Trump droht Winzern mit Strafzöllen
Der US-Präsident will Emmanuel Macron für die französische Digitalsteuer bestrafen.
PARIS Frankreichs Winzer schlagen Alarm. Die wochenlange Hitze hat vielen der Weinstöcke schwer zugesetzt, erwartet wird in diesem Sommer ein deutlicher Rückgang bei der Produktion. Rund 13 Prozent niedriger falle die Ernte im Vergleich zu 2018 aus, schätzt das Landwirtschaftsministerium in Paris. Demnach werden dieses Jahr wohl nur zwischen 42,8 und 46,4 Millionen Hektoliter Wein produziert – so wenig wie seit fünf Jahren nicht mehr.
Betroffen von den Hitzeschäden sind insbesondere die westlichen Anbaugebiete wie Charente, Bordelais und das Loire-Tal. In den südfranzösischen Regionen Gard, Hérault und Var. Neben ungewöhnlich hohen Temperaturen wurden die Anbaugebiete auch immer wieder von Starkregen und Hagelstürmen heimgesucht. Nach Angaben der französischen Winzer seien die Schäden dadurch allerdings eher gering ausgefallen. Inzwischen mache auch die anhaltende Trockenheit den Reben zu schaffen. In vielen Départements wird das Wasser knapp, um die Pflanzen ausreichend zu gießen.
Neben Hitze und Hagel erwartet die Weinbauern nun weiteres Ungemach, doch dieses Mal von eher ungewöhnlicher Seite, denn sie könnten bald Opfer eines internationalen Handelskonflikts werden. US-Präsident Donald Trump drohte in diesen Tagen mit Strafzöllen auf französischen Wein. Der Grund: die von Paris beschlossene nationale Digitalsteuer für weltweit agierende Internet-Unternehmen. Paris hatte sich zu diesem Schritt entschlossen, da eine Lösung auf europäischer Ebene gescheitert war. Ziel der Franzosen ist es, dass Tech-Giganten wie Google, Amazon, Facebook und Apple, die mit ihren digitalen Aktivitäten einen weltweiten Jahresumsatz von mindestens 750 Milliarden Euro machen und in Frankreich mehr als 25 Milliarden Euro Umsatz erzielen, unter anderem drei Prozent Steuern auf lokale Online-Werbeerlöse zahlen sollen. Viele der betroffenen Unternehmen haben ihren Firmensitz in den USA.
US-Präsident Trump sieht die USA unfair behandelt und ließ dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron ausrichten, er werde „zeitnah eine erhebliche Vergeltungsaktion für Macrons Dummheit verkünden“. Eine dieser Maßnahmen scheinen Strafzölle für französische Winzer. Trump beließ es nicht nur bei der Drohung, sondern versteht sich offenbar auch als eine Art Werbebotschafter für Weine aus den USA. „Ich habe amerikanische Weine immer lieber gemocht als französische Weine“, erklärte er. Das Problem: Trump behauptet immer wieder, er selbst trinke keinen Alkohol. Dennoch hatte er für seine Empfehlung eine Erklärung. Ihm gefalle die Farbe der amerikanischen Weine, sagt er zu Journalisten. Sein Fazit: „Amerikanische Weine sind toll.“
Frankreichs Landwirtschaftsminister Didier Guillaume reagierte auf Trumps Drohung ungewöhnlich harsch. „Das ist völlig schwachsinnig“, sagte der Politiker am Dienstag dem Sender BFM TV. Es sei „absurd“, in der politischen und wirtschaftlichen Debatte auf eine Digital- mit einer Weinsteuer zu reagieren.
Derweil versucht der französische Finanzminister Bruno Le Maire die Wogen zu glätten. Er wolle in dieser Sache „eng mit unseren amerikanischen Freunden zusammenarbeiten“, sagte er in Paris. Und Bruno Le Maire zeigte sich zuversichtlich, dass bis zum G7-Gipfel Ende August im südfranzösischen Biarritz eine Übereinkunft mit den USA in Sachen Digitalsteuer gefunden werden könne.