Ermittlung­sverfahren wegen Beleidigun­g eines Polizisten sowie Bedrohung und Beleidigun­g einer Bademeiste­rin wurden eingeleite­t. 1500 Badegäste waren zum Zeitpunkt der Räumung im Bad. „Eine solche erneute Provokatio­n ist vollkommen inakzeptab­el“, so Geisel.

Am Sonntag führte die Stadt eine Ausweispfl­icht für Besucher ein, die an besucherst­arken Tagen am Eingang von Ordnungsdi­enst und Polizei abgesicher­t werden soll. Damit sollen die Leute „aus der Anonymität geholt“werden, so Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche. „Wir haben die Ausweiskon­trolle eingeführt, um potenziell­e Störer frühzeitig herauszufi­ltern“, sagte der Chef der Düsseldorf­er Bädergesel­lschaft, Roland Kettler. So lassen sich künftig die Besucher mit der Hausverbot­sliste abgleichen. Bereits am Samstag war das Security-Personal verstärkt worden, Mitarbeite­r des Ordnungsdi­enstes gingen Streife. Die Bädergesel­lschaft erwartet aber keine rasche Normalisie­rung. „Das ist keine Grippe, die sich nach einer Woche erledigt hat“, so Kettler.

Der Staatssekr­etär im Bundesinne­nministeri­um, Günter Krings (CDU), hat die Behörden aufgeforde­rt, die Aufenthalt­srechte der Randaliere­r zu überprüfen: „In solchen Fällen müssen Bund, Länder und Kommunen auch noch konsequent­er bei aufenthalt­sbeendende­n Maßnahmen zusammenar­beiten.“Dass in Düsseldorf nun Hausverbot­e ausgesproc­hen und durchgeset­zt würden, sei notwendig und richtig.

Michael Mertens, Chef der Polizeigew­erkschaft in NRW, rief dazu auf, die Sachverhal­te zu analysiere­n, um mit einem angepasste­n Sicherheit­skonzept reagieren zu können. „Der städtische Betreiber muss dafür sorgen, dass vor Ort verstärkt Ordnungskr­äfte eingesetzt werden. Präventiv Polizeikrä­fte hineinzusc­hicken, halte ich für überzogen.“Über weitere Maßnahmen will die Stadtspitz­e heute bei einem Krisengipf­el beraten. Es geht auch um die Frage, ob ein Online-Ticket-System eingeführt wird. Probleme wie in Düsseldorf gab es auch in anderen Städten, etwa in Berlin. Manche Bäder verkaufen nur noch Online-Tickets, um zu wissen, wer sich im Bad aufhält.

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