Rheinische Post Hilden

Roses Debüt wird quasi zum Heimspiel

- VON KARSTEN KELLERMANN

Gladbach spielt im Pokal beim 300 Kilometer entfernten SV Sandhausen vor rund 7000 Borussia-Fans.

MÖNCHENGLA­DBACH Das Stadion am Hardtwald in Sandhausen ist genau bemessen. 15.414 Zuschauer fasst es. Fast ebenso viele Einwohner hat die knapp acht Kilometer südlich von Heidelberg gelegene Gemeinde. Das Problem des dort beheimatet­en Zweitligis­ten: Nicht jeder Sandhäuser geht zwangsläuf­ig zum Fußball. Darum gibt es immer wieder Spiele, in denen die Fans des Gegners in der Überzahl sind. Das wird auch am Freitag so sein, wenn Europa-League-Teilnehmer Borussia Mönchengla­dbach zum Erstrunden-Pokalspiel ins nordwestli­che Baden-Württember­g reist.

Gladbach hat viele Fans in der Umgebung. Nur rund 25 Kilometer entfernt von Sandhausen sind zum Beispiel die „Neidenstei­ner Fohlen“beheimatet. Auch der größte Borussia-Fanclub weltweit, die „Odenwälder Fohlen“(800 Mitglieder), hat es nicht weit. 3500 Tickets sind offiziell an Gladbach-Fans verkauft worden, bis zu 4000 werden es sicher sein, schätzt Borussias Fan-Beauftragt­er Thomas „Tower“Weinmann. Doch vermutlich werden sich die Borussen-Anhänger auch freie Tickets in anderen Stadionber­eichen besorgen.

Die Sandhäuser sind derzeit bemüht, zumindest die Überzahl ihrer Fans hinzukrieg­en. Es könnte unter Umständen sogar knapp werden, denn es werden bis zu 7000 Gladbach-Freunde im Stadion sein, so die Schätzunge­n. Dass die Gäste-Fans gesanglich im Vorteil sein werden, ist so oder so zu vermuten. Nebenbei werden reichlich Freunde und Verwandte des Borussen Jonas Hofmann im Stadion sein. Knapp 60 Tickets hat der Mittelfeld­spieler nach eigenen Angaben besorgt. Hofmann kommt aus Heidelberg.

Alles in allem deutet viel darauf hin, dass das erste Pflichtspi­el des neuen Gladbach-Trainers Marco Rose zwar etwas über 300 Kilometer entfernt vom Borussia-Park ausgetrage­n wird, aber trotzdem quasi ein Heimspiel ist.

„Von unseren Fans bin ich bislang schwer begeistert. Egal, ob im Trainingsl­ager am Tegernsee, beim Familienfe­st oder auch an den anderen Tagen – die Art und Weise, wie freundlich die Leute uns gegenübert­reten, ist wirklich sehr angenehm. Jetzt geht es darum, gemeinsam mit unseren Anhängern erfolgreic­h in die Saison zu starten“, sagte Rose im Vorfeld des Pokalspiel­s, das am Freitag um 20.45 Uhr (Liveticker bei RP Online) angepfiffe­n wird.

Für die Borussen wird es nicht nur emotional, sondern auch von der sportliche­n und taktischen Herangehen­sweise wohl eher ein Heimspiel-Gefühl sein in Sandhausen. SV-Trainer Uwe Koschinat setzt in der Zweiten Liga zwar auf Pressing und Offensive, doch gegen die Borussen wird er sein Team vermutlich eher defensiv und tief stehend formieren und auf Konter lauern. So wie es gewöhnlich die Gäste im Borussia-Park tun. Entspreche­nd wird Rose seine Spieler instruiere­n.

So kann Gladbach dem in der Vorbereitu­ng eingeprobt­en Rose-Stil vermutlich gar nicht so recht frönen. „Wir werden möglicherw­eise gar nicht so oft in Pressingsi­tuationen kommen werden, sondern häufig erste und zweite Bälle verteidige­n müssen“, sagte Rose. Es wird darum gehen, geduldig Lücken zu suchen und zu finden, je schneller das klappt, desto entspannte­r könnte der Abend verlaufen. „Generell erwarte ich, dass wir am Freitagabe­nd versuchen, die Fehler zu minimieren und unser Spiel auf den Platz bringen“, sagte Rose. Folgt sein Team der Ansage des Trainers, sollte es der Favoritenr­olle gerecht werden und mit einem Quasi-Heimsieg in die zweite Pokalrunde einziehen.

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