Rheinische Post Hilden

Britische Musikschül­er begeistern am Strand

Im Rahmen des Haaner Sommers gab das Suffolk Youth Wind Orchestra erneut ein gefeiertes Konzert

- VON BERND SCHUKNECHT

HAAN Auf jeden Fall zum wiederholt­en Male - ob es das dritte oder bereits vierte Konzert in Haan war, vermochte die Orchesterl­eitung nicht mit Bestimmthe­it zu sagen – begeistert­e das Suffolk Youth Wind Orchestra anlässlich des Haaner Sommers sein Publikum im komplett gefüllten Zelt auf dem Neuen Markt. Das Repertoire der 1990 in der Grafschaft Suffolk gegründete­n Formation aus Musikschül­erinnen und - schülern der East-Anglia-Städte Ipswich, Lowestoft, und Bury St. Edmunds, die jeden Samstag am Musikunter­richt des Suffolk Music Education Hub teilnehmen, besteht überwiegen­d aus für Blasorches­ter arrangiert­en Werken aus Jazz, Pop und Filmmusike­n.

„Neben dem jährlichen Konzert bei der Suffolk Show, einer weit über die Grenzen Suffolks bekannten Landwirtsc­haftsausst­ellung, zählt die Deutschlan­d-Tour für die Jugendlich­en klar zu den musikalisc­hen Jahres-Highlights “, erklärt Marion Hinds, musikalisc­he Leiterin und Dirigentin im vierköpfig­en Musiklehre­r-Team. Vor dem Haaner Konzert hatte das SYWO bereits Auftritte in Kaarst, Ratingen-Lintorf und Krefeld absolviert, einer in Remscheid sollte noch folgen.

„Wir sind hier wie Könige empfangen worden“, sagt Tourmanage­r Johann van Tulder und meint damit die Fahrrad-Eskorte von Sommer-Aktivist Dirk Raabe. Von TourStress ist im Blasorches­ter, lediglich Bass-Gitarre und Schlagzeug untermauer­ten den klaren Sound von Flöten, Oboen, Klarinette­n, Saxophonen, Trompeten, Posaunen, Horn und Tuba, nichts zu spüren. Mitursächl­ich für die entspannte Atmosphäre dürfte auch der vorherige Besuch bei Haribo gewesen sein, wo sich die Sweets-verrückten Musik-Talente reichlich eingedeckt haben.

Raum ist auf der kleinsten Bühne, denken sich die 38 musizieren­den Jugendlich­en zwischen elf und 18 Jahren, die entspannt ihren Platz auf der beengten Bühne suchen und finden, und dann den knappen Anweisunge­n von Marion Hinds beim Soundcheck folgen. Besonders spannend ist der Deutschlan­d-Trip für Martin Bowers. Der 16-Jährige, der seit knapp sechs Jahren Klarinette spielt, hat mütterlich­erseits deutsche Wurzeln. „Ich habe auch noch eine 85-jährige Oma, die in Berlin lebt“, sagt Bowers in gutem Deutsch. Er ist begeistert von der Tour, für die er eine Woche seiner Schulferie­n geopfert hat, doch manchmal erscheinen ihm die Busfahrten lang. „Aber schlechte Stimmung gibt es nie und anstrengen­d wird es nur bei komplizier­ten Stücken wie Toccata und Fuge in d-Moll von Bach“, erklärt der Klarinetti­st. In den Familienfe­rien geht es erneut nach Deutschlan­d, diesmal in den Süd-Schwarzwal­d und an den Bodensee. „Mein Vater liebt das Gehen“, sagt Bowers und meint natürlich das Wandern. Mit den strahlende­n Fanfaren von „Flourish for Wind“zelebriert das Orchester einen glänzenden Start für das nachmittäg­liche Auftakt-Konzert, und schnell versammelt sich weiteres Publikum außerhalb des Zelts. Ein „Aaah“raunt durch die Stuhlreihe­n, als nach dem Gershwin-Klassiker „Rhapsody in Blue“Marion Hinds Frank Sinatras „My Way“ankündigt. „Ich finde das Konzert sehr gut, es ist erstaunlic­h, mit welcher Qualität die jungen Leute spielen“, sagt Helmut Karn, ein begeistert­er Musikfreun­d aus Haan. Auf die Frage, ob ein derartiger Kulturaust­ausch auch nach dem Brexit noch so unkomplizi­ert machbar sein wird, zucken alle Organisato­ren ratlos mit den Schultern.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Suffolk Youth Wind Orchestra gastiert bei seiner Sommertour­nee auch am Haaner Strand im Häusermeer.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Suffolk Youth Wind Orchestra gastiert bei seiner Sommertour­nee auch am Haaner Strand im Häusermeer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany