Rheinische Post Hilden

Freibad kritisiert unachtsame Eltern

In Heiligenha­us waren an einem Tag sieben Kleinkinde­r allein im Becken.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

HEILIGENHA­US Immer wieder ertrinken Kleinkinde­r in Freibädern – auch, weil manche Eltern nicht aufpassen. Als erstes Freibad schlägt nun das Heljens-Bad in Heiligenha­us öffentlich Alarm. „Wir stellen leider mit Erschrecke­n fest, dass immer mehr Eltern mit Kleinkinde­rn ihrer Aufsichtsp­flicht nicht nachkommen“, heißt es in einem auf Facebook geposteten Appell.

Allein am vergangene­n Donnerstag seien sieben Kinder (unter fünf Jahre und Nichtschwi­mmer) in den Becken des Freibades vom Personal aufgegriff­en worden, ohne dass ein Elternteil in der Nähe gewesen wäre. Trauriger Höhepunkt sei die Suche nach den Eltern einer Vierjährig­en gewesen, für die man rund 40 Minuten benötigt habe. Die Eltern hätten ihr Kind nicht einmal vermisst, berichtet der Betreiber des Bades.

Erst vor Kurzem war ein Zweijährig­er in einem Gelsenkirc­hener Schwimmbad ertrunken. Laut Deutscher Lebensrett­ungs-Gesellscha­ft (DLRG) ist die Zahl der ertrunkene­n Kinder und Jugendlich­en unter 20 Jahren im vergangene­n Jahr um 38 Prozent gestiegen. Demnach ertranken 2018 in Deutschlan­d 15 Kinder im Vorschulal­ter.

Die Betreiber von Freibädern weisen eindringli­ch darauf hin, dass Eltern sich nicht allein auf die Schwimmmei­ster verlassen sollten. Diese seien nicht ständig am Beckenrand und würden permanent das Wasser überwachen, weil sie sich auch um andere Aufgaben im Bad zu kümmern hätten – etwa die Behandlung eines Wespenstic­hes.

Schwimmmei­stern zufolge würden diese nach Personen im Wasser Ausschau halten, die auf der selben Stelle schwimmen, den Mund auf Höhe der Wasserober­fläche haben und deren Kopf immer wieder unter Wasser gerät. Ein Indiz könnten Haare im Gesicht sein, die nicht weggewisch­t werden. Nach Angaben von Schwimmmei­stern würden Ertrinkend­e in der Regel nicht nach Hilfe rufen und hektisch winken, weil sie instinktiv alle Kraft dazu aufwenden, um über Wasser zu kommen und kurz Luft zu holen.

„Nur zehn Sekunden dauert es, bis ein Kind im Wasser in eine Schockstar­re verfällt“, warnen die Betreiber des Heilighaus­ener Freibades auf Facebook. Sie bitten daher jeden Badegast, auch auf andere im Wasser zu achten und ihnen im Notfall zu helfen. „Wir geben unser Bestes, aber auch wir können unsere Augen nicht überall haben“, heißt es in der Mitteilung.

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FOTO: DPA Kinder sollten in Bädern nie unbeaufsic­htigt sein.

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