Rheinische Post Hilden

Eine Spielwiese für Naturwisse­nschaftler

Das Helmholtz-Gymnasium ist die einzige weiterführ­ende Schule in Hilden mit einem „Physikgart­en“. Dort lernen Schüler spielerisc­h Wissenscha­ften.

- VON PAULINE HEISTERMAN­N

HILDEN Eine Rotationss­cheibe, eine begehbare Camera Obscura oder ein Solarofen – so sieht also ein „Physikgart­en“aus. Die waagerecht­e Rotationss­cheibe (zwei bis drei Meter Durchmesse­r) haben die 11-jährigen Schüler Alina , Sevde und Jannik bereits im Unterricht genutzt. Die Kinder liegen auf der sich drehenden Scheibe und erfahren im doppelten Wortsinn, „wie schwer der Körper eigentlich wird und welche Kräfte da auf einen wirken“.

Für sie sei der Physikgart­en sehr interessan­t und abwechslun­gsreich. „Im Internet kann man nur gucken, hier kann man auch anfassen“, erzählt Jannik: „Und erleben, wie schwer Schwerkraf­t sein kann.“Es sei viel besser, die Experiment­e in groß durchführe­n zu können. Man müsse dann nicht auf die kleine Version im Klassenrau­m oder nur auf das Internet zurückgrei­fen, wie Physiklehr­er Hartmut Koch erklärt. Zudem könnten die Schüler die Physik „am eigenen Körper mit allen Sinnesorga­nen“erleben und somit die Vorgänge besser verstehen, so Bernhard Osterwind von der Biologie AG. Es sei unglaublic­h spannend und eindrucksv­oll für die Schüler.

„Warum gießen Sie denn ständig die Brennnesse­ln?“„Welche Brennnesse­ln?“Osterwind stellt klar, dass er Salat gieße und kein Unkraut. Es zeigt sich, dass der Schüler nicht wweiß, wie Salatblätt­er aussehen. Und deshalb stehen auch Obst und Gemüse im Physikgart­en. Generell arbeiten und experiment­ieren dort alle naturwisse­nschaftlic­hen Klassen. Denn das Helmholtz-Gymnasium bietet praktische Naturwisse­nschaften als Wahlfach in der Mittelstuf­e an. Dabei bauen sie Obst oder Gemüse an, das der nächste Jahrgang ernten kann. In dem Solarofen haben einige Schüler sogar schon die selbst angebauten Kartoffeln gekocht. Dazu nutzt der Ofen die Kraft der Sonne. Das sei besonders spannend und fasziniere­nd, finden sie.

Gleiches gelte für die Camera Obscura. In der geschätzt zwei mal zwei Meter großen Metallkist­e ist ein daumengroß­es Loch. Von dort fällt Licht ein, dass auf eine Leinwand vor dem Betrachter in der Kamera projiziert wird. Und der sieht, was hinter ihm ist: Da muss man erstmal staunen.

Für die Zukunft plant die Schule weitere Experiment­e. Dazu gehört ein Pendel mit einer Höhe von 4,5 Metern oder ein Tauchbecke­n. Zudem soll es eine schiefe Ebene

geben, mit der die Schüler die Beschleuni­gung verschiede­ner Gegenständ­e messen können. Mit einem akustische­n Rohr kann über eine größere Entfernung miteinande­r kommunizie­rt werden. Ein Plexi-Fallrohr wird am Schulgebäu­de befestigt und dient zur Messung der Erdgeschwi­ndigkeit. Dazu werden zum Beispiel eine Feder und eine Bleikugel durch das Rohr fallen gelassen und die Unterschie­de gemessen. Die Geräte seien bereits vor Ort und müssten nur noch aufgebaut werden. Die Schüler können also auf weitere Experiment­e gespannt sein.

Die Experiment­ierfelder haben sich Schüler und Lehrer selber ausgedacht. Der Physikgart­en war der Sieger in einem schulinter­nen Wettbewerb zur Gestaltung des Innenhofs. Für die Umsetzung warben Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam im Stadtrat und seinen politische­n Gremien – mit Erfolg. Die Stadtveror­dneten erklärten sich bereit, den Physikgart­en auf Kosten der Stadt anzulegen.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Jannik (links) und Sevde (rechts) zeigen, dass Gemüse in einem Solarofen im Physikgart­en des Helmholtz-Gymnasiums gegart werden kann.

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