Silvester ganz ohne Böller?
Die Umwelthilfe hat wegen der Feinstaubbelastung in Düsseldorf ein Verbot für privates Feuerwerk beantragt. Die Stadt sieht für eine Ausweitung des – aus Sicherheitsgründen bestehenden – Verbots in der Altstadt derzeit keinen Anlass.
Der formelle Antrag, von dem die Deutsche Umwelthilfe am Dienstag berichtet hat, ihn in 31 Städten mit hoher Feinstaubbelastung gestellt zu haben, ist im Düsseldorfer Rathaus noch nicht eingegangen. Unklar ist, auf wessen Schreibtisch er dann landen wird, im Ordnungsoder Umweltdezernat oder direkt beim Chef. „Wir müssen ihn ja erst einmal haben, um prüfen zu können, wer zuständig ist“, sagt ein Stadtsprecher auf Anfrage. Ebenfalls bedürfe es einer fachlichen und juristischen Prüfung, wer über das beantragte Verbot privater Silvesterknallerei zu entscheiden hat, die Verwaltung oder das Parlament
In der Politik jedenfalls stößt die Idee der Umwelthilfe nicht gerade auf Begeisterung. Philipp Tacer, Umweltexperte der SPD-Ratsfraktion, hält überhaupt nichts davon. „Es bringt uns der Luftreinheit und der Verkehrswende kein Jota näher, wenn man Bürgern ihr privates Silvesterfeuerwerk verbietet“, sagte er unserer Redaktion. Silvester sei einmal im Jahr, die Ausweitung der Umweltspuren und die Umstellung der Fahrzeugflotten von Rheinbahn und Taxiunternehmen auf Elektround Wasserstoffantrieb seien deutlich zielführender. „Wir müssen die Umweltspuren ausweiten und zusehen, dass die Corneliusstraße saubere Luft bekommt. Das erreicht man nicht mit Böllerverbot“.
Rüdiger Gutt, Fraktionschef der CDU, findet immer noch bedauerlich, dass die Anregung seiner Fraktion, mit einer umweltfreundlichen Lasershow eine Alternative zur individuellen Silvesterknallerei zu bieten, vom Ampelbündnis abgeschmettert worden ist. „Wir wollen nicht Verbot und Zwang, sondern ein attraktives Zusatzangebot als Anreiz zum freiwilligen Verzicht“, sagt Gutt, „das ist doch auch besser für die Akzeptanz“. Den Antrag der Umwelthilfe hält er deshalb für „nicht zielführend“. Man müsse die Menschen mitnehmen in den Prozess, den Verkehrswende und Klimawandel nötig machten. „Ein Verbot nutzt da nichts.“
Der Deutsche Allergie- und Asthmabund reagiert ebenfalls mit Unverständnis auf den Vorstoß der Deutschen Umwelthilfe. Man müsse nicht gerade mit einem Asthmapatienten in der Silvesternacht spazierengehen, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Man könne die Fenster schließen, auf richtige Medikation achten, aber „das Silvesterfeuerwerk zu verbieten, geht viel zu weit“. Auf die Belastung von Asthmatikern hatte die Umwelthilfe in ihrer Ankündigung besonders hingewiesen.
Nicht einmal von den Grünen gibt es Beifall. Norbert Czerwinski hat den Jahreswechsel in Vietnam verbracht, wo es seit Jahren ein zentrales Feuerwerk gibt und privates Böllern untersagt ist. „Das hat mir gut gefallen“, sagt er. „Aber hauptsächlich wegen des Sicherheitseffekts.“
Um die Sicherheit war es 2016 auch gegangen, als erstmals Abbrennen von Feuerwerk in der Altstadt und insbesondere auf dem Burgplatz untersagt worden ist, hauptsächlich, um nach den Eskalationen des vorangegangenen Silvesterfests einen besseren Überblick in der Altstadt zu haben. Auch war es dort immer wieder zu Verletzungen durch leichtsinnigen Umgang mit Böllern gekommen. „Das Verbot dort ist gut so,“sagt Ordnungspolitiker Czerwinski. „Aber eine Ausweitung würde ich nur befürworten, wenn auch anderswo ein Sicherheitsproblem bestünde. Darüber würde ich gerne diskutieren.“Nicht aber über ein Verbot des Feinstaubs wegen. „Das lenkt doch vom eigentlichen Thema ab“, sagt Czerwinski. Außerdem will er erst einmal sehen, wie hoch die Feinstaubbelastung durch Silvesterböller überhaupt sei. Die Verwaltung werde dazu sicher bald Zahlen vorlegen können.
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