Machtkampf um die Metro
Nachdem die Großaktionäre Meridian und Beisheim ihre Stimmrechte gebündelt haben, wird eine Übernahme von zwei Dritteln der Metro schwierig. Scheitert der Tscheche Daniel Kretinsky? Oder muss er nur mehr zahlen?
DÜSSELDORF In einer Woche läuft das Angebot der EP Gobal Commerce an die Aktionäre des Handelskonzerns Metro aus. Schaute man nur auf den Stand vom vergangenen Mittwoch, als die Hälfte der Annahmefrist abgelaufen war, würde man dem Übernahmeversuch von EPGC kaum Chancen einräumen. Denn zu dem Zeitpunkt hatten nur die Inhaber von je rund 15 Prozent der Stamm- und der Vorzugsaktien die Offerte der EPGC-Eigner Daniel Kretinsky und Patri Tkac akzeptiert. Aber so ein Zwischenstand ist in der Regel wenig aussagekräftig, da sich die meisten Aktionäre mit ihrer Entscheidung für oder gegen einen Verkauf ihrer Anteile möglichst lange Zeit lassen und die Entwicklung des Aktienkurses noch ein wenig beobachten..
Viel bedeutsamer im Falle Metro ist der Stimmrechtspool, den am Montag die Meridian-Stiftung der Familie Schmidt-Ruthenbeck und die Beisheim-Holding (sie verwaltet die Anteile der Beisheim-Stiftungen, denen der verstorbene Otto Beisheim sein Vermögen vermacht hat) beschlossen haben. Sie kommen zusammen auf mehr als 20 Prozent der Stammaktien. Und so lange Kretinsky und Co. sie nicht auf seine Seite bekommt, kann er sich den Deal vermutlich abschminken. „Dann müsste er schon fast alle anderen Aktionäre gewinnen. Aber dass man die Anteilseigner auch noch im letzten Winkel mobilisiert, ist nicht zu erwarten“, hieß es am Dienstag in Handelskreisen.
Funktioniert die Übenahme der Schmidt-Ruthenbeck- und der Beisheim-Anteile also nicht, würde Kretinskys Angebot auch an die anderen Aktionäre hinfällig. Die Schwelle liegt bei 67,5 Prozent der Anteile. Mit einer solchen Quote könnten Kretinsky und Tkac vermutlich gut leben. Denn sie würde ihnen die Sicherheit geben, dass in einer Hauptversammlung beispielsweise Satzungsänderungen, die Abberufung von Aufsichtsratsmitgliedern oder Fusionsbeschlüsse problemlos vonstatten gehen könnten.
Also besteht Verhandlungsbedarf. Kretinsy und Tkac würden in den nächsten Tagen das Gespräch mit den Vertretern der beiden alteingesessenen Meridian Stiftung Beisheim Holding Ceconomy 45,54 Großaktionäre suchen, verlautet aus dem Umfeld der Metro. Die Stiftungen haben mit der Bündelung ihrer Stimmrechte ihre Position im Machtkampf bei der Metro natürlich gestärkt. Gleichzeitig haben sie am Dienstag betont, dass sie zu weiteren Gesprächen bereit und „offen für verschiedene und konstruktive Lösungen“seien.
Ist also ihre Ankündigung, womöglich noch Anteile zuzukaufen, mehr als ein Muskelspiel, mit dem sie Kretinsky beeindrucken wollen? 0,99 In den vergangenen Jahren sind die Schmidt-Ruthenbecks und die Beisheim Holding jedenfalls nie augenfällig in Erscheinung getreten, wenn es darum ging, die Strategie der Metro mitzubestimmen. Sie haben sich seit dem Börsengang der Metro vor 23 Jahren stets im Hintergrund gehalten, ihre Stimmrechte lange Zeit im Pool mit dem jetzt ausscherenden Miteigentümer Haniel ausgeübt. Deshalb erscheint es vielen wahrscheinlicher, dass sie nicht vorrangig ihre Einflussnahme bei der
Metro verstärken, sondern vor allem mehr Geld von EP Global Commerce wollen.
Sollten die Stiftungen also verkaufswillig sein, können sie andererseits kein Interesse daran haben, den Verkauf der Mehrheit an die Investoren aus Tschechien und der Slowakei aufs Spiel zu setzen. Denn dann würde der Aktienkurs der Metro vermutlich wieder abstürzen – zumindest vorübergehend. Das wiederum kann auch nicht im Sinne des Metro-Managements sein, dessen Pflicht es ist, den Wert des Unternehmens zu steigern. Der Vorstand und der Aufsichtsrat haben das Angebot von 16 Euro je Stamm- und 13,80 je Vorzugsaktie zwar auch abgelehnt, aber natürlich in der Hoffnung, das EP Global Commerce noch einmal nachbessert. Am 7. August läuft die Frist aus, bei einem neuen Angebot würde sie sich noch einmal um zwei Wochen verlängern. Der Ball liegt jetzt jedenfalls erst mal wieder bei Daniel Kretinsky.