Die mit den Keulen schwingen
Bestimmte politischpublizistische Milieus haben wöchentliche Fieberschübe.
Diese Woche war erneut gekennzeichnet von Hysterien und Fieberschüben politisch korrekter Gesinnungspolizisten, die mit der Lupe auf Rassismus-Belegsuche gehen, so wie die SPD nach einem Vorsitzenden-Pärchen fahndet. Die Wächter, die sich als politische Anstandswauwaus mit Exekutionsrecht gefallen, haben den Skalp eines mir bis vor Kurzem nur vom Namen her bekannten Fleischfabrikanten und Fußball-Schreibtischhelden nicht bekommen. Clemens Tönnies ist „auf Schalke“eine große Nummer. Er hatte sich im Ton grob wie eine Leberwurst aus eigener Herstellung zu Wort gemeldet und die aktuelle Lust
auf CO2-Besteuerung gedanklich mit der Bevölkerungsexplosion in Afrika vermählt, die ihre Ursachen im allzu Menschlichen hat. Afrika-Fachleute sagten, Tönnies habe sich zwar im Ton vergriffen, aber in der Sache recht. Ansonsten ergossen sich über dem Schalker aus den (a)sozialen Netzwerken Empörungswellen wegen „Rassismus“und „ rechter Gesinnung“. Die Gesinnungspolizei machte bei Tönnies das typisch inkorrekte Verhaltensmuster „alter weißer Männer“aus. Diese zu diffamieren gehört in bestimmten politisch-publizistischen Milieus zum guten Ton. Ein zweiter Pranger wurde dem CDU-Mittelständler Carsten Linnemann errichtet. Anders als Tönnies war Linnemann nicht sprachlich entgleist. In der Sache hat er – Lehrer wissen das – ebenfalls recht. Linnemann hatte in dieser Zeitung gesagt, dass Sechsjährige, die kaum Deutsch verstünden und sprächen, in der ersten Grundschulklasse vorerst (!) nichts zu suchen hätten; sie müssten gesondert vorbereitet werden. Prompt traf auch Linnemann die Keule „Rassismus“. Zugespitzt ließe sich fragen, ob sich die Keulenschwinger noch einmal einschulen lassen sollten. Man soll ja sein Leben lang lernen.