Google lässt Menschen nicht mehr heimlich mithören
Das Unternehmen hat Mitschnitte von Sprachaufnahmen von Mitarbeitern abtippen lassen. Damit ist in der EU nun Schluss.
HAMBURG (dpa) Google lässt in Europa Aufnahmen aus seinen vernetzten Lautsprechern vorerst nicht mehr von Menschen auswerten. Der Stopp gilt in der gesamten EU mindestens noch bis Ende Oktober, wie der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar am Donnerstag mitteilte.
In den vergangenen Monaten war bekannt geworden, dass Amazon, Google und Apple bei ihren Sprachassistenten Alexa, Assistant und Siri einen Teil der Aufnahmen auch von Menschen auswerten lassen, um die Genauigkeit der Spracherkennung zu verbessern. Sie betonen, dass die Fragmente dabei anonymisiert werden.
Caspar leitete ein Verwaltungsverfahren gegen den Internet-Konzern ein, um das Anhören der Mitschnitte durch Google-Mitarbeiter oder Dienstleister zu untersagen. Laut einer Mitteilung von Google an die Behörde sei das Transkribieren der Aufnahmen bereits am 10. Juli eingestellt worden, erklärte ein Sprecher des Datenschützers. Damals waren Mitschnitte von den vernetzten Google-Home-Lautsprechern aus den Niederlanden bekanntgeworden und hatten für einen Eklat gesorgt.
Caspar verwies speziell auf diesen Fall. Wie sich durch den Bericht der Whistleblower gezeigt habe, ließen sich den aufgezeichneten Gesprächen zum Teil sensible personenbezogene Informationen aus der Privat- und Intimsphäre entnehmen, argumentierte er. Zudem seien die Aufnahmen teilweise auch wegen fehlerhafter Aktivierung gestartet worden. Damit bekam Google Sätze mit, die gar nicht für den Sprachassistenten gedacht waren.
Caspar erklärte, er habe „erhebliche Zweifel“, dass der Einsatz des Assistants von Google die Vorgaben der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) erfülle. Sie sieht unter anderem vor, dass Nutzer über die Verwendung ihrer Daten ausreichend informiert werden müssen, um dem zustimmen zu können. Caspar kann einen Stopp der Praxis für maximal drei Monate anordnen, denn grundsätzlich zuständig ist für Google in Europa die irische Datenschutzbehörde. Caspar regte ähnliche Maßnahmen der zuständigen Behörden auch gegen andere Sprachassistenten wie Amazons Alexa und Apples Siri an.