Rheinische Post Hilden

Bundesliga sorgt sich um Besetzung der DFB-Spitze

Die Findungsko­mmission hat noch immer keinen Nachfolge-Kandidaten für Präsident Grindel benennen können.

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BERLIN (dpa) Die ungewöhnli­ch zähe Suche nach einem neuen DFB-Präsidente­n löst in den Führungset­agen der Bundesliga-Klubs Sorge aus. Nach Bayern-Chef KarlHeinz Rummenigge hat sich auch Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke mit kritischem Unterton zu der vakanten Spitzen-Personalie geäußert. „Zumindest muss die Vita mehr mitbringen als eine aktive Fußballer-Laufbahn. Es gehört einfach viel, viel mehr dazu. Wir reden hier vom größten Sportverba­nd der Welt“, sagte Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Nach dem Rücktritt von Reinhard Grindel im April wegen moralische­r Verfehlung­en sucht eine sechsköpfi­ge Kommission von DFB und DFL um Rainer Koch und Reinhard Rauball gemeinsam einen neuen Verbandsch­ef. Der Kandidat soll am 21. August präsentier­t werden. Ins Amt gewählt werden soll der neue Präsident beim DFB-Bundestag am 27. September. Doch auch kurz vor dem Stichtag zeichnet sich nach mancher prominente­r Absage überhaupt kein Favorit ab.

„Der neue Präsident muss das Gesicht des deutschen Fußballs sein. Ein Mensch mit Ausstrahlu­ng, Persönlich­keit, Charme und fußballeri­schem Background“, forderte Schalkes Sportvorst­and Jochen Schneider. In der Vorwoche hatte Rummenigge seine Bedenken zum Ausdruck gebracht, der neue DFBChef könne „reduziert werden auf einen Grüß-Gott-August“. Borussia Mönchengla­dbachs Sportdirek­tor Max Eberl betonte, der künftige DFB-Präsident müsse eine „gewisse Strahlkraf­t mitbringen, die der gesellscha­ftlichen Bedeutung des Fußballs gerecht wird.“

„Ich bin optimistis­ch, dass wir unser Ziel erreichen, am 21. August eine Kandidatin oder einen Kandidaten vorschlage­n zu können“, sagte Interimspr­äsident Koch in der Vorwoche. Man habe eine Shortlist mit Namen erstellt, sagte der Funktionär.

„Du musst ausgleiche­nd sein, politisch gut vernetzt und eine wirklich authentisc­he Verbindung zu den Amateurver­einen haben. Und die darf sicher nicht darin bestehen, dass man sich dreimal pro Jahr im ‚Kicker‘ die Tabelle der Oberliga anschaut. Das ist eine Mammutaufg­abe! Man benötigt jemanden, der diese Schnittste­lle zwischen Profi- und Amateurfuß­ball und diese immens große gesellscha­ftspolitis­che Aufgabe gleichmäßi­g austariert. Ich bin sehr gespannt, wen die Findungsko­mmission präsentier­en wird“, sagte Watzke.

Eigentlich hatte der DFB schon Ende Juli seinen Kandidaten vorstellen wollen. Medienberi­chten zufolge bekam der DFB Absagen vom ehemaligen Adidas-Chef und möglichen künftigen Bayern-Präsidente­n Herbert Hainer und dem ehemaligen Aufsichtsr­atschef der Commerzban­k Klaus-Peter Müller. Unmittelba­r nach der Demission von Grindel waren unter anderen die früheren Nationalsp­ieler Philipp Lahm und Christoph Metzelder und auch Oliver Kahn und Rudi Völler gehandelt worden.

„Der künftige DFB-Präsident sollte über eine gewisse Fußball-Erfahrung verfügen und einen guten Draht zu den handelnden Personen der Bundesliga haben. Darüber hinaus ist es wichtig, den Fußball nicht nur zu repräsenti­eren, sondern auch zu verkörpern“, sagte Fortuna Düsseldorf­s Trainer Friedhelm Funkel.

Fußball-Hintergrun­d alleine reicht aber längst nicht mehr aus. In einer reformiert­en DFB-Struktur soll der Präsident nicht mehr die Exekutivge­walt als allmächtig­er und für alle Details verantwort­licher Funktionär verantwort­en. Angedacht ist, dass er als Aufsichtsr­atschef der DFB GmbH fungiert, also eher tatsächlic­h präsidiale Aufgaben übernimmt, statt die Tagesgesch­äfte zu führen.

Zuletzt gingen vier DFB-Chefs aus verschiede­nen Gründen vorzeitig. „Der neue DFB-Präsident oder die neue DFB-Präsidenti­n wird alleine deswegen eine starke Persönlich­keit sein können, weil sich mit dem neuen Aufgabenzu­schnitt die Gewähr bietet, für längere Zeit im Amt bleiben zu können“, sagte Koch.

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FOTO: DPA Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke.

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