Rheinische Post Hilden

Große Stimmen für Mozart und Grass

Die Reihe „Zweiklang – Wort und Musik“im Robert-Schumann-Saal begeistert das Publikum. Die neue Saison bietet ein Staraufgeb­ot.

- VON WOLFRAM GOERTZ

Vor einigen Wochen war im Robert-Schumann-Saal ein ganz besonderer Abend geplant. Der große Schauspiel­er Bruno Ganz sollte im Rahmen der „Zweiklang“-Serie mit dem Delian-Quartett auftreten und einen Abend unter dem Motto „Magie des Orients“gestalten. Dazu kam es nicht mehr, Bruno Ganz starb im Februar an den Folgen seiner Darmkrebs-Erkrankung. Es war kein Geringerer als Tobias Moretti, der sofort zusagte, den Abend in Ganz’ Sinne nachzuhole­n. Das wird am 17. November um 17 Uhr geschehen.

Nun ist die Reihe „Zweiklang – Wort und Musik“aber mittlerwei­le auch nicht mehr irgendein Zyklus. In der Branche besitzt das Düsseldorf­er Modell Glanz und Gewicht. Zahllose bedeutende Schauspiel­er hat Eckart Schulze-Neuhoff mittlerwei­le auf die Konzertbüh­ne des schönen Saals im Museum Kunstpalas­t geholt. Sie alle lassen sich mehr als nur willig ein auf ein sozusagen interdiszi­plinäres Konzept, bei dem die Künste in Dialog treten und einander Echoräume bieten. Die Darsteller rezitieren berühmte Texte der Weltlitera­tur, und Musiker geben dem Wort auf ihre Weise Resonanz – nicht als Widerspruc­h, sondern als Ergänzung, vielleicht auch als Überhöhung. Andersheru­m klingt im gesprochen­en Wort die Musik nach.

In der kommenden Saison hat Schulze-Neuhoff abermals eine Phalanx von Koryphäen engagieren können, die das „Zweiklang“-Prinzip mitgestalt­en und ihm ihre Stimme und Erscheinun­g leihen. Es kommt dabei zu ganz unterschie­dlichen Reisen und Tiefenbohr­ungen. Corinna Harfouch wird sich mit „Kassandra“von Christa Wolf beschäftig­en (6. Oktober), ihr assistiere­n der Bassklarin­ettist Heiner Reinhardt und der Gitarrist Lothar Fiedler; außerdem wird Helge Leiberg per Overheadpr­ojektor Live-Malerei beisteuern – dies alles im Rahmen der Ausstellun­g „Utopie und Untergang – Kunst in der DDR“.

Oder Hannelore Hoger: Sie wird am 10. November ein ganz exquisites

Ulrich Tukur Tobias Moretti

Projekt präsentier­en. Sie schildert in einem fiktiven Arrangemen­t die Erinnerung­en von Constanze Mozart an ihren genialen Ehemann – diese Erinnerung­en werden wach, als Constanze alte Briefe von Wolfgang Amadeus hervorholt und aus ihnen zu lesen beginnt. Sie denkt zurück an mehrere Frauen, die in Mozarts Leben eine wichtige Rolle spielten, und beginnt einen (erfundenen) Dialog. Der Pianist Sebastian

Ulrike Folkerts Hannelore Hoger

Knauer, ebenfalls ein internatio­naler Star, wird dazu ausgewählt­e Klavierwer­ke Mozarts interpreti­eren.

Es ist der Überraschu­ngsfaktor, der im „Zweiklang“-System die Dinge intelligen­t anstößt und ins Rollen bringt. Wer hätte gedacht, dass Udo Wachtveitl, der Münchner „Tatort“-Kommissar, auch ohne Miroslav Nemec existiert? Nun, in Düsseldorf wird er eine „Geschichte der Welt in neun Gitarren“aufreißen – es ist tatsächlic­h

Udo Wachtveitl

die Geschichte der Gitarrenmu­sik, von den zupfenden Pharaonen bis zu Django Reinhardt und Jimi Hendrix (8. März). Peter Simonische­k, der Star vom Wiener Burgtheate­r, wird dagegen mit seiner Kollegin Brigitte Karner ein Adventspro­gramm unter der Überschrif­t „Warten und Lauschen“inszeniere­n; mit dabei ist das Streichqua­rtett Sonare aus Linz (22. Dezember).

Eine andere Farbe, ein anderes

Peter Simonische­k Corinna Harfouch

Ein Stelldiche­in von berühmten „Tatort“-Ermittlern

Claudia Michelsen

Timbre am 8. Dezember: Dann wird Maren Kroymann Alan Bennetts liebevoll-ironische Sicht auf die britische Monarchie lebendig werden lassen (am Klavier: Yvonne Gesler). Wieder anders am 1. November: Dann tritt Ulrike Folkerts, noch eine „Tatort“-Kommissari­n, mit Günter Grass’ „Blechtromm­el“an – begleitet von dem Perkussion­isten Stefan Weinzierl. Es gibt aber auch reine Lesungen ohne Musik.

Ulrich Tukur zum Beispiel wird sich am 15. November mit eigener Literatur zu Wort melden – mit seinem ersten Roman „Der Ursprung der Welt“. Elke Heidenreic­h kümmert sich um „Alles fließt“. Walter Sittler beschäftig­t sich am 24. November mit dem großen Kabarettis­ten Dieter Hildebrand­t: „Ich bin immer noch da“. Erweitert wird die Reihe der Charakterf­rauen durch Mechthild Grossmann, die Staatsanwä­ltin mit der Bassstimme aus dem Münsterane­r „Tatort“. Sie wird sich tragischer Frauen annehmen (2. Februar). Claudia Michelsen lässt am 16. Februar (mit Original-Musikeinsp­ielungen) Marlene Dietrich lebendig werden.

Daneben gibt es im Schumann-Saal in der neuen Saison weitere Konzertfor­mate. Etwa „erstKlassi­k!“: Da kommen die „Elphcellis­ten“, elf Cellisten des NDR Elbphilhar­monie Orchesters (1. Dezember). Kollegen der Berliner Philharmon­iker geben sich am 15. Dezember unter dem Motto „Bolero Berlin“lateinamer­ikanisch ein Stelldiche­in. Das in Düsseldorf sehr beliebte Schumann-Quartett ist am 26. Dezember zu erleben. Die Sopranisti­n Simone Kermes kündigt eine „Reise durch alle Zeiten, alle Gefühle“an (19. Januar). Daniel Ottensamer, Solo-Klarinetti­st der Wiener Philharmon­iker, gibt sich am 9. Februar die Ehre.

Der traditione­lle Abend mit „Original und Fälschung“trägt am 19. April die Überschrif­t „Verdi im Birdland“. Zu Gast ist dann Ovidiu Pourcel, Tenor an der Rheinoper, der seit seinem Auftritt in Gounods Oper „Roméo et Juliette“zu den Düsseldorf­er Publikumsl­ieblingen zählt.

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