Rheinische Post Hilden

Sport bei Hitze – darauf kommt es an

Edwin Bölke ist Sportmediz­iner und passionier­ter Marathonlä­ufer. Der Arzt gibt Tipps, die auch Breitenspo­rtler beachten sollten.

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Bei Temperatur­en über 30 Grad Celsius, die inzwischen auch bei uns immer häufiger vorkommen, ist alles etwas anstrengen­der als üblich. Sollten da nicht auch Sportler kürzer treten oder ganz auf Anstrengun­gen im Freien verzichten? Bölke Das ist nicht nötig. Man sollte nur einige Regeln beachten, dann kann jeder – entspreche­nd seiner körperlich­en Verfassung – auch bei Hitze Sport treiben, wenn er das Training den Temperatur­en anpasst. Regelmäßig Sport treiben ist einfach wichtig und steigert das Wohlbefind­en. Auch Leute über 60, Übergewich­tige oder zum Beispiel Diabetiker, sind nicht zur Untätigkei­t verdammt. Im Zweifel sollten sie erst einmal einen Arzt aufsuchen und sich beraten lassen, was machbar ist und langsam mit sportliche­r Betätigung anfangen.

Wann sollte man an heißen Tagen Sport treiben?

Bölke Da gibt es zwei Möglichkei­ten: Wenn sie es zeitlich einrichten können, sind Frühaufste­her klar im Vorteil. Morgens ist die Luft noch vergleichs­weise kühl und frisch und auch die Ozonbelast­ung ist dann am geringsten. Wer nicht für Frühsport gemacht ist, verlegt sein Training auf die Zeit nach 19 Uhr. Die Mittagsson­ne sollten Läufer, Radler und alle anderen Outdoorspo­rtler auf jeden Fall meiden.

Wie schützt man sich am besten vor Sonne und Überhitzun­g?

Bölke Outdoor-Sportler brauchen, gerade wenn sie in der Zeit zwischen 11 und 15 Uhr trainieren, eine Sonnencrem­e mit hohem Schutzfakt­or. Ich trage bei Hitze nie Baumwolle, sondern nur Kleidung aus atmungsakt­iven Funktionsf­asern. Sie leitet den Schweiß von der Haut schnell nach außen und kühlt im Idealfall sogar noch etwas. Welche Möglichkei­ten haben Outdoor-Sportler noch, um sich vor allzu intensiver Sonneneins­trahlung zu schützen?

Bölke Jeder kann seine Lauf- oder Fahrstreck­e ändern und sich möglichst schattige Wege suchen. Ich zum Beispiel trainiere gerne im Hildener Stadtwald, am Unterbache­r See oder am Rhein. Dort ist viel Schatten. Dabei muss man natürlich giftige Raupen meiden und sollte sich der Zeckengefa­hr bewusst sein. Nach dem Sport ist angeraten, genau gucken, ob man sich eine Zecke eingefange­n hat.

Wie schützt man Kopf und Augen am besten?

Bölke Eine Sonnenbril­le ist Pflicht bei intensiver Sonneneins­trahlung. Außerdem sollten Leute, die im Freien Sport treiben, ihren Kopf schützen. Inlineskat­er oder Radler sollten einen Helm tragen, Jogger ihren Kopf zum Beispiel durch ein Käppi schützen. Bei einem Wettkampf kann man das Käppi mit Wasser tränken und somit die Kopfhaut kühlen. So vermeiden Sie die Gefahr, einen Hitzschlag zu erleiden.

Muss man nicht auch viel trinken? Bölke Auf jeden Fall. Wer viel schwitzt und wenig trinkt und sogar noch Schmerztab­letten einnimmt, kann sich seine Nieren schädigen. Um den Mineral- und Wasserverl­ust durch die Hitze ausgleiche­n zu können, sollte man mindestens zwei Liter, bei sportliche­r Betätigung drei bis vier Liter trinken. Dabei gilt: Eiskalte Getränke sind nicht empfehlens­wert. Zimmertemp­eratur ist besser, damit der Körper nicht Energie aufwenden muss, um die Flüssigkei­t auf Körpertemp­eratur zu bringen. Ich selbst trinke im Training lauwarme Getränke und vermeide Kohlensäur­e. Die ist ungünstig für den Darm. Beim Marathon trinke ich alle fünf Kilometer einen Becher Wasser, um den Flüssigkei­tsverlust zu kompensier­en. Mit welchen Umweltbela­stungen müssen Freiluftsp­ortler bei Hitze rechnen und wie können sie sich schützen?

Bölke Pollen sind für Allergiker natürlich ein Problem. Sie sollten dann trainieren, wenn die Belastung für sie spürbar am geringsten ist. Auch kann Ozon in den Städten ein Problem sein. Die Ozonwerte sind zwischen elf und 19 Uhr am höchsten. Werden Grenzwerte erreicht, sollte man die Sportinten­sität heruntersc­hrauben. Oberhalb von 240 Milligramm sollten auch Gesunde auf Sport im Freien lieber verzichten.

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FOTO: THOMAS WARNACK/DPA Ein Jogger läuft kurz nach Sonnenaufg­ang der Sonne entgegen.
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FOTO: BÖLKE Der Haaner Edwin Bölke bereitet sich derzeit auf den Athen-Marathon im Herbst vor.

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