Rammstein provozieren mit Kuss
Bei ihrem Moskau-Konzert setzte die Band ein Zeichen gegen Homophobie.
MOSKAU (dpa) Sex geht immer bei Rammstein. Oder Gewalt. Die Band aus Berlin ist bekannt für harte Texte und martialisches Auftreten. Provokationen scheinen dabei gewollt. Umso erstaunlicher, dass nun eine zarte Geste für Aufsehen sorgt. Die Gitarristen Richard Kruspe und Paul Landers küssen sich am Ende eines Songs auf der Bühne.
Na und? Es ist in Moskau! Hauptstadt eines Landes, in dem Menschenrechtler immer wieder brutale Übergriffe auf Homosexuelle beklagen. Das Stück, zu dem Kruspe und Landers im finalen Gitarrenduett langsam aufeinander zugehen, heißt „Ausländer“. Dann kommt der Kuss. Die Band postete nach ihrem Moskau-Konzert ein Foto des Kusses auf ihrem Instagram-Account. Kommentar in kyrillischer Schrift: „Russland, wir lieben dich.“Im Netz gab es dafür viel anerkennende Reaktionen. In Moskau allerdings rief etwa der Parlamentsabgeordnete Vitali Milonow dazu auf, Russland künftig solche Auftritte zu ersparen. „Wenn sie es für möglich halten, sich derartig aufzuführen, dann sollten wir es auch für möglich halten, uns von solchem Müll fernzuhalten“, sagte der Hardliner dem Radio NSN. Die Fans der Band seien doch nicht normal. Was Milonow auch nicht freuen wird: Es sind viele. Ins Moskauer Central Dynamo Stadion kamen gut 80.000.
Ein deutliches Statement der Solidarität mit der LGBTIQ-Gemeinde zeigte Rammstein schon beim Konzert im polnischen Chorzów, auch in Polen werden Homosexuelle immer wieder drangsaliert. Landers und Schlagzeuger Christoph Schneider schwenkten in den Schlauchbooten die Regenbogenfahne für Akzeptanz der Vielfalt lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller, intersexueller, queerer Lebensformen.