Polizeipräsidium bleibt eine Großbaustelle
Asbest im Altbau, kein Zutritt zum Neubau und kein fester Boden in der Werkstatt: Die Polizei will ein zweites Präsidium.
Nächstes Jahr feiert das Projekt Neuund Umbau des Polizeipräsidums am Jürgensplatz sein Zehnjähriges. Im Dezember 2010 wurde der Architektenentwurf ausgesucht, die Eröffnungsfeier für 2015 anvisiert. Inzwischen gilt als wahrscheinlich, dass die frühestens in vier Jahren stattfinden wird. Intern ist sogar von einer Fertigstellung erst im Jahr 2025 die Rede.
Schuld an den jüngsten Verzögerungen ist vor allem die aufwändige Asbestentsorgung im Altbau. Erst nachdem die Hälfte des denkmalgeschützten Gebäudes neu verputzt war, wurde mit neuer Messtechnik festgestellt, dass im alten Putz das giftige Material steckt. Jetzt müssen beide Schichten wieder ab.
Der 2015 begonnene Neubau, der teils zwischen den Flügeln des Altbaus steht, ist fertig. Die Leitstelle darin ist mit modernster Technik ausgestattet; hat aber einen Schönheitsfehler: Man kann sie nur durch den Altbau erreichen. Und der ist wegen des Asbests gesperrt.
Der Zugang ist nicht das einzige Problem an der Leitstelle. Sie ist auch für die seit Baubeginn gestiegenen Anforderungen zu klein. Dafür hat auch die Gewerkschaft der Polizei keine Lösung. „Damit werden wir wohl leben müssen, denn eine Erweiterung der Leitstelle im Neubau ist nicht möglich,“sagt Manfred Böhm, Mitglied im Landesvorstand der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und als Mitglied des Personalrats derzeit im Ausweichpräsidium an der Haroldstraße untergebracht.
Dort hatte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) im ehemaligen Innenministerium zwei Etagen für die Polizei hergerichtet. Dienststellen wie Staatsschutz und Mordermittler blieben im Altbau und sind es immer noch. Zwar hatte der BLB schon vor zwei Jahren Verzögerungen damit begründet, dass aus Rücksicht auf die Polizeiarbeit die Bauarbeiter immer wieder Ruhephasen einlegen müssten. Doch die Gewerkschaft berichtet von anhaltender Belastung durch Lärm und Dreck, auch durch lärmintensive Arbeiten während der Kernarbeitszeit. Und die betroffenen Beamten wissen längst, dass das Ergebnis sie kaum für die Dauerbelastung entschädigen wird: Aus Kostengründen sollen im sanierten Altbau die alten Fenster bleiben, in der Funkwerkstatt, wo auch schwere Fahrzeuge gewartet werden müssen, trägt der Boden wegen Statikproblemen stellenweise nur noch maximal 200 Kilogramm Gewicht und wegen des Denkmalschutzes ist auch am Zuschnitt und der Größe der Büros nicht viel zu machen.
Was im Frühjahr noch eine Überlegung war, liegt dem BLB inzwischen schwarz auf weiß vor: Die Polizei beantragt einen weiteren Neubau. Der könnte in Hamm stehen, wo bis 2007 ein neues Präsidium schon einmal geplant wurde, oder auf der Freifläche neben dem Gerichtsgebäude in Oberbilk, die als Reserve für die Justiz gedacht war.
Der Standort hätte einige Vorteile: Dort könnte im „PP II“das Gewahrsam untergebracht werden, aus dem Verdächtige dann gleich nebenan dem Haftrichter vorgeführt werden könnten. Das 2002 sanierte Gewahrsam im Altbau am Jürgensplatz ist seit der Novellierung des Polizeigesetzes im vergangenen Jahr nicht mehr zeitgemäß, war aber im Neuund Umbau-Projekt gar nicht vorgesehen. Neben dem Gewahrsam könnte man dort die Kripo unterbringen, damit die Ermittler ebenfalls kurze Wege haben. Und für die Hundertschaft wäre auch noch Platz. Sogar für eine zweite, sagt Gewerkschafter Böhm, denn dass die Düsseldorfer Polizei Bedarf für eine zusätzliche Hundertschaft hat, sei längst offensichtlich.
Bis das Land aber eine zweite Hundertschaft einsetzt, könnte tatsächlich sogar das Bauprojekt abgeschlossen sein. In den nächsten Jahren nämlich reicht die Zahl der neu ausgebildeten Polizisten nicht einmal aus, um die zu ersetzen, die in Rente gehen. Geschweige denn für eine neue Einheit.
Und obwohl auch in diesem Jahr wieder eine Lücke im Personalbedarf klaffen wird, steigt der Platzbedarf jedes Jahr an. Aus Sicht der Gewerkschaft ein weiterer Grund für einen schnellen zweiten Neubau: „Wir müssen attraktive Arbeitsplätze anbieten, um unter den Behörden konkurrenzfähig zu bleiben, wenn es um gutes Personal geht“, sagt Böhm. Vorstellbar sind für die Gewerkschaft dann auch eine Betriebskita und Eltern-Kind-Büros.
Dieses Projekt ist ein Desaster, das die Mitarbeiter ausbaden müssen, findet unsere Autorin.
Kommentar