Rheinische Post Hilden

Gemeinsame Trauer und Stärke

- VON KRISTINA DUNZ

Die Trauer ist groß. Über den Tod des Jungen, der von einem Mann aus Afrika vor einen Zug geworfen wurde. Über das Leid der Mutter, die das bis an ihr Lebensende nicht verwinden wird. Über den Tod der Mutter, die ein in Deutschlan­d geborener Serbe neulich in Voerde vor den Zug stieß. Über das Trauma der Lokführer. Über den Tod des CDU-Politikers Walter Lübcke, der von einem deutschen Rechtsextr­emisten hingericht­et wurde. Und groß ist das Entsetzen über den Angriff auf einen Eritreer, der in Wächtersba­ch von einem deutschen Fremdenfei­nd angeschoss­en wurde.

Wir stehen fassungslo­s davor, was in unserem Land passiert, das so verletzlic­h ist, weil es so viel Freiheit lässt. Kein Überwachun­gsstaat, keine Zensur. Im Vertrauen auf Bürger mit Anstand und Werten. Warum nur tötet ein anderer Eritreer ein wehrloses Kind? In einem Land, das weit mehr als andere Staaten für Flüchtling­e getan hat? Es gibt keine Antwort, die die Wunden heilen könnte. Es tröstet die Mutter nicht, die ihr Kind hat sterben sehen, wenn der Täter psychisch krank ist. Viele Menschen kommen mit ihrem Leben nicht klar und bringen trotzdem niemanden um.

Wie nun weiter? Wir müssen zusammenha­lten. Menschen in Frankfurt haben bewiesen, wie das geht. Sie halfen mutig, den Täter zu fassen, und weinten mit den Betroffene­n. Mitgefühl, Mitleiden. Niemand bleibt allein. Und es war gut, dass Seehofer seinen Urlaub unterbroch­en und das Signal gesendet hat, dass der Staat hart durchgreif­en wird. Das Problem ist nur, dass noch so viel Polizei keine Garantie dafür ist, Unerträgli­ches zu verhindern. Aber noch etwas hat Seehofer, der Hardliner, für Zusammenha­lt und Stärkung der Gesellscha­ft getan: Er hat klargestel­lt, dass der Täter aus Afrika kommt – und die deutsche Flüchtling­spolitik mit der Ermordung des Jungen nichts zu tun hat.

BERICHT SEEHOFER WILL BAHNHÖFE SICHERN, TITELSEITE

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