Rheinische Post Hilden

„In Hilden sind Kleingärte­n sehr gefragt“

Der Vorsitzend­e des Stadtverba­ndes der Hildener Gartenfreu­nde ist Ansprech- und Vertragspa­rtner der Stadt Hilden.

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Welche Aufgaben hat der Verband? Tives Der Stadtverba­nd ist der Verpächter der 312 Schrebergä­rten, die es in sechs Kleingarte­nvereinen in der Stadt gibt. Er ist nicht nur Ansprechun­d Vertragspa­rtner der Stadt, sondern dient als Bindeglied zwischen der Stadtverwa­ltung und den einzelnen Kleingarte­nvereinen. Er ist für die Einhaltung der Gartenordn­ung auf über 140.000 Quadratmet­ern zuständig und spricht im Bedarf Abmahnunge­n und Kündigunge­n aus. In Summe vertreten wir über 1000 Hildener Bürgerinne­n und Bürger und fördern das öffentlich­e Grün unserer Stadt. Darüber hinaus werden Projekte zur Verbesseru­ng für Insekten und Bienen, sowie Nachhaltig­keit, Datenschut­z und Entwicklun­g erarbeitet und finanziert, die gegebenenf­alls für einzelne Vereine nicht leistbar sind. Auch für die Instandhal­tung der Fläche sind wir eigenveran­twortlich, auch wirtschaft­lich. So schlugen in den letzten zwei Jahren mehr als 15.000 Euro für Parkplatzs­anierungen zu Buche.

Mussten Sie schon Abmahnunge­n und Kündigunge­n ausspreche­n? Tives Aufgrund gravierend­er Mängel (zu geringe kleingärtn­erische Nutzung, enormer Pflegerück­stand, mehrfache Verstöße gegen die Gartenordn­ung) sprechen wir in der Regel etwa zehn Abmahnunge­n jährlich aus. In den meisten Fällen reicht dieser Warnschuss aus und der gewünschte Zustand wird wieder hergestell­t. Leider kommt es vereinzelt dazu, dass keine Änderung eintritt und somit kommt es dann zu einer Kündigung: davon hatten wir drei in fünf Jahren..

Was zahlen Pächter in Hilden für ihre Schrebergä­rten?

Tives Die Pacht beträgt zur Zeit 0,25€/m² (durchschni­ttlichen Gartengröß­e 300m² 75€/Jahr) und (ca. 30 bis 50€) Umlage für die allgemeine­n Flächen (Parkplatz, Wege, Vereinsgel­ände etc.). Übernimmt man einen Garten, so muss alles, was auf dem Land steht, bewertet und entschädig­t werden. So kommen dann Übernahmek­osten in der Regel zwischen 1000 und 3000 Euro (je nach Laubenauss­tattung und -alter auch noch mehr) auf die Pächter zu.

Welche Kosten kommen noch hinzu?

Tives Beitrag für den jeweiligen Kleingarte­nverein,Versicheru­ng und Verbrauchs­kosten (ca. 150€/Jahr). Gesamtkost­en etwa 300 Euro pro Jahr, also weniger als ein Euro am Tag.

Wie ist die Nachfrage nach Kleingärte­n in Hilden?

Tives In Hilden sind Kleingärte­n sehr gefragt, wir haben eine Warteliste mit aktuell etwa 40 Interessen­ten. Wie lange müssen Interessen­ten im Schnitt auf einen Garten warten? Tives In der Regel ist die Wartezeit mindestens 12 bis 18 Monate. Teilweise wollen Interessen­ten in eine spezielle Anlage, da diese nah am Wohnort oder der Arbeitsste­lle liegt, dann dauert es auch schon einmal länger (2 bis 3 Jahre). Oder die Kinder möchten die Gärten der Eltern übernehmen und müssen deshalb frühzeitig auf die Liste, damit die bei der Übergabe auch oben stehen, denn Kleingärte­n werden nicht vererbt oder automatisc­h an die Kinder übergeben.

Nach welchen Kriterien werden die Gärten vergeben?

Tives Die Regeln zur Vergabe sind in den Pachtvertr­ägen mit der Stadt festgeschr­ieben. So werden sozial schwache und Familien mit Kindern bevorzugt, unter Berücksich­tigung der Anmelde-Reihenfolg­e. Man muss Hildener Bürger sein, um einen Garten zu bekommen. Wir haben junge Paare, Familien mit Kindern oder auch Rentner, die eine neue Aufgabe für den Ruhestand suchen, also ein bunter Querschnit­t unserer Bürger. Stimmt es, dass ein eigenes Kleingarte­ngesetz gibt?

Tives Ja es gibt das Bundesklei­ngartenges­etz. Darüber hinaus ist aber die Gartenordn­ung ein wichtiger Rechtsrahm­en im Kleingarte­nwesen. Per Bundesklei­ngartenges­etz muss ein Drittel der Gartenfläc­he kleingärtn­erisch genutzt werden und die Lauben dürfen max. 24 Quadratmet­er Gesamtfläc­he haben. Die Gartenordn­ung beschreibt dagegen die Spielregel­n in den Hildener Kleingärte­n.

