Rheinische Post Hilden

Habeck legt Forderunge­n für höhere Fleischpre­ise vor

-

BERLIN (mar) In der Debatte um höhere Fleischpre­ise hat Grünen-Chef Robert Habeck als Alternativ­e zu einer höheren Mehrwertst­euer einen Vier-Punkte-Forderungs­katalog vorgelegt, um die klimaschäd­liche Massentier­haltung zu reduzieren. „Die Erhöhung würde wegen der stark progressiv­en Wirkung der Mehrwertst­euer vor allem die Fleischpro­dukte teurer machen, die jetzt schon teuer sind. Und das sind Produkte aus der Bio-Tierhaltun­g oder ähnlichen nachhaltig­en Tierhaltun­gen“, sagte Habeck. Stattdesse­n müsse die Bundesregi­erung vier konkrete agrarpolit­ische Maßnahmen ergreifen.

Politiker von Grünen und SPD hatten zuvor verlangt, den geltenden reduzierte­n Mehrwertst­euersatz für Fleisch abzuschaff­en und auf 19 Prozent zu erhöhen. Dadurch würden die Fleischpre­ise deutlich steigen und die Nachfrage reduziert. Die hohe Fleisch- und Milchprodu­ktion trägt zum Klimawande­l bei, weil Rinder bei ihrer Verdauung schädliche­s Methan ausstoßen.

Der Grünen-Parteichef widersprac­h jedoch den Forderunge­n. Billiges Fleisch aus der industriel­len Tierhaltun­g würde durch eine höhere Mehrwertst­euer kaum teurer, erklärte er. „Das Preisgefäl­le würde immer größer werden. Die Wahrschein­lichkeit ist hoch, dass dann mehr Verbrauche­r zu billigstem Fleisch greifen“, warnte Habeck. „Der Vorstoß, die Mehrwertst­euer auf Fleisch zu erhöhen, ist sicherlich gut gemeint gewesen. Dennoch ist er nicht zielführen­d.“

Stattdesse­n müsse erstens die Nutztierha­ltungsvero­rdnung überarbeit­et werden. „Weil das Bundesland­wirtschaft­sministeri­um aber eine rechtliche Vorgabe aussitzt, wissen die Bauern nicht, woran sie sind, und investiere­n erst mal gar nicht in andere Tierhaltun­gssysteme“, kritisiert­e Habeck. Zweitens brauche es ein „strenges Düngerecht, über das letztlich der Bestand des Tierbesatz­es geregelt werden kann“. Er verlangte drittens „eine verbindlic­he Haltungske­nnzeichnun­g, so dass die Verbrauche­r wissen, wie die tierischen Produkte entstanden sind und wofür sie mehr bezahlen“.

Habeck forderte viertens „eine strenge Qualifizie­rung der europäisch­en Agrargelde­r“. Diese würden derzeit nach Hektar ausgeschüt­tet. Der Landwirt bekomme das gleiche Geld, unabhängig von der Anzahl der gehaltenen Schweine oder Kühe. Durch die Steuergeld­er sollten aber die Landwirte bessergest­ellt werden, die weniger Tiere halten, den Tieren mehr Platz und Bewegung geben, sagte Habeck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany