Rheinische Post Hilden

Großkreutz trifft seine echte Liebe

- VON THOMAS SCHULZE

In der ersten Runde des DFB-Pokals spielt er mit dem KFC Uerdingen gegen Dortmund.

KREFELD Er wartet seit Wochen auf diesen Tag. Sein Herz hüpft vor Freude, wenn er an das bevorstehe­nde Rendezvous mit seiner großen Liebe denkt – obwohl es die Ex ist. „Für mich ist das ein ganz besonderes Spiel“, sagt Kevin Großkreutz, der nun für den KFC Uerdingen spielt und in der ersten DFB-Pokalrunde (in Düsseldorf) auf Borussia Dortmund trifft. „Ich kann es kaum erwarten. Ich bin seit meiner Kindheit Fan und der BVB wird immer mein Lieblingsv­erein bleiben.“

Großkreutz lebte sein ganz persönlich­es Märchen: nicht vom Tellerwäsc­her zum Millionär, sondern vom Fan zum Weltmeiste­r, Deutschen Meister, Pokalsiege­r mit dem Lieblingsv­erein. Doch im Sommer 2015 machte der BVB Schluss. Großkreutz suchte neues Glück in Istanbul, Stuttgart und Darmstadt, ehe er nach Uerdingen kam. Das hat auch den Vorteil, dass er abends zu Hause bei seiner Familie in Dortmund ist, dass er bei seinem Heimatvere­in VfL Kemminghau­sen oder in seiner Kneipe „Mit Schmackes“vorbei schauen kann.

Und jetzt trifft er im KFC-Trikot auf seinen Lieblingsv­erein. „Ein bisschen komisch ist das schon“, gesteht er. Verständli­ch, schließlic­h ist schon jetzt klar, dass er mit seinem Freund Marco Reus nach dem Schlusspfi­ff das Trikot tauschen wird. Aber wird er ihn auch angreifen? Vielleicht sogar foulen? Großkreutz geht zum Angriff über: „Für die 90 Minuten kenne ich keine Freunde. Ich will den BVB ein bisschen ärgern, danach bin ich dann wieder Fan.“

Es darf auch ein bisschen mehr sein, aber nicht zu viel. Bei einem zumindest theoretisc­h möglichen Elfmetersc­hießen würde Großkreutz nur ungern antreten. „Ich bin ein schlechter Schütze“, sagt er vorbeugend. Aber so weit wird es auch nicht kommen.

Das Pokalspiel zwischen Uerdingen und Dortmund ist reizvoll, stehen sich doch ein ambitionie­rter Drittligis­t und im Supercupge­winner ein Titelkandi­dat gegenüber. Doch dank Kevin Großkreutz ist die Partie der Knüller dieser ersten Pokalrunde. Grund genug, die Begegnung um 20.45 Uhr live im Fernsehen zu zeigen. Und Sport1, das als erster Privatsend­er ein Pokalspiel live im Free-TV zeigt, pusht die Partie seit Tagen. „Es ist der Auftakt in einem extrem populären Wettbewerb“, sagt DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth, der daher auch überhaupt keinen Grund sieht, am Modus oder Endspielor­t etwas zu ändern. „Es ist die Verbindung zwischen den Großen und Kleinen, die die Strahlkraf­t des Pokals ausmacht.“

Tatsächlic­h hat der Pokal nichts von seinem Reiz eingebüßt, obwohl die Überraschu­ngen aufgrund der größer gewordenen Leistungsu­nterschied­e immer seltener werden. „Ich kann mir nicht vorstellen, das Bayern oder der BVB in der ersten Runde patzen“, sagt Stefan Effenberg, der keinen Hehl daraus macht, dass für ihn der Pokalsieg mit Borussia Mönchengla­dbach 1995 einen höheren Stellenwer­t hat als der mit Bayern München im Jahr 2000.

Pflichtgem­äß warnen die Verantwort­lichen in Dortmund davor, den Außenseite­r zu unterschät­zen. „Die erste Runde kann auch mal ein Stolperste­in sein“, sagt Lizenzspie­ler-Chef Sebastian Kehl. Und Trainer Lucien Favre fordert: „Wir müssen top vorbereite­t sein.“

Abschenken wollen die Uerdinger die Partie nicht. „Wir öffnen das Stadion nicht, um Bratwurst zu verkaufen“, sagt KFC-Geschäftsf­ührer Niko Weinhart. „Wir haben Bock auf dieses Spiel, eine gute Mannschaft, wollen die Großen ärgern und für uns Werbung betreiben.“Ob das gelingt? Schließlic­h ist Dortmund laut Trainer Vogel „nicht eine der besten Mannschaft­en Deutschlan­ds, sondern Europas.“

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FOTO: STEFAN BRAUER KFC-Kapitän Kevin Großkreutz mit seiner Tochter Leonie auf dem Arm in der Düsseldorf­er Merkur Spiel-Arena.

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