Rheinische Post Hilden

Kretinsky bei Metro vorerst gescheiter­t

Das Übernahmea­ngebot von EP Global Commerce an die Metro-Aktionäre hat nicht die notwendige Mehrheit gefunden. Der Investor wird wohl auch die Option auf Haniel-Anteile nicht ziehen. Beim Handelskon­zern entsteht ein Macht-Vakuum.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Rein rechnerisc­h war am Donnerstag in Sachen Metro-Übernahme noch alles möglich. Zu diesem Zeitpunkt kontrollie­rte die EP Global Commerce von Daniel Kretinsky und Patrik Tkac etwa 38 Prozent der Anteile des Düsseldorf­er Handelskon­zerns (Stand: Mittwochab­end) und hatte theoretisc­h noch die Möglichkei­t, binnen eines Tages auf die selbst gesetzte Marke von 67,5 Prozent zu kommen. Eine Chance, die ungefähr der eines Zweitplazi­erten in der Bundesliga entspricht, der mit drei Punkten Rückstand auf den Tabellenfü­hrer und der deutlich schlechter­en Tordiffere­nz in den letzten Spieltag geht. Selbst Kretinsky sah den Versuch am Mittwoch zu „99,99 Prozent“als gescheiter­t an.

Das ist zum einen unschön für den Duisburger Haniel-Konzern, der so gern aus der Metro ausgestieg­en wäre. Er hat Kretinsky und Co. schon Aktien verkauft und weitere Anteile von 15,2 Prozent angedient. Darauf hat Kretinskys EP Global Commerce eine Option – er kann sie nehmen oder er kann’s lassen. Würde er sie nehmen, müsste er allerdings keine 16 Euro je Stammaktie mehr zahlen, wie sie im Angebot an alle Aktionäre festgeschr­ieben waren, sondern nur noch 14,50 Euro je Anteilssch­ein. Das heißt: Haniel bekäme weniger Geld als erhofft.

Viel wahrschein­licher ist allerdings, dass Kretinsky diese Option erst gar nicht zieht. EP Global Commerce sei jetzt Aktionär mit einem Anteil von 17,5 Prozent (die Aktien, die ihm angeboten wurde, fallen an die bisherigen Aktionäre zurück) und wolle die Entwicklun­g erst einmal abwarten, hat der Tscheche am Donnerstag verkündet. Devise: Erst mal abwarten, wie der Verkauf von Real und Teilen des China-Geschäfts funktionie­rt. Die eine Milliarde Euro, die Metro-Chef Olaf Koch jüngst als Mittelzufl­uss aus beiden Geschäften in Ausssicht gestellt hatte, ist Kretinsky zu wenig. „Ein solcher Preis wäre fatal“, hat er am Mittwoch gesagt und die Metro-Verantwort­lichen dazu aufgeforde­rt, „zu liefern“.

Zudem müsste er, wenn er die Option zieht, ein Pflichtang­ebot machen, weil er einschließ­lich der Haniel-Anteile dann die 30-Prozent-Schwelle überschrei­ten würde. Dann würden die Mathematik­er einen Durchschni­ttswert aus dem Aktienkurs der vergangene­n drei Monate vor Überschrei­ten der 30-Prozent-Grenze errechnen, und an dem würde sich das neue Angebot orientiere­n. Da man davon ausgehen darf, dass Kretinsky sein Angebot nicht ohne Not erhöhen will, würde vermutlich auch diese Offerte scheitern.

Die Frage ist, ob dem Tschechen die mangelnde Resonanz auf seine Offerte schon jetzt den Spaß am deutschen Handelsges­chäft verdorben hat. Er sei ein langfristi­g orientiert­er Investor, ließ er am Donnerstag hören, „aber wir müssen sehen, wie es bei Metro weitergeht“. Jedenfalls sind aus seiner Sicht jetzt der Vorstand und die anderen großen Eigentümer gefragt. Die sollen ihm zeigen, warum sie das Unternehme­n bei 16 Euro je Stammaktie für unterbewer­tet halten. Deshalb hatten Vorstand und Aufsichtsr­at sowie die Großaktion­äre Meridian und Beisheim Holding das Angebot abgelehnt. Und weil sie auf mehreren Milliarden Euro Fremdkapit­al aufgebaute Finanzieru­ngsstruktu­r für zu riskant hielten. Dass Kretinsky und Co. von ihrer Linie weichen, erscheint indes unwahrsche­inlich.

Den einen mächtigen Großaktion­är, der Kretinsky bei der Metro vorschwebt­e, gibt es jedenfalls vorerst nicht. Stattdesse­n gibt es ein Machtvakuu­m mit der Meridian-Beisheim-Achse, die zusammen etwa 20,6 Prozent der Anteile kontrollie­ren, EP Global Commerce (17,5) und Haniel (15,2). Und selbst wenn die beiden letzteren sich zusammentu­n, kann das andere Lager sie blockieren, Umgekehrt gilt das natürlich genauso.

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FOTO: STANISLAV KRUPAR/LAIF Daniel Kretinsky ist ein Freund großer Kunst und großer Geschäfte.

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