Eine Spielwiese für Naturwissenschaftler
Das Helmholtz-Gymnasium ist die einzige weiterführende Schule in Hilden mit einem „Physikgarten“. Dort lernen Schüler spielerisch Wissenschaften.
HILDEN Eine Rotationsscheibe, eine begehbare Camera Obscura oder ein Solarofen – so sieht also ein „Physikgarten“aus. Die waagerechte Rotationsscheibe (zwei bis drei Meter Durchmesser) haben die 11-jährigen Schüler Alina , Sevde und Jannik bereits im Unterricht genutzt. Die Kinder liegen auf der sich drehenden Scheibe und erfahren im doppelten Wortsinn, „wie schwer der Körper eigentlich wird und welche Kräfte da auf einen wirken“.
Für sie sei der Physikgarten sehr interessant und abwechslungsreich. „Im Internet kann man nur gucken, hier kann man auch anfassen“, erzählt Jannik: „Und erleben, wie schwer Schwerkraft sein kann.“Es sei viel besser, die Experimente in groß durchführen zu können. Man müsse dann nicht auf die kleine Version im Klassenraum oder nur auf das Internet zurückgreifen, wie Physiklehrer Hartmut Koch erklärt. Zudem könnten die Schüler die Physik „am eigenen Körper mit allen Sinnesorganen“erleben und somit die Vorgänge besser verstehen, so Bernhard Osterwind von der Biologie AG. Es sei unglaublich spannend und eindrucksvoll für die Schüler.
„Warum gießen Sie denn ständig die Brennnesseln?“„Welche Brennnesseln?“Osterwind stellt klar, dass er Salat gieße und kein Unkraut. Es zeigt sich, dass der Schüler nicht wweiß, wie Salatblätter aussehen. Und deshalb stehen auch Obst und Gemüse im Physikgarten. Generell arbeiten und experimentieren dort alle naturwissenschaftlichen Klassen. Denn das Helmholtz-Gymnasium bietet praktische Naturwissenschaften als Wahlfach in der Mittelstufe an. Dabei bauen sie Obst oder Gemüse an, das der nächste Jahrgang ernten kann. In dem Solarofen haben einige Schüler sogar schon die selbst angebauten Kartoffeln gekocht. Dazu nutzt der Ofen die Kraft der Sonne. Das sei besonders spannend und faszinierend, finden sie.
Gleiches gelte für die Camera Obscura. In der geschätzt zwei mal zwei Meter großen Metallkiste ist ein daumengroßes Loch. Von dort fällt Licht ein, dass auf eine Leinwand vor dem Betrachter in der Kamera projiziert wird. Und der sieht, was hinter ihm ist: Da muss man erstmal staunen.
Für die Zukunft plant die Schule weitere Experimente. Dazu gehört ein Pendel mit einer Höhe von 4,5 Metern oder ein Tauchbecken. Zudem soll es eine schiefe Ebene
geben, mit der die Schüler die Beschleunigung verschiedener Gegenstände messen können. Mit einem akustischen Rohr kann über eine größere Entfernung miteinander kommuniziert werden. Ein Plexi-Fallrohr wird am Schulgebäude befestigt und dient zur Messung der Erdgeschwindigkeit. Dazu werden zum Beispiel eine Feder und eine Bleikugel durch das Rohr fallen gelassen und die Unterschiede gemessen. Die Geräte seien bereits vor Ort und müssten nur noch aufgebaut werden. Die Schüler können also auf weitere Experimente gespannt sein.
Die Experimentierfelder haben sich Schüler und Lehrer selber ausgedacht. Der Physikgarten war der Sieger in einem schulinternen Wettbewerb zur Gestaltung des Innenhofs. Für die Umsetzung warben Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam im Stadtrat und seinen politischen Gremien – mit Erfolg. Die Stadtverordneten erklärten sich bereit, den Physikgarten auf Kosten der Stadt anzulegen.