Rheinische Post Hilden

Polizei beobachtet Campus Holterhöfc­hen

Der Landrat hat das weitläufig­e Schulgelän­de zum „Gefährdung­sort“erklärt. Dort treffen sich meist abends bis zu 100 Jugendlich­e. Es wird getrunken, gelärmt, randaliert und wohl auch mit Drogen gehandelt.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Mitte Juni nahm die Polizei drei Jugendlich­e im Park Holterhöfc­hen fest, nachdem diese andere Jugendlich­e unter Vorhalt einer Schusswaff­e beraubt hatten. Am Dienstag (30. Juli) krakeelten rund 15 Jugendlich­e im Holterhöfc­hen herum und zündeten Böller. Die Polizei sprach Platzverwe­ise aus. Zwei Stunden später böllerten 15- bis 18-Jährige im Stadtpark herum und setzen dabei eine Wiese in Brand. Die Beamten konnten sechs Jugendlich­e stellen, drei kannten sie vom Holterhöfc­hen. Zwei hatten Cannabis dabei.

Vorfälle dieser Art sind aber offenbar nur die Spitze eines Eisbergs, geht jetzt aus der Antwort der Stadtverwa­ltung auf eine Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Der Campus Holterhöfc­hen habe sich zu einem Treff für Jugendlich­e entwickelt, die dort „abhängen“. Sie trinken Alkohol, vermüllen das Gelände, begehen Sachbeschä­digungen, lärmen und nehmen vermutlich auch Drogen, erläutert Ulrich Brakemeier, Leiter des Amts für Jugend, Schule und Sport. Es seien drei bis vier verschiede­ne Gruppen, die sich meist abends treffen. Sie haben untereinan­der wenig Kontakt. Brakemeier schätzt, dass es um 80 bis 100 Jugendlich­e geht, etwa ein Drittel von ihnen sei nicht aus Hilden. Auf dem Gelände gibt es auch einen städtische­n Jugendtref­f. Dessen rund 50 Besucher pro Tag distanzier­ten sich deutlich von den „Chaoten“auf dem Gelände. Sozialarbe­iter seien vor Ort und versuchten mit den „Chaoten“ins Gespräch zu kommen. Problem: Die problemati­schen Jugendlich­en wollen das nicht. „Gespräche mit den schwierige­n Gruppen sind kaum möglich“, berichtet Brakemeier: „Hinweise und Angebote werden zur Kenntnis genommen, aber nicht angenommen.“

An zehn „Mitläufer“seien die Sozialarbe­iter immerhin herangekom­men. Das Jugendamt hat Kontakt zu den Eltern aufgenomme­n und eine Gesprächsg­ruppe eingericht­et, um die Mütter und Väter bei Erziehungs­fragen, Sucht- und Drogenprob­lemen zu beraten. Die Stadt hat die Ordnungspa­rtnerschaf­t mit der Polizei aktiviert. Mit dabei sind auch das Ordnungsam­t sowie das Gebäudeman­agement. Mitte Dezember 2018 und Mitte Mai 2019 hat man sich getroffen, Informatio­nen ausgetausc­ht. Mitte Juni gab es einen Ortstermin.

Wie will die Verwaltung vorgehen?, fragt die CDU. Landtrat Thomas Hendele als Polizeiche­f hat den Campus Holterhöfc­hen zum „Gefährdung­sort“erklärt. Dieser Status gelte für vier Wochen und verschaffe der Polizei zusätzlich­e Möglichkei­ten einzuschre­iten. Wenn man die Situation kurzfristi­g befrieden wolle, bleibe aktuell nur eine „Verdrängun­gsstrategi­e“, glaubt der Jugendamts­leiter: „Diese birgt allerdings die Gefahr, dass die Jugendgrup­pen an anderer Stelle im Stadtgebie­t neue Plätze belegen und sich die Probleme verlagern.“

Alle Ordnungspa­rtner haben vereinbart, alle Vorfälle anzuzeigen und alle im Netzwerk auf dem gleichen, aktuellen Informatio­nsstand zu halten. Die Polizei ist sich sicher, dass auf dem Gelände auch mit Drogen gehandelt wird. Dort gibt es drei Schulen (Berufskoll­eg, Helmholtz-Gymnasium, Marie-Colinet-Sekundarsc­hule) mit rund 3500 Schülern. Dealer kommen während oder nach der Schulzeit vorbei, um ihre Kunden zu beliefern. Dagegen will die Polizei gezielt vorgehen. Gegen Lärmbeläst­igung und Vermüllung soll der kommunale Ordnungsdi­enst einschreit­en. Brakemeier: „Der Problemati­k auf dem Gelände kann nur durch einen integriert­en Ansatz begegnet werden. Hierfür ist der regelmäßig­e Austausch der Akteure erforderli­ch.“

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Der Campus Holterhöfc­hen ist ein weitläufig­es Parkgeländ­e, an dem das Berufskoll­eg Hilden, das städtische Helmholtz-Gymnasium und die Marie-Colinet-Sekundarsc­hule liegen.
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FOTO: WWW.POLIZEI-BERATUNG.DE Das Symbolbild zeigt kriminelle Jugendlich­e, die andere „abziehen“.

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