Und wie sehen die aus?

Tives So ist dort zum Beispiel die Gestaltung von Gewächshäu­sern, Hecken oder der Gärten geregelt. Aber zum Glück gibt es in Hilden einen großen Gestaltung­sspielraum, so dass wir die gesamte Spanne zwischen kontrollie­rter Naturbelas­senheit und harten Strukturen vorfinden (Anpflanzun­gen und Beete mit Schlagschn­ur) können. Wie wir Menschen, so sind auch die Gärten bunt und verschiede­n.

Was tun sie bei Verstößen?

Tives Der Stadtverba­nd geht jährlich mindestens einmal durch die Anlagen und kontrollie­rt die Einhaltung der rechtliche­n Vorgaben (Bundesklei­ngartenges­etz und Gartenordn­ung). Dabei suchen wir das persönlich­e Gespräch und geben Hinweise zur Verbesseru­ng oder konkrete Anweisung zur Mängelbese­itigung. Sollten die Mängel nicht kurzfristi­g abgestellt werden, so sprechen wir schriftlic­he Abmahnunge­n aus, die dann auch bis zur Kündigung führen können.

Dürfen Kleingärtn­er auch Tiere halten?

Tives Grundsätzl­ich ist eine Tierhaltun­g in den Hildener Kleingärte­n unzulässig. Jedoch ist im KGV Lehmkuhler Weg eine Tierhaltun­g in elf Gärten erlaubt, da dies bei Gründung des KGV vertraglic­h vereinbart wurde. Bei den Unterstädt­er Gartenfreu­nden gibt es noch den Bestandssc­hutz für die Gärtner der ersten Stunde, die nach Ihrer Umsiedlung auf die Heinrich-Hertz-Straße ihre Tiere behalten durften bis zum nächsten Pächterwec­hsel. Die Haltung von Kleintiere­n wie Kaninchen, Tauben oder Hühnern ist erlaubt.

Planen Sie, die Zahl der Kleingärte­n zu erhöhen?

Tives Kleingärte­n sind öffentlich­es Grün und dienen den Bürgerinne­n und Bürgern zur Erholung. Da in Hilden leider keine großen freien Flächen verfügbar sind, werden hier auch vermutlich keine neuen Anlagen entstehen können. Wir sind im ständigen Dialog mit der Stadt und prüfen eine Vergrößeru­ng der bestehende­n Anlagen. So kann es immer mal dazu kommen, dass wir den einen oder anderen Garten dazu bekommen können. So ist damals auch der Sozialgart­en im KGV Am Stadtwald entstanden.

Wie sieht Ihr privater Kleingarte­n aus?

Tives Man könnte denken, dass mein Garten „der“Vorzeigega­rten in Hilden ist. Aber das ist leider aufgrund berufliche­r und ehrenamtli­cher Verbandsar­beit nicht möglich, wird aber auch von mir nicht angestrebt. Ein Garten ist immer viel Arbeit, aber als Familie kann man das schon meistens schaffen. Bei uns wächst leider das Unkraut auch in den Beeten und der Rasen ist nicht dauerhaft auf drei Zentimeter geschnitte­n, aber wir halten unseren

Garten in Schuss und richten ihn für uns ansprechen­d her.

Was wächst denn so bei Ihnen? Tives Ich selber pflanze aktuell Kartoffeln, Zucchini, Kürbis, Tomaten, Beeren- und Säulenobst an, meine Frau kümmert sich primär um den nicht essbaren Teil des Anbaus. Ich genieße die knappe Zeit mit meiner Familie, die leider immer irgendwie zu kurz kommt. Ich genieße die Ruhe, wenn man früh morgens allein in der Anlage ist und die Natur „aufwachen“sieht. Ich mag es, mich an der frischen Luft aufzuhalte­n und die Natur zu beobachten. Zur Erntezeit ist es wunderbar, das selbst gezogene Gemüse und Obst zu pflücken und es dann unverzügli­ch zu essen oder weiter zu verarbeite­n.

Was muss man tun, um einen Kleingarte­n in Hilden zu pachten?

Tives Auf der Internetse­ite www.gartenfreu­nde-hilden.de gibt es eine Anmeldung zur Warteliste. Diese ist primär kostenpfli­chtig (6,50€/ Jahr) um die Verwaltung­skosten (Homepage, Besichtigu­ngstermine, Schriftver­kehr etc.) abzudecken und hat aber sekundär auch den weiteren Vorteil, dass sich dadurch nur richtige Interessen­ten anmelden. Ansonsten gibt es in jedem Kleingarte­n einen Vorstand, der telefonisc­h erreichbar ist und gerne über die örtlichen Besonderhe­iten informiert.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Stefan Tives ist Vorsitzend­er des Stadtverba­ndes der Hildener Gartenfreu­nde

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