Markthändlern fehlen Mitarbeiter
Die Arbeitstage beginnen häufig früh. Bei Wind und Wetter auf dem Wochenmarkt zu stehen ist offenbar nicht jedermanns Sache. Die Zahl der Beschicker ist in den vergangenen vier Jahren um 25 Prozent zurückgegangen.
HILDEN Arbeiten in einem netten Team, viel persönlicher Kontakt mit Stammkundschaft, die Jobbeschreibung klingt alles andere als schlecht. Und doch hat die Suche nach einer personellen Verstärkung für den Eier- und Geflügelstand von Bernhard und Heidrun Möller auf den Hildener Wochenmärkten bislang keinen Erfolg. Wenn Mitte August die langjährige Verkäuferin Petra Barb eine Tätigkeit in der Verwaltung aufnimmt, könnten auf die Markt-Kunden längere Wartezeiten zukommen, auch wenn „Juniorchefin“Annika Möller aushilft. Zwei Anzeigen wurden bereits geschaltet, auch am Verkaufswagen hängt das Stellenangebot in Teilzeit, die eine Vier-Tage-Woche mit 30 Stunden Arbeitszeit umfasst. „Doch offenbar leidet die Verkaufstätigkeit auf dem Markt unter einem Negativ-Image, das ich mir jedoch nicht erklären kann“, sagt Heidrun Möller.
Von dem Bewerber oder der Bewerberin werden überwiegend sogenannte Soft Skills wie Zuverlässigkeit, Freundlichkeit, gute Laune sowie Flexibilität erwartet. „Bei uns ist es ein bisschen wie mit der Psychologie beim Friseur, da entwickeln sich bei Stammkunden auch schon mal sehr persönliche Gespräche, auf die man einfühlsam eingehen können muss“, erklärt Heidrun Möller das Anforderungsprofil und ergänzt: „Das nötige Produktwissen vermitteln wir dann schon, Hauptsache die Chemie im Team stimmt, das muss einfach passen.“
Für passionierte Langschläfer ist die Arbeit an vier Markttagen allerdings weniger geeignet, denn auf dem Nove-Mesto-Platz beginnen die Markttage bereits um 6.30 Uhr, dafür ist der Arbeitstag dann aber auch schon um 14 Uhr beendet. Die Märkte im Hildener Norden und in Opladen gehen etwas später an den Start. Das Teamgefühl wird groß geschrieben und so geht das Trinkgeld in eine gemeinsame Kasse. „Wir haben viel Spaß zusammen, gehen dann von dem Trinkgeld schon mal gemeinsam essen, besuchen eine Veranstaltung oder grillen auf dem Hof, wo dann jeder einen Salat mitbringt“, sagt die Verkaufschefin.
„Mitarbeiter sind nicht einfach zu finden“, bestätigt Matthias Plenckers, der gemeinsam mit seinem gleichnamigen Vater einen Obstund Gemüsestand betreibt: „Wir konnten gerade zwei neue Mitarbeiter einstellen.“Besonders schwierig sei die Urlaubszeit. „Da brauchen wir Aushilfen.“Der Arbeitsmarkt sei praktisch leergefegt. Bei Plenkers bekommen Aushilfen ab zehn Euro die Stunde.
Silvia Papadopoulos schlendert mit ihrem Mann über den Wochenmarkt – und schaut genau hin. 20 Jahre lang sei sie selber Markthändlerin gewesen mit einem Obst- und Gemüsestand (nicht in Hilden). Es sei ein hartes Leben gewesen: „Wenn mein Mann nicht gearbeitet hätte, hätte es für mich nicht zum Leben gereicht.“Mitten in der Nacht habe sie aufstehen müssen, den Wagen beladen, dann den Stand aufbauen, nach dem Markt wieder abbauen und alles einpacken. „Meine beiden Kinder wollten den Stand nicht übernehmen.“
Das beobachtet auch die Stadt Hilden. Die Zahl der Beschicker sei in den vergangenen vier Jahren um 25 Prozent geschrumpft. Die Gründe sind vielfältig, aber oft ist zu hören, dass ehemalige Beschicker keine Nachfolger finden. Mit jedem freien Platz wird der Markt ein Stück weniger attraktiv. „In 20 Jahren wird es keine Wochenmärkte mehr geben“, fürchtet Silvia Papadopoulos. „Mir würden die Wochenmärkte fehlen“, sagt Kundin Hannelore Klein: „Ich kaufe regelmäßig auf den Hildener Wochenmärkten.“Und wenn den Händlern Mitarbeiter fehlen, dann werde sie halt ein bisschen warten: „Das muss ich bei Lidl und Aldi ja auch an der Kasse.“