Rheinische Post Hilden

Eurowings lernt nicht dazu

Wieder lässt Eurowings Passagiere stehen. Umso attraktive­r ist die Idee der Grünen, Inlandsflü­ge zu verbieten. Das stärkt Klimaschut­z und Nerven.

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Es hätte schön sein können: Hochzeit am 15. Juni in Norddeutsc­hland, und wir fliegen eben mit Eurowings nach Hamburg. Doch in der Nacht vor dem Abflug sendet Eurowings eine Mail: annulliert. Ursachen? Alternativ­en? Dazu sagt das Unternehme­n nichts. Es ist nicht das erste Mal, dass die Lufthansa-Tochter uns stehen lässt. Und erneut ist das Beschwerde-Management dürftig. Erst hören wir nichts, dann gibt es den Standard-Brief zur Abwehr nerviger Kunden: „Ursächlich waren außergewöh­nliche Umstände, die wir trotz gründliche­r Planung leider nicht vermeiden konnten. Die gesetzlich­en Regelungen sehen keine Entschädig­ungszahlun­g vor, wenn ein außergewöh­nlicher Umstand vorliegt.“Was dieser Umstand

war? Unwetter, Streik, Pilot verschlafe­n? Wir wissen es nicht.

Klar ist: Fluggesell­schaften haben großes Interesse, Ausfälle auf außergewöh­nliche Umstände zu schieben. Den sonst müssen sie die Kosten der Ersatzbefö­rderung tragen und eine Entschädig­ung zahlen (allein 250 Euro pro Passagier bei Flugstreck­en bis 1500 Kilometer). Daher ist es interessan­t zu wissen, wer wirklich schuld war.

Man könnte den Verdacht haben, dass die Air-Berlin-Übernahme Eurowings bis heute überforder­t. Flugpläne und Kapazitäte­n sind trotz der Entlastung­smaßnahmen von Eurowings offenbar so eng, dass es immer wieder Probleme gibt. Und nicht immer kann sich die Airline herausrede­n: Die Kosten für Flugausfäl­le und Verspätung­en stiegen 2018 in der ganzen Lufthansa-Gruppe um 70 Prozent auf 518 Millionen Euro, darunter 250 Millionen Euro an Entschädig­ungen. Tausende Passagiere haben Eurowings auf Entschädig­ungen verklagt.

Doch vielleicht hat sich die Sache bald auf andere Art erledigt: Die Grünen wollen Inlandsflü­ge prohibitiv hoch besteuern, dass es nach 2035 gar keine Inlandsflü­ge mehr gibt, zumal das eingenomme­ne Geld in den Ausbau des Bahnnetzes und die Reduzierun­g der Mehrwertst­euer für Bahnticket­s gesteckt werden soll. Das würde nicht nur den Klimaschut­z stärken, sondern auch die Nerven vieler Eurowings-Kunden. Das nächste Mal nehmen wir gleich die Bahn.

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