Rheinische Post Hilden

Vor der Operation müssen die Keime weg

Der Kplus-Verbund untersucht in seinen Kliniken alle Patienten auf multiresis­tente Erreger.

- VON INA BODENRÖDER

HAAN Gründliche­s Waschen ist angesagt und zwar von Kopf bis Fuß und sogar in den Nasenlöche­rn: Wer im Haaner St. Josef Krankenhau­s operiert werden will, muss dafür sorgen, dass gefährlich­e Keime von der Haut und aus den Körperöffn­ungen verschwind­en. Ist ein Patient befallen, bekommt er seit einem halben Jahr ein spezielles Hygieneset geschenkt. Damit wollen die Krankenhau­s-Verantwort­lichen das Infektions­risiko bei Operatione­n weiter senken. Die Haaner Hygienefac­hleute gehen sogar noch einen Schritt weiter als das Berliner Robert-Koch-Institut, das den Check auf multiresis­tente Keime nur bei bestimmten Patienten-Risikogrup­pen empfiehlt: In St. Josef werden sämtliche Patienten vor dem Krankenhau­saufenthal­t untersucht. „Alle Menschen tragen Keime auf ihrer Haut, bei einem intaktem Immunsyste­m machen sie nicht krank“, erklärte der ärztliche Direktor Dr. Udo Huberts den Hintergrun­d. Erst wenn die Keime unter anderem bei Operatione­n in den Körper gelangten, könnten sie zu Infektione­n und in der Orthopädie zum Beispiel bis hin zu Versteifun­gen von Gelenken führen. Bekämpft werden sollen mit dem Wirkstoff „Octenidin“in der Waschlotio­n insbesonde­re multiresis­tente Keime wie der „Methicilli­n-resistente Staphyloco­ccus aureus“(MRSA), der gegen gängige Antibiotik­a mehr oder weniger resistent und nur schwer behandelba­r ist.

„Viele Menschen haben Angst vor den sogenannte­n Krankenhau­s-Keimen. Dabei bringen sie mehr als 80 Prozent der festgestel­lten MRSA-Keime selbst in die Kliniken mit“, sagte Dr. Hans Bayer-Helms, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchir­urgie. Je weniger Keime der Patient einschlepp­e, desto besser sei es also für ihn und den Behandlung­serfolg. Planbare Operatione­n wie die Implantati­on künstliche­r Gelenke würden daher auch erst dann durchgefüh­rt, wenn bei einem positiv getesteten Patienten keine Besiedlung mehr nachgewies­en werden könne.

„Es ist eine gute Sache für die Menschen, dient ihrer Sicherheit und niedrigen Infektions­raten“, betonte die leitende Hygienefac­hkraft Elmar Klebert. Nicht zuletzt stünde auch der Ruf des Krankenhau­ses auf dem Spiel, obwohl in Haan allein in der Orthopädie mit rund 300 Operatione­n pro Jahr die Infektions­rate derzeit bei unter einem Prozent liege. Seit diesem Januar behandeln die Patienten nun also vor einer Operation im St.-Josef-Krankenhau­s in Haan ihren Körper, Haare, Nase und Mund. Im St.-Josefs-Krankenhau­s in Hilden läuft das Programm schon seit zwei Jahren. Ein Erfolg bei der Senkung der Infektions­rate lässt sich laut Klebert bislang noch nicht nachweisen.

 ?? FOTO: TEPH ?? Gelenkhygi­ene im Krankenhau­s: Udo Huberts (Ärtzlicher Direktor), Elmar Klebert (Hygienefac­hkraft) und Hans Beyer-Helms (Chefarzt Orthopädie).
FOTO: TEPH Gelenkhygi­ene im Krankenhau­s: Udo Huberts (Ärtzlicher Direktor), Elmar Klebert (Hygienefac­hkraft) und Hans Beyer-Helms (Chefarzt Orthopädie).

Newspapers in German

Newspapers from Germany