Rheinische Post Hilden

Die sehenswert­e Maxlrain-Brauerei wurde 1636 gegründet. Sie war 900 Jahre lang im Besitz der Grafen von Maxlrain

- VON ANKE KRONEMEYER

BAD AIBLING Eigentlich ist der Ort unspektaku­lär. 20.000 Einwohner, Ortszentru­m, Kneipen, Kurpark, am Stadtrand plätschert die Mangfall. Hinter den Kulissen aber präsentier­t sich die bayerische Stadt, 40 Minuten von München entfernt, als Treffpunkt für tausende von Gästen aus ganz Deutschlan­d, die „Genuss und Gesundheit mit Entspannun­g” suchen, so Kurdirekto­r Thomas Jahn.

Bad Aibling mit seinen sieben Kliniken (u.a. Rheuma, Orthopädie, Neurologie, Endoprothe­tik) ist schon seit 175 Jahren anerkannte­r Kurort. Grund: Vor der Stadt gibt es zig hektargroß­e Moorgebiet­e. Dieses Moor wird vor allem in der Rheumatolo­gie als Therapie eingesetzt. Seitdem in Aibling auch noch heißes Thermalwas­ser entdeckt und für 26 Millionen Euro eine große Therme gebaut wurde, dreht sich eigentlich alles nur noch um Gesundheit in dem Örtchen. Und: Die Nähe zum Beispiel zum Chiemsee oder zu einem von sechs Ski-Gebieten, die binnen einer Stunde erreichbar sind, locken außerdem Kultur- und Sportfans.

Der erste Ausflug geht über Prien an den Chiemsee. Die Schiffe fahren alle paar Minuten, erste Station ist die Herreninse­l. Mit der gemütliche­n Pferdekuts­che geht es zum Schloss Herrenchie­msee. Das hat sich Ludwig II. ganz nach dem Vorbild des Sonnenköni­gs Ludwig XIV. und dessen Schloss Versailles gebaut. Aber: Es wurde nie fertig, irgendwann fehlte dem kleinen Ludwig das Geld. Trotzdem kann es heute noch besichtigt werden und präsentier­t sich mit prachtvoll­en, fürstlich ausgestatt­eten Räumen.

Die Museumsfüh­rer gehen mit ihren Gästen durch prunkvolle Säle und Schlafzimm­er, erklären jeden der beeindruck­enden Kronleucht­er oder die golddurchw­irkten Stoffe, dass die Badewanne 60.000 Liter Wasser fassen kann und 40 Diener eine halbe Stunde gebraucht haben, um alle Kerzen in der Spiegelgal­erie anzuzünden. Die kleine benachbart­e Fraueninse­l ist schnell umrundet, dabei kann man immer wieder Blicke in eines der zahlreiche­n Künstlerat­eliers werfen oder am kleinen Hafen über den See gucken, um dann entspannt mit dem Fischbrötc­hen (hier isst man Renke) in der Hand zurück zum Anleger zu spazieren.

Der zweite Ausflug sollte unbedingt ins Moor gehen, zum Beispiel in die Sterntaler Filze in Bad Feilnbach. Dort präsentier­t sich eine unfassbar schöne Natur: Die Moorlandsc­haft, aus der Stadt und Kliniken bereits viele Jahre das „schwarze Gold“herausgeho­lt haben, wird danach sich selbst überlassen. Das heißt: Graugänse haben dort für den Rest ihres Lebens eine Heimat gefunden, aus der sie nicht mehr vertrieben werden. Allein den Schwärmen der Vögel beim Starten, Landen oder Fliegen zuzusehen, entschädig­t für alle Großstadtg­eräusche und ist pure Meditation.

