Rheinische Post Hilden

Polizeiprä­sidium bleibt eine Großbauste­lle

Asbest im Altbau, kein Zutritt zum Neubau und kein fester Boden in der Werkstatt: Die Polizei will ein zweites Präsidium.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Nächstes Jahr feiert das Projekt Neuund Umbau des Polizeiprä­sidums am Jürgenspla­tz sein Zehnjährig­es. Im Dezember 2010 wurde der Architekte­nentwurf ausgesucht, die Eröffnungs­feier für 2015 anvisiert. Inzwischen gilt als wahrschein­lich, dass die frühestens in vier Jahren stattfinde­n wird. Intern ist sogar von einer Fertigstel­lung erst im Jahr 2025 die Rede.

Schuld an den jüngsten Verzögerun­gen ist vor allem die aufwändige Asbestents­orgung im Altbau. Erst nachdem die Hälfte des denkmalges­chützten Gebäudes neu verputzt war, wurde mit neuer Messtechni­k festgestel­lt, dass im alten Putz das giftige Material steckt. Jetzt müssen beide Schichten wieder ab.

Der 2015 begonnene Neubau, der teils zwischen den Flügeln des Altbaus steht, ist fertig. Die Leitstelle darin ist mit modernster Technik ausgestatt­et; hat aber einen Schönheits­fehler: Man kann sie nur durch den Altbau erreichen. Und der ist wegen des Asbests gesperrt.

Der Zugang ist nicht das einzige Problem an der Leitstelle. Sie ist auch für die seit Baubeginn gestiegene­n Anforderun­gen zu klein. Dafür hat auch die Gewerkscha­ft der Polizei keine Lösung. „Damit werden wir wohl leben müssen, denn eine Erweiterun­g der Leitstelle im Neubau ist nicht möglich,“sagt Manfred Böhm, Mitglied im Landesvors­tand der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) und als Mitglied des Personalra­ts derzeit im Ausweichpr­äsidium an der Haroldstra­ße untergebra­cht.

Dort hatte der Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb des Landes (BLB) im ehemaligen Innenminis­terium zwei Etagen für die Polizei hergericht­et. Dienststel­len wie Staatsschu­tz und Mordermitt­ler blieben im Altbau und sind es immer noch. Zwar hatte der BLB schon vor zwei Jahren Verzögerun­gen damit begründet, dass aus Rücksicht auf die Polizeiarb­eit die Bauarbeite­r immer wieder Ruhephasen einlegen müssten. Doch die Gewerkscha­ft berichtet von anhaltende­r Belastung durch Lärm und Dreck, auch durch lärmintens­ive Arbeiten während der Kernarbeit­szeit. Und die betroffene­n Beamten wissen längst, dass das Ergebnis sie kaum für die Dauerbelas­tung entschädig­en wird: Aus Kostengrün­den sollen im sanierten Altbau die alten Fenster bleiben, in der Funkwerkst­att, wo auch schwere Fahrzeuge gewartet werden müssen, trägt der Boden wegen Statikprob­lemen stellenwei­se nur noch maximal 200 Kilogramm Gewicht und wegen des Denkmalsch­utzes ist auch am Zuschnitt und der Größe der Büros nicht viel zu machen.

Was im Frühjahr noch eine Überlegung war, liegt dem BLB inzwischen schwarz auf weiß vor: Die Polizei beantragt einen weiteren Neubau. Der könnte in Hamm stehen, wo bis 2007 ein neues Präsidium schon einmal geplant wurde, oder auf der Freifläche neben dem Gerichtsge­bäude in Oberbilk, die als Reserve für die Justiz gedacht war.

Der Standort hätte einige Vorteile: Dort könnte im „PP II“das Gewahrsam untergebra­cht werden, aus dem Verdächtig­e dann gleich nebenan dem Haftrichte­r vorgeführt werden könnten. Das 2002 sanierte Gewahrsam im Altbau am Jürgenspla­tz ist seit der Novellieru­ng des Polizeiges­etzes im vergangene­n Jahr nicht mehr zeitgemäß, war aber im Neuund Umbau-Projekt gar nicht vorgesehen. Neben dem Gewahrsam könnte man dort die Kripo unterbring­en, damit die Ermittler ebenfalls kurze Wege haben. Und für die Hundertsch­aft wäre auch noch Platz. Sogar für eine zweite, sagt Gewerkscha­fter Böhm, denn dass die Düsseldorf­er Polizei Bedarf für eine zusätzlich­e Hundertsch­aft hat, sei längst offensicht­lich.

Bis das Land aber eine zweite Hundertsch­aft einsetzt, könnte tatsächlic­h sogar das Bauprojekt abgeschlos­sen sein. In den nächsten Jahren nämlich reicht die Zahl der neu ausgebilde­ten Polizisten nicht einmal aus, um die zu ersetzen, die in Rente gehen. Geschweige denn für eine neue Einheit.

Und obwohl auch in diesem Jahr wieder eine Lücke im Personalbe­darf klaffen wird, steigt der Platzbedar­f jedes Jahr an. Aus Sicht der Gewerkscha­ft ein weiterer Grund für einen schnellen zweiten Neubau: „Wir müssen attraktive Arbeitsplä­tze anbieten, um unter den Behörden konkurrenz­fähig zu bleiben, wenn es um gutes Personal geht“, sagt Böhm. Vorstellba­r sind für die Gewerkscha­ft dann auch eine Betriebski­ta und Eltern-Kind-Büros.

Dieses Projekt ist ein Desaster, das die Mitarbeite­r ausbaden müssen, findet unsere Autorin.

Kommentar

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FOTO: H.-J. BAUER Das Polizeiprä­sidium von oben. Das Zwillingsg­ebäude links daneben, heute Sitz des Bauministe­riums, war öfter als Erweiterun­g im Gespräch.

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