Rheinische Post Hilden

Silvester ganz ohne Böller?

Die Umwelthilf­e hat wegen der Feinstaubb­elastung in Düsseldorf ein Verbot für privates Feuerwerk beantragt. Die Stadt sieht für eine Ausweitung des – aus Sicherheit­sgründen bestehende­n – Verbots in der Altstadt derzeit keinen Anlass.

- VON STEFANI GEILHAUSEN Wie finden Sie ein Verbot für privates Silvesterf­euerwerk? Schreiben Sie uns an duesseldor­f@rheinische-post.de

Der formelle Antrag, von dem die Deutsche Umwelthilf­e am Dienstag berichtet hat, ihn in 31 Städten mit hoher Feinstaubb­elastung gestellt zu haben, ist im Düsseldorf­er Rathaus noch nicht eingegange­n. Unklar ist, auf wessen Schreibtis­ch er dann landen wird, im Ordnungsod­er Umweltdeze­rnat oder direkt beim Chef. „Wir müssen ihn ja erst einmal haben, um prüfen zu können, wer zuständig ist“, sagt ein Stadtsprec­her auf Anfrage. Ebenfalls bedürfe es einer fachlichen und juristisch­en Prüfung, wer über das beantragte Verbot privater Silvesterk­nallerei zu entscheide­n hat, die Verwaltung oder das Parlament

In der Politik jedenfalls stößt die Idee der Umwelthilf­e nicht gerade auf Begeisteru­ng. Philipp Tacer, Umweltexpe­rte der SPD-Ratsfrakti­on, hält überhaupt nichts davon. „Es bringt uns der Luftreinhe­it und der Verkehrswe­nde kein Jota näher, wenn man Bürgern ihr privates Silvesterf­euerwerk verbietet“, sagte er unserer Redaktion. Silvester sei einmal im Jahr, die Ausweitung der Umweltspur­en und die Umstellung der Fahrzeugfl­otten von Rheinbahn und Taxiuntern­ehmen auf Elektround Wasserstof­fantrieb seien deutlich zielführen­der. „Wir müssen die Umweltspur­en ausweiten und zusehen, dass die Corneliuss­traße saubere Luft bekommt. Das erreicht man nicht mit Böllerverb­ot“.

Rüdiger Gutt, Fraktionsc­hef der CDU, findet immer noch bedauerlic­h, dass die Anregung seiner Fraktion, mit einer umweltfreu­ndlichen Lasershow eine Alternativ­e zur individuel­len Silvesterk­nallerei zu bieten, vom Ampelbündn­is abgeschmet­tert worden ist. „Wir wollen nicht Verbot und Zwang, sondern ein attraktive­s Zusatzange­bot als Anreiz zum freiwillig­en Verzicht“, sagt Gutt, „das ist doch auch besser für die Akzeptanz“. Den Antrag der Umwelthilf­e hält er deshalb für „nicht zielführen­d“. Man müsse die Menschen mitnehmen in den Prozess, den Verkehrswe­nde und Klimawande­l nötig machten. „Ein Verbot nutzt da nichts.“

Der Deutsche Allergie- und Asthmabund reagiert ebenfalls mit Unverständ­nis auf den Vorstoß der Deutschen Umwelthilf­e. Man müsse nicht gerade mit einem Asthmapati­enten in der Silvestern­acht spaziereng­ehen, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Man könne die Fenster schließen, auf richtige Medikation achten, aber „das Silvesterf­euerwerk zu verbieten, geht viel zu weit“. Auf die Belastung von Asthmatike­rn hatte die Umwelthilf­e in ihrer Ankündigun­g besonders hingewiese­n.

Nicht einmal von den Grünen gibt es Beifall. Norbert Czerwinski hat den Jahreswech­sel in Vietnam verbracht, wo es seit Jahren ein zentrales Feuerwerk gibt und privates Böllern untersagt ist. „Das hat mir gut gefallen“, sagt er. „Aber hauptsächl­ich wegen des Sicherheit­seffekts.“

Um die Sicherheit war es 2016 auch gegangen, als erstmals Abbrennen von Feuerwerk in der Altstadt und insbesonde­re auf dem Burgplatz untersagt worden ist, hauptsächl­ich, um nach den Eskalation­en des vorangegan­genen Silvesterf­ests einen besseren Überblick in der Altstadt zu haben. Auch war es dort immer wieder zu Verletzung­en durch leichtsinn­igen Umgang mit Böllern gekommen. „Das Verbot dort ist gut so,“sagt Ordnungspo­litiker Czerwinski. „Aber eine Ausweitung würde ich nur befürworte­n, wenn auch anderswo ein Sicherheit­sproblem bestünde. Darüber würde ich gerne diskutiere­n.“Nicht aber über ein Verbot des Feinstaubs wegen. „Das lenkt doch vom eigentlich­en Thema ab“, sagt Czerwinski. Außerdem will er erst einmal sehen, wie hoch die Feinstaubb­elastung durch Silvesterb­öller überhaupt sei. Die Verwaltung werde dazu sicher bald Zahlen vorlegen können.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Wenn die Lichter verglühen, kommt der Qualm. Wieviel Feinstaub – etwa beim Kirmesfeue­rwerk – genau entsteht, ist unklar.

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