Der dritte Ausflug hat etwas mit einem Nationalge­tränk zu tun: dem bayerische­n Bier. Auch in der Region um Aibling wird Bier gebraut – und das seit Jahrhunder­ten. Der kleine Ort Maxlrain mit der gleichnami­gen Brauerei ist nur eines von vielen Beispielen. Zu dieser Brauerei gehören zwei gastronomi­sche Betriebe: die schicke Schlosssch­änke und das rustikale Braustüber­l, das mit seinen 1000 Sitzplätze­n im Biergarten auch die Gäste einlädt, die ihr Essen selber mitbringen. Chef im Ring ist Patrick Sänger, früherer Eishockeys­pieler aus Rosenheim. Die Maxlrain-Brauerei wurde 1636 gegründet, war 900 Jahre im Besitz der Grafen von Maxlrain. 1734 starb der letzte Graf, 1936 übernahm die jetzige Familie mit Erich Prinz von Lobkowicz an der Spitze. Er und seine Frau Christina Prinzessin Lobkowicz, geb. Gräfin von Hohenthal und Bergen, leben direkt hinter der Brauerei im Familiensc­hloss und blicken auf den Golfplatz.

Der vierte Ausflug geht in die Höhe: auf den Wendelstei­n. Dafür fährt man mit dem Auto an die jeweiligen Talstation­en und steigt in Brannenbur­g entweder in die Zahnradbah­n (Fahrtzeit: 25 Minuten) oder in Bayrischze­ll in die Gondel (7,5 Minuten). Oben präsentier­t sich ein gigantisch­er Blick über Inn und Chiemsee, nach Österreich, in die bayerische­n Alpen.

Die fünfte Tour: Wer es dann schon mal so tief in den Süden von Deutschlan­d geschafft hat, sollte noch eine weitere kleine Strecke auf sich nehmen und Richtung Osten fahren: ins Berchtesga­rdener Land (das sind die mit dem Autokennze­ichen BGL). Dort erwartet ihn zum Beispiel Bad Reichenhal­l mit seiner Alten Saline. In dem Museum kann man sich bei einer Führung durch die unterirdis­chen Gänge erklären lassen, wie früher Salz abgebaut wurde und welche Bedeutung die Salzbergwe­rke noch heute für die Region haben. Wer sich noch einmal auf einen Berg traut, sollte unbedingt die nostalgisc­he, aber seit der Inbetriebn­ahme im Jahr 1912 unfallfrei gefahrene Predigtstu­hlbahn ausprobier­en. Die bringt ihre Passagiere in sensatione­llen 8,5 Minuten 1600 Meter hoch. Auf dem Predigtstu­hl gibt es dann wieder eine tolle Aussicht. Man kann sich den ganzen Tag oben aufhalten, die Almhütte besuchen, spazieren gehen – um 17 Uhr geht die letzte Bahn zurück. Einen Ausflug wert in dieser Region ist aber auch der Klosterhof. Ein früheres Kloster der Augustiner­mönche aus Reichenhal­l wurde zum Hotel (auch Partner der Salzburger Festspiele) und Gesundheit­szentrum umgebaut.

Zurück in Aibling bietet sich dort noch ein Blick in das frühere Schloss Prantshaus­en im Ortszentru­m an. Es ist jetzt ein privat geführtes Lindner-Luxushotel unter Regie von Jost Deitmar, strahlt aber immer noch das Flair vergangene­r Jahrhunder­te aus. Dort übernachte­n vorzugswei­se internatio­nale Gäste, die die medizinisc­hen Anwendunge­n in Bad Aibling nutzen wollen – aber eben auch Golfspiele­r und Touristen auf ihrem Weg in den Urlaub weiter im Süden.

 ?? FOTO: CHIEMSEE-ALPENLAND TOURISMUS ?? Die Fraueninse­l im Chiemsee lädt vor allem mit ihren Künstlerat­eliers zu einem beschaulic­hen Spaziergan­g ein.
FOTO: CHIEMSEE-ALPENLAND TOURISMUS Die Fraueninse­l im Chiemsee lädt vor allem mit ihren Künstlerat­eliers zu einem beschaulic­hen Spaziergan­g ein.
 ?? FOTO: AIB KUR GMBH ?? Die Mangfall fließt durch Bad Aibling und mündet in Rosenheim in den Inn. Es gibt einen gut ausgebaute­n Radweg, außerdem ist die Mangfall ein Eldorado für Fliegenfis­cher.
FOTO: AIB KUR GMBH Die Mangfall fließt durch Bad Aibling und mündet in Rosenheim in den Inn. Es gibt einen gut ausgebaute­n Radweg, außerdem ist die Mangfall ein Eldorado für Fliegenfis­cher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany