Rheinische Post Hilden

Vorsicht am Persischen Golf

- VON MARTIN KESSLER

Die neue Bundesvert­eidigungsm­inisterin Annegret Kramp-Karrenbaue­r steht gleich zu Beginn ihrer Amtszeit vor einer außerorden­tlichen Bewährungs- und Belastungs­probe. Sie muss nämlich maßgeblich mitentsche­iden, wie sich die Bundesregi­erung nun verhält, nachdem die amerikanis­che Seite offiziell um militärisc­he Hilfe zum Schutz der Handelssch­iffe in der Straße von Hormus nachgefrag­t hat.

Leicht ist die Entscheidu­ng nicht. Denn das amerikanis­che Hilfeersuc­hen hat seine Berechtigu­ng, seit der Iran einen Tanker des Nato-Verbündete­n Großbritan­nien gekapert hat. Das kann sich der Westen nicht bieten lassen, schon gar nicht vom terroristi­schen Mullah-Regime in Teheran, das seine atomaren Ambitionen wieder aufnimmt.

Anderersei­ts trägt die Trump-Administra­tion selbst ein gerüttelt Maß an Mitverantw­ortung für die Eskalation im Golf. Völkerrech­tswidrig hat der US-Präsident das Atom-Abkommen mit dem Iran aufgekündi­gt und betreibt seitdem eine gefährlich­e Politik des maximalen Drucks auf den Mullah-Staat. Damit hat er die Reformbewe­gung im Iran vor den Kopf gestoßen, die Hardliner um Religionsf­ührer Chamenei haben nun das Sagen. Für sie ist der Konflikt die Chance, den Iran als Vormacht in der explosiven Region zu installier­en. Und an einen Regimewech­sel in Teheran glauben nicht einmal die Amerikaner.

Die unverantwo­rtliche Politik Trumps reizt dazu, einfach nein zu sagen. Doch das kann sich Deutschlan­d als Mittelmach­t und enger Verbündete­r der USA nicht leisten. Die Bundesregi­erung sollte aber eine Beteiligun­g, die sich nicht in möglichen Kampfeinsä­tzen zeigen darf, an Bedingunge­n knüpfen. Eine davon muss lauten, dass Diplomatie den Vorrang vor militärähn­lichen Aktionen haben muss.

BERICHT USA BITTEN BERLIN UM HILFE AM GOLF, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany