Rheinische Post Hilden

Wer ist Bakery Jatta?

Er kam als Flüchtling und wurde Profi beim HSV. Behörden prüfen, ob er unter dem richtigen Namen eingereist ist.

- VON ROBERT PETERS

HAMBURG Es klingt wie ein Märchen. Ein 17-Jähriger flieht durch die Wüste und übers Meer nach Deutschlan­d. Er beteuert, nie zuvor in einem Verein Fußball gespielt zu haben, aber sein Talent ist offensicht­lich. Er macht ein Probetrain­ing beim Hamburger SV und wird Profi. Bakery Jatta heißt der Mann. Aber ist er wirklich Bakery Jatta? „Sport Bild“behauptet, sein wahrer Name sei Bakary Daffeh, und er sei nicht 21, sondern 23 Jahre alt.

Der Vertrag mit dem HSV wurde eine Woche nach dem 18. Geburtstag des Spielers Bakery Jatta geschlosse­n. Darauf gründet die Aufenthalt­ungsgenehm­igung

Worum geht’s?

Bakery Jatta verfügt über eine Aufenthalt­ungsgenehm­igung, weil er einen Vertrag beim HSV hat. Weil er zum Zeitpunkt der Einreise nicht volljährig war, konnte er den speziellen Flüchtling­s-Schutz eines „unbegleite­ten Minderjähr­igen“beanspruch­en. Er gab an, ohne Eltern aufgewachs­en zu sein. Einen Asylantrag stellte er aber nicht, und er genießt keinen Flüchtling­sstatus. Der Profivertr­ag mit dem Hamburger Klub wurde eine Woche nach seinem 18. Geburtstag geschlosse­n. „Sport Bild“schreibt, Jatta alias Daffeh habe entgegen seiner Aussagen bereits in afrikanisc­hen Vereinen und der Junioren-Nationalma­nnschaft Gambias gespielt. Bei seiner Vorstellun­g in Hamburg sagte Jatta: „Ich habe in Afrika in keinem Verein gespielt, das gab es dort nicht.“

Warum der Protest?

Jatta stand am Montag in der Startelf des Teams, das in der zweiten Liga mit 4:0 beim 1. FC Nürnberg gewann. Die Nürnberger legten wegen der Zweifel an Jattas Identität Protest gegen die Spielwertu­ng ein.

Was sagt der HSV?

Jattas Klub stellt sich hinter den Spieler. „Wir haben Jattas gültigen Reisepass inklusive Aufenthalt­sgenehmigu­ng vorliegen“, sagte Vorstandsc­hef Bernd Hoffmann. Zweifel an seinem Geburtsdat­um gab es schon früher, weil der damals 17-Jährige über eine erstaunlic­he körperlich­e Reife verfügte. Der HSV ließ den Spieler deshalb an den Universitä­tskliniken untersuche­n. Dort wurde festgestel­lt, dass die körperlich­e Entwicklun­g abgeschlos­sen sei. Dennoch erklärte Sportchef Peter Knäbel 2016: „Es gibt keinerlei Anzeichen, dass wir am Alter von Jatta, das er angeben hat, Zweifel haben müssten.“

Was sagt Jatta?

Nichts. Sein Berater Efe-Firat Aktas betonte im „Hamburger Abendblatt“: „Er hat einen gültigen Pass. Der wurde überprüft. Alles andere ist für uns nicht relevant.“

Was tut die Behörde?

Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass weder auf den Namen Bakery Jatta noch Bakary Daffeh ein Asylantrag gestellt worden sei. Das zuständige Bezirksamt Hamburg-Mitte prüft die Identität des Fußballers.

Was tut die DFL?

Sie verlangt von Verein und Spieler Stellungna­hmen. Sie verweist darauf, dass Jattas Name auf der Spielberec­htigungsli­ste steht, „insofern durfte er eingesetzt werden“.

Was kann passieren?

Das Bezirksamt und der DFB-Kontrollau­sschuss prüfen die Richtigkei­t der Angaben, die zu Jattas Verbleib im Land und zu seinem Vertrag beim HSV geführt habe. Sollten die sich als unwahr herausstel­len, droht dem Spieler nicht nur der Verlust der Spielberec­htigung, sondern sogar die Abschiebun­g. „Die Gründe für die damalige Duldung sind ja dann weggefalle­n, und dann wird auch der Aufenthalt rückwirken­d verwirkt“, erklärte der Bezirksamt­sleiter Falko Droßmann im NDR. Die Behörde müsste zunächst ein Rücknahmev­erfahren anstrengen.

Der Nürnberger Protest hat keine Aussicht auf Erfolg. Zum Zeitpunkt des Zweitligas­piels stand der Name Jatta schließlic­h auf der maßgeblich­en DFL-Liste. Eine rückwirken­de Löschung ist nicht denkbar. „Da es bisher keinen Beweis für eine falsche Identität des Spielers gibt, behält die Spielberec­htigung für Bakery Jatta, geboren am 6. Juni 1998, aktuell ihre Gültigkeit“, heißt es in einer Erklärung von DFL und DFB.

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FOTO: DPA Training beim Hamburger SV: Bakery Jatta beim Hindernisl­auf.

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