Rheinische Post Hilden

Verwaltung: Gebühr für Radboxen senken

Vor zwei Jahren führte der Stadtrat eine Gebühr für die Fahrradbox­en an den beiden S-Bahnhöfen ein. Seitdem steht fast jede zweite Box leer. Die Verwaltung schlägt vor, die Gebühr ab 2020 zu senken. Die Bürgerakti­on will sie ganz abschaffen.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Seit 2. Juli 2017 verlangt die Stadt acht Euro im Monat oder 80 Euro im Jahr Miete für eine Radbox. Anfang Mai waren nur 52 von 113 Boxen am Bahnhof Hilden-Süd, berichtete die RP. Daraufhin griffen einige Fraktionen das Thema auf. Gibt es Überlegung­en, wie die Auslastung verbessert werden kann?, will die SPD-Fraktion von der Verwaltung wissen. Bürgermeis­terin Birgit Alkenings regt an, über eine Gebührense­nkung ab 2020 nachzudenk­en. Fahrradbox­en böten mehr Sicherheit gegen Diebstahl und Vandalismu­s als einfache Abstellanl­agen. Tatsächlic­h seien aber offensicht­lich viele Nutzer nicht bereit, für das sichere Fahrradpar­ken ein Entgelt zu zahlen. Zudem sei im Rathaus eine erneute Werbeoffen­sive angedacht worden: mit Werbeschil­dern (“Miet mich! Ein trockener und sicherer Platz für Ihr Fahrrad“), Pressemitt­eilungen und Informatio­nen in den sozialen Netzwerken.

Nach Ablauf von zwei Jahren seit Einführung der Gebühren habe die Verwaltung erstmals die tatsächlic­h entstanden­en Betriebsko­sten ermitteln können. Auch wegen einer damals bestehende­n Warteliste seien am Bahnhof Hilden-Süd 2017 44 zusätzlich­e Fahrradbox­en aufgestell­t worden, gefördert vom Verkehrsve­rbund Rhein Ruhr. Dafür seien in zwei Jahren 7569 Euro Betriebsko­sten angefallen, pro Box 172 Euro oder 86 Euro pro Jahr. Wegen der geringen Auslastung wurden in den vergangene­n zwei Jahren aber nur 1225 Euro an Gebühren eingenomme­n. Das macht ein Minus von 6343 Euro oder 72 Euro Euro pro Box und Jahr.

Die Bürgerakti­on Hilden hat den Antrag gestellt, die Nutzungsge­bühren wieder ersatzlos zu streichen. Für die ursprüngli­che Absicht, mit der Gebühr jährlich 12.000 Euro einzunehme­n, habe nie eine reale Chance bestanden, meint Ludger Reffgen. Tatsächlic­h seien nur etwa zehn Prozent davon in die Stadtkasse geflossen, wobei die dadurch ausgelöste­n Personalko­sten wohl noch höher liegen dürften. „Deshalb gebietet sich allein schon aus betriebswi­rtschaftli­chen Gründen die Abschaffun­g der Gebühr, von den umwelt- und klimafreun­dlichen Signal ganz zu schweigen.“ Beim ADFC-Landesverb­and will man nicht so recht glauben, dass die schlechte Auslastung der Radboxen nur etwas mit den Gebühren zu tun hat. „Gebühren für Radboxen sind nicht verkehrt“, sagt Matthias Schaarwäch­ter, Referent für Mobilität und Verkehr beim Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club NRW. Radstation­en sind Großgarage­n für Fahrräder. Dort werde einen Gebühr verlangt und auch bezahlt. „Radboxen machen Sinn, wenn sich keine Radstation lohnt.“Als die Radboxen noch gratis waren, gab es eine lange Warteliste. Problem: Schon damals konnte die Verwaltung nicht feststelle­n, ob die vergebenen Boxen auch tatsächlic­h genutzt wurden und wenn ja wie häufig. Die Gebühr wurde vor zwei Jahren auch deshalb eingeführt, um die Auslastung der vorhandene­n Fahrradbox­en zu erhöhen. Wer zahlen muss, überlegt sich schon, ob er eine Box auch tatsächlic­h braucht. Wenn diese Logik stimmt, werden zahlreiche Fahrradbox­en in Hilden offenbar nicht gebraucht. An der geringen Gebühr kann es eigentlich nicht liegen. Denn das Finanzamt erkennt bei der Einkommens­steuererkl­ärung 30 Cent pro Kilometer für den Weg zur Arbeit an (bis zu maximal 4500 Euro im Jahr); auch für Rad-, Bus- und Bahnfahrer. Da fallen 80 Euro pro Jahr für eine Radbox nicht wirklich ins Gewicht. Vielleicht hilft ein Experiment weiter: Rat und Verwaltung machen einen Teil der Boxen gebührenfr­ei - wenn der Nutzer Tag für Tag angibt, wie er die Box nutzt. Daten gegen Gratis-Service: Wie in den sozialen Netzwerken.

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Das entspricht rund 34 Prozent.
FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Die Stadt hat am S-Bahnhof Hilden Süd 44 zusätzlich­e Radboxen aufgestell­t. Davon sind nur 15 vermietet. Das entspricht rund 34 Prozent.